Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge"
als
Schatzsucher. Auch Schratt scheidet aus, dieser kriminelle Primitivling. Also
gehört der Plan diesem Hirnvogel. Oder ist Krachwangs Dokument verschollen
gewesen wie sein Rätselgedicht in der Höhle, erst jetzt aufgetaucht und gleich
in die falschen Hände geraten — in die von Grabräubern? Denn was anderes sind
Schratt und Hirnvogel nicht. Das sehe ich doch mit meinem Blick für Menschenkenntnis.
Aber wie kommt Schindler zu denen?
Die Jungs erreichten das Ende
des Gangs.
Hier war gesprengt worden. Ein
Tohuwabohu aus Felsbrocken, Steinen und Schutt.
Das meiste war in die Grube
gefallen, hatte die spitzen Pfähle im Boden zerschmettert und die Grube
angefüllt fast bis zum Rand.
Ein Schleier aus Steinmehl und
Staub schwebte in der Luft. Der Lampenstrahl wurde reflektiert wie von einer
Nebelwand. Klößchen begann krächzend zu husten. Karl schnappte nach Luft.
„Nur durch die Nase atmen“,
empfahl Tim. „Und sie draußen im Wald ordentlich putzen.“
Er kletterte über die Grube.
Karl, der das Schwert trug,
sagte: „Drachenauge wird immer schwerer. Liegt das daran, daß es ein
Zauberschwert ist, oder bin ich so schlapp? Außerdem löst sich an der Klinge
der Rost ab. Darunter ist es blitzblank. Schimmert wie eine Rasierklinge.“
Jetzt waren sie in der Höhle.
Und im selben Moment merkte
Tim: Sie waren nicht allein.
Eine Gestalt hinter Karl.
Bevor Tim die Lampe dorthin
richten konnte, wurde er angegriffen.
Ein Schemen — mittelgroß und
sehr breit — warf sich auf ihn von der Seite.
Das kam ohne Warnung. Unter der
Wucht des Anpralls verlor Tim das Gleichgewicht. Er stürzte, riß Klößchen um,
landete aber weich — wie sich das gehört für ein Kampfkunst-As.
Noch im Liegen feuerte Tim
einen dynamischen Tritt ab, halbkreisförmig, und traf eine Kniescheibe.
Zu Klößchens Schreckensschrei
gesellte sich Schmerzgebrüll, und der Schemen fiel auf Tim, was aber keine gute
Lösung war, denn Tim empfing seinen Angreifer mit einem Ellbogenschlag. Ein
Schädel dröhnte. Der Schemen kullerte zur Seite und rührte sich nicht mehr.
„Tim!“ brüllte Karl. „Er hat
mich im Schwitzkasten.“
Der TKKG-Häuptling federte auf
die Füße. Immer noch hielt er die Lampe in der linken Hand.
Der Lichtkegel richtete sich
auf Karl, der von einem Mann im blauen Overall niedergerungen wurde — einem
herkulischen Typ mit Nußknacker-Gesicht und rötlichem Kraushaar. Gegen die rohe
Kraft und den Würgegriff konnte der Gedächtniskünstler nicht an. Aber er wehrte
sich, und er hatte das Schwert.
Von unten rammte er — Griff und
Knauf-Rubin voran — die Blankwaffe gegen den Unterleib des Wegelagerers.
Sofort glitt der Würgegriff ab.
Nußknacker hielt sich den Leib, jaulte wie eine Unfallsirene und hüpfte umher.
Er kam auch an Tim vorbei, der
ihm seine Karate-Faust auf die Nase setzte — mit Nachdruck.
Nußknacker fiel auf seinen
Komplicen, einen blonden Typ mit Teiggesicht, der — total groggy — mit offnen
Augen schlief.
„Dem habe ich’s gegeben“,
keuchte Karl, „Drachenauge bewährt sich.“
Tim leuchtete die beiden an.
Nußknacker stöhnte, blutete aus
der Nase, hatte Leibschmerzen, war aber bei Bewußtsein.
„Wie heißt du, Mann?“
Als er nicht antwortete, trat
Tim ihm gegen die Beine. „Hahrmann“, japste der Kerl. „Gustl Hahrmann.“
„Gehört ihr zu Schindler?“
„Zu... zu wem?“
„Zu Hirnvogel und Schratt?“
„Nein, nein! Mit denen machen
wir nicht.“
„Und mit wem macht ihr?“
„Mit Drauschilt, weil der...
Nein, nein! Wir machen mit niemandem. Wir sind ganz zufällig hier. Dachten, ihr
wärt Asylanten. Deshalb wollten wir euch aufklatschen.“
Tim trat ihm gegen die Beine,
abermals.
Hahrmann jaulte.
„Sag die Wahrheit!“ fuhr ihn
der TKKG-Häuptling an. „Sonst kriegst du mehr Tritte, als du Beine hast.“
Hahrmann keuchte. „Äh... wir
sollten Hirnvogel verfolgen. Und ihm das Schwert wegnehmen.“
„Wer hat euch dazu angestiftet?
Drauschilt?“
Hahrmann seufzte: „Äh... ja.“
Karl räusperte sich. „Tim, ihr
habt nicht viel Zeit.“
„Hast recht.“ Noch einmal
wandte sich der TKKG-Häuptling an den Ganoven. „Wie heißt dein Kumpel?“
„Dröhnkop, Sebastian Dröhnkop.“
„Ihr bleibt noch fünf Minuten
hier“, befahl Tim. „Wehe, ihr folgt uns!“
Die Jungs liefen zum Eingang
der Höhle und stiegen die Steinstufen hinauf.
Draußen war der Waldboden
feucht. Schwaden waberten unter den Bäumen. Aber es regnete nicht mehr.
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