Kampf für Freiheit
hinüberging – massige, mannshohe, in den Boden gerammte Stämme, die nach all den Jahren, in denen sie die Schläge der jungen Gladiatorenanwärter hatten über sich ergehen lassen, völlig ramponiert und zersplittert waren. Als alle Jungen sich aufgestellt hatten, trat Amatus an einen Pfosten in der Mitte der Reihe. Er wandte sich zu den Jungen um.
»In den letzten Monaten habe ich eure Kräfte für das, was nun vor euch liegt, trainiert. Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit. Ihr macht eure Übungen weiter, aber von nun an mit dieser Ausrüstung. Und ihr lernt auch die wichtigsten Kampftechniken. Heute üben wir die absolute Grundlage: das Vorstoßen, das Zurückziehen und das Parieren. Schaut gut hin.«
Amatus hob seinen Schild und machte mit dem linken Fuß einen Schritt vor.
»Seht ihr? Ihr haltet euch im Gleichgewicht und senkt dann euren Körper ein wenig, sodass ihr euer Gewicht jederzeit vor oder zurück werfen könnt, wie es nötig ist. Geht immer zuerst mit dem linken Fuß vor und lasst dann den rechten folgen. Das hier ist nicht wie normales Gehen.«
Er schaute die Reihe der Jungen entlang. »Verstanden? Ich will keinen sehen, der die Beine über Kreuz stehen hat. Wenn ihr das in einem echten Kampf macht, erwischt euch euer Gegner, wenn ihr nicht im Gleichgewicht seid, und wirft euch im Nu um. Lernt jetzt, euch richtig zu bewegen. Es muss euch zur zweiten Natur werden. Gut, macht jetzt einen Schritt vor, und wenn ich vorpresche, dann zieht ihr euch zurück, und der Abstand soll zwischen uns dabei stets gleich bleiben. Klar? Dann auf die Plätze!«
Marcus schob seinen linken Fuß vor, hielt den Schild in die Höhe und schaute nach rechts und links, um zu sehen, ob er in der richtigen Position war. Amatus schritt die Reihe ab, nickte hier zustimmend, bellte dort scharfe Kritik, während er die Reihe seiner Schüler inspizierte. Er blieb vor Marcus stehen.
»Was zum Teufel machst du da? Das ist ein Schwert und kein Spazierstock, verdammt! Halt es hoch, parallel zum Boden, dass die Spitze knapp vor dem Schild ist! Du musst bereit sein, jederzeit loszuschlagen oder zu parieren.«
»Ja, Meister.« Marcus machte, was er ihm gesagt hatte.
»So ist es besser.« Amatus ging weiter.
Als er sich davon überzeugt hatte, dass alle bereit waren, begann Amatus, mit ihnen die Bewegungen einzuüben, beschleunigte immer mehr und prüfte ihre Reaktionsgeschwindigkeit mit gelegentlichen schnellen Vorstößen und Rückzügen. Wer zu langsam reagierte, wurde angebrüllt und musste um das Trainingsgelände laufen, ehe er sich wieder zu seinen Gefährten gesellen durfte.
Im Laufe der Stunden merkte Marcus immer deutlicher, wie schwer seine Ausrüstung war, und er spürte, wie seine Muskeln unter dieser Belastung ächzten und brannten. Aber er biss die Zähne zusammen und machte weiter, beobachtete Amatus genau und passte seine Bewegungen so rasch an, wie er nur konnte.
Schließlich richtete sich Amatus auf und ließ seinen Schild sinken. Er blickte seine Klasse mit einem spöttischen Lächeln an. »Das war … jämmerlich. Noch nie im Leben habe ich einen solchen Haufen von Schwächlingen vor Augen gehabt. Also müssen wir einfach immer weitermachen, bis eure dicken Bauernschädel es endlich begreifen. Also, auf die Plätze! Anfangen!«
Sie übten die Bewegungen noch den ganzen restlichen Tag und auch den ganzen nächsten Morgen. Amatus erhöhte die Geschwindigkeit und brüllte jedes Mal ein ohrenbetäubendes »Ha!«, wenn er die rechte Hand nach vorne stieß. Die Jungen reagierten, indem sie ihre Schilde und Schwerter hochhoben. Sie waren nun bereit, direkte Angriffe, Hiebe von oben und von der Seite zu parieren. Als sich Amatus zurückzog und das Schwert senkte, führten sie ihre Stöße gegen imaginäre Gegner aus und brüllten ihre eigenen schrillen Kampfschreie.
»Was zum Teufel sollte das denn sein?«, schrie Amatus wütend nach ihrem ersten Versuch. »Wollt ihr mich zum Lachen bringen? Wenn ihr angreift, dann müsst ihr brüllen wie die Löwen! Zum Gewinnen gehört mehr, als nur eine Klinge zu schwingen. Ihr müsst euren Gegnern Angst einjagen. Ihr müsst sie glauben machen, dass ihr wilde, barbarische Krieger seid, deren Blut auf dem Siedepunkt ist. Wenn sie euch fürchten, dann habt ihr den Kampf schon halb gewonnen. Versucht es noch mal.«
Er ging wieder in die Hocke, hielt kurz inne, trat zwei Schritte zurück und richtete sein Schwert auf den Sand, um seinen Schülern das Signal zum Angriff zu geben.
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