Kampf für Freiheit
eine Kopfbewegung zu dem Schemel auf der anderen Seite des Tisches, und Marcus folgte seiner Aufforderung. Er bemerkte, dass zwei Becher auf dem Tisch standen. Brixus füllte den zweiten Becher und schob ihn vorsichtig zu Marcus herüber.
»Da, trink das. Das ist gut gegen die Kälte.«
»Danke.« Marcus nickte und nahm den Becher, ein einfaches Tongeschirr mit abgeschlagenem Rand. Er hatte schon früher Wein getrunken, den seine Mutter allerdings stark mit Wasser verdünnt hatte. Aber der raue Geschmack des Getränks, das ihm Brixus eingeschenkt hatte, überraschte ihn doch.
»Nicht gerade der beste.« Brixus lächelte. »Aber Wein ist hier gar nicht so leicht zu kriegen. Den hier habe ich einem Wachmann abgekauft.«
»Du hast Geld?«, fragte Marcus überrascht. Die meisten Sklaven, die er kannte, durften kein eigenes Geld besitzen.
»Ja, natürlich. Porcino erlaubt den Sklaven, denen er am meisten vertraut, dass sie Geld verdienen und sparen. Schließlich haben wir vielleicht eines Tages genug zusammengekratzt, um unsere Freiheit zu erkaufen, und dann verdient er noch ein ordentliches Sümmchen damit und muss uns außerdem nicht durchfüttern, wenn wir alt werden. Na, jedenfalls …« Er nippte rasch an seinem Becher, verengte die Augen ein wenig und schaute zu Marcus hinüber. »Du möchtest mehr über Spartakus erfahren?«
»Ja.«
»Gut, aber erst muss ich eines zwischen uns klarstellen. Ich denke, du hast den Tag nicht vergessen, als wir zusammen für den Herrn in seiner Villa das Messing poliert haben.«
»Ich erinnere mich gut daran.«
»Ja. Und du erinnerst dich wohl auch daran, dass ich gesagt habe, ich hätte Spartakus gekannt.«
Marcus nickte. »Du hast gesagt, du hättest ihn gut gekannt.«
»Du hast also den Eindruck gewonnen, dass ich vielleicht einer seiner Freunde war?«
Marcus wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Stattdessen nippte er noch einmal von der feurig brennenden Flüssigkeit, während er mit klopfendem Herzen darauf wartete, dass Brixus endlich weitersprach.
»Wie immer die Wahrheit lautet, mein junger Marcus, so glaube ich, dass du wissen musst, wie gefährlich es wäre, wenn hier der Eindruck entstünde, dass ich Spartakus nahestand. Die Römer haben ein gutes Gedächtnis und sie verzeihen nicht. Ich weiß, dass du ein Römer bist, aber ich spüre auch, dass du ein gutes Herz hast. Du bist nicht wie manche andere Jungen, die ich hier kommen und gehen sehe. Manche von ihnen sind schlaue kleine Diebe und Tyrannen. Besonders Burschen wie dieser Ferax und sein Schlägertrupp. Du bist nicht wie die. Aber nun muss ich wissen, wie weit ich dir tatsächlich trauen kann.« Er starrte Marcus eine ganze Weile schweigend an. »Du darfst kein Sterbenswörtchen darüber verlieren, was ich dir erzähle. Versprichst du mir das?«
Marcus nickte feierlich. »Ja.«
»Gut.« Brixus seufzte erleichtert. »Jetzt, da du mir dein Wort gegeben hast, was kann ich dir noch über Spartakus erzählen?«
Marcus schaute ihn eifrig an. »Hast du zu seiner Leibwache gehört?«
»Nein, ich war mehr als eine Leibwache. Ich war einer seiner Offiziere. Ich habe seinen Spähtrupp befehligt.« Brixus lächelte traurig und deutete auf die schlichten weißen Wände ringsum. »Und das ist alles, was mir geblieben ist. Ich war einmal ein guter Gladiator, dann ein Anführer im Heer des Spartakus. Jetzt bin ich nur noch ein jämmerlicher Küchensklave.«
»Wenn mein Vater mir die Wahrheit erzählt hat, dann bist du alles andere als jämmerlich. Ihr habt gut gekämpft. Ihr habt euch Ruhm verdient.«
Brixus schüttelte den Kopf. »Bei dieser letzten Schlacht war kein Ruhm zu verdienen, Marcus. Es war ein blutiges Massaker. Wir waren damals schon monatelang auf der Flucht, den Legionen von Crassus, die uns verfolgten, immer nur ein paar Schritte voraus. Sie hatten uns bereits in mehreren Schlachten und kleineren Gefechten besiegt. Dann tauchte Pompeius auf und wir saßen zwischen den beiden Heeren in der Falle. Es blieb uns keine Wahl. Wir mussten kämpfen. Damals hatten wir schon Tausende durch Krankheit und Verletzungen verloren, und wir waren kaum fünftausend Männer, die noch ein Schwert oder einen Speer halten konnten. Die meisten wurden gleich beim ersten Angriff niedergemäht. Aber Spartakus und seine Leibgarde kämpften sich bis tief in die römischen Linien vor, ehe man sie zum Stillstand brachte, umzingelte und tötete. In weniger als einer Stunde war alles vorbei.«
Marcus starrte ihn an. »Aber
Weitere Kostenlose Bücher