Kampf für Freiheit
Marcus stieß mit aller Macht sein hölzernes Schwert in seine Richtung und ließ gleichzeitig aus den tiefsten Tiefen seiner Lungen einen Schrei los, der sich mit dem Gebrüll der anderen vermischte.
Amatus schürzte die Lippen und nickte. »Schon besser, aber Angst macht ihr mir immer noch keine. Also arbeitet daran.«
In den nächsten Tagen machten sie mit den gleichen Übungen weiter. Dann brachte ihnen Amatus die grundlegenden Schwerthiebe bei. Stunde um Stunde übten sie, indem sie auf die Pfosten einstießen und schlugen. Die Luft war erfüllt vom Krachen von Holz auf Holz und den Schreien der Jungen bei ihren Angriffen.
Die ganze Zeit hindurch beobachtete Marcus Ferax genau, um sicherzugehen, dass er ihn nicht angriff, sobald Amatus in die andere Richtung schaute. Der Kelte seinerseits musterte ihn voller Verachtung und verbreitete überall, dass er Marcus verprügelt hatte. Die anderen Jungen fürchteten sich jetzt nur noch mehr vor Ferax und taten alles, um nicht seine Aufmerksamkeit zu erregen. Also freundete sich keiner mit Marcus an oder redete auch nur mit ihm. Marcus versuchte, sich dies nicht zu Herzen zu nehmen. Er hatte ja die Gesellschaft der beiden Athener, dazu noch Brixus, der ihn gut behandelte und ihm meistens abends Essensreste zusteckte. Trotzdem merkte Marcus, wie die Verzweiflung in seinem Herzen allmählich wuchs. Er war immer noch weit davon entfernt, General Pompeius zu finden und seine Freiheit und die seiner Mutter zu erringen. Auch würde er sich nicht an Decimus rächen können, solange er noch hier in der Gladiatorenschule gefangen gehalten wurde.
Sein Leid wurde noch durch die grausamen Streiche vergrößert, die ihm Ferax spielte, sobald Amatus ihnen den Rücken zukehrte. An manchen Tagen manövrierte er sich absichtlich nah an Marcus heran und stellte ihm dann ein Bein, während sie ihre Runden um das Übungsgelände liefen. Oder er schubste Marcus, wenn sie Gewichte hoben, sodass der die Gewichte in den Sand fallen ließ und Amatus wütend zu ihm herumfuhr, ihn beschimpfte und ihn mit dem Stock schlug. Marcus ertrug alles mit grimmiger Entschlossenheit. Er wollte abwarten, seine Kraft stärken und geduldig auf den Tag harren, an dem er bereit sein würde, sich gegen seinen Quälgeist zu wehren.
Das Jahr ging bereits dem Ende zu, und noch immer hatte sich keine Gelegenheit zur Flucht geboten, da die Sklaven ständig innerhalb der Mauern gehalten wurden.
In der Gladiatorenschule wurden die Vorkehrungen für das alljährliche Fest der Saturnalien getroffen. Eines Morgens rumpelten Wagen in den Hof, die mit Krügen voller Wein, feinem Brot, geräuchertem Fleisch und körbeweise Gebäck beladen waren. Marcus und die anderen luden sie unter den wachsamen Augen von Amatus und mehrerer Wachsoldaten ab, die verhindern sollten, dass jemand etwas stahl. Sobald die Vorräte für das Fest in einem der Lagerräume untergebracht waren, schloss Amatus die Tür zu und brachte Taurus den Schlüssel.
Während die Jungen darauf warteten, dass Amatus zurückkehren würde, trat Ferax zur Tür und schnüffelte. »Riecht ihr das, Jungs? Riecht ihr all das gute Essen? In fünf Tagen werden wir uns da durchfressen.«
Einer der Wachmänner lachte. »Wenn der Meister nicht mit euren Fortschritten zufrieden ist, dann kriegst du höchstens, was übrig bleibt, wenn die Männer fertig sind, mein Junge. Das wird dann euer Festschmaus.«
Ferax machte ein grimmiges Gesicht. »Das ist nicht fair. Wir haben genauso viel Anrecht drauf.«
»Pass auf, was du sagst! Und vor allem zu wem! Du bist in der Hackordnung ganz unten.« Der Wachmann gab Ferax eine leichte Ohrfeige. »Und nenn mich gefälligst ›Herr‹, wenn du mit mir sprichst.«
»Ja, Herr.« Ferax verneigte sich. Er bemerkte Marcus und grinste. »Aber ihr irrt euch in einer Sache, Herr. Ich bin nicht ganz unten. Das ist der da.« Seine Lippen verzogen sich zu einem gemeinen Grinsen. »Der Sohn eines Zenturios.«
Marcus stand reglos da und verbarg seinen Hass und seine Wut, während Ferax nun lauter weitersprach und sich an die anderen Schüler wandte. »Wenn die Saturnalien kommen, dann darf zuerst ich etwas vom Tisch auswählen. Und dann meine Freunde, dann ihr anderen alle und zuletzt der da.« Er stieß mit dem Finger in Marcus’ Richtung. »Wenn jemand versucht, sich vorzudrängeln, dann kriegt er es mit mir zu tun, und ihr alle wisst, was mit denen geschieht, die sich mir widersetzen …«
Kaum einer der Jungen wagte es, ihm ins Gesicht
Weitere Kostenlose Bücher