Kampf um die Ewigkeit
Moment nahm er seinen diesbezüglichen Gedankenfaden wieder auf.
»Ich bin mit einiger Verspätung dahintergekommen, daß es nicht sehr klug von einer Rasse ist, wenn sie sich von einer anderen, deren Motive keineswegs uneigennützig sein müssen, verbessern läßt.«
Selbst als er sprach, spürte er die alten modifizierten Gefühle, die irgendwo in seinem Nervensystem ihre lautlosen Kommunikationen vornahmen. Er hörte sich sagen: »Für mich ist diese Angelegenheit noch nicht erledigt. Dies sind nur simple logische Folgerungen einstweiliger Natur und Beschaffenheit …«
Es bedurfte einer bewußten Anstrengung, die Worte zu zügeln. Er stand lange Zeit da, erstaunt über die Kraft dieser Gefühle. Aber dann hatte er sie unter Kontrolle und konnte sagen: »Wann immer ich mich mit einem Nunuli unterhalte, so scheint es mir, als würde ich nur das hören, was schon ein anderer Nunuli gesagt hat – sei es in einer anderen Formulierung. Und so sehe ich mich gezwungen, weitere Fragen zu stellen. Wie kann ich beispielsweise herausfinden, ob die Nunuli vielleicht selbst das Komitee sind, das sie angeblich unterstützen?« Er überlegte kurz. »Ich muß einen Beweis haben, der mein natürliches Zögern beseitigt.«
Die Augen des Nunuli starrten ihn lange Zeit so intensiv an, daß Modyun endlich leicht unsicher sagte:
»Warum erzählen Sie mir nicht aus freien Stücken die Geschichte der Nunuli-Rasse? Dann würde es für uns beide weniger Probleme geben.«
Die Kreatur bewegte sich, rührte ihre dünnen Beine. Die Arme zuckten ein wenig, als sie sich aufrichtete.
»Nun gut, ich beuge mich Ihrem fast kriminell zu nennenden Druck. Aber ich mache Sie darauf aufmerksam, daß das Komitee sich möglicherweise beleidigt fühlen wird. Und wenn dieser Fall eintritt, kann ich nicht sagen, zu welchen Aktionen sie sich entschließen werden.«
21
Es war das Bild eines einfachen asketischen Lebens. Wahrscheinlich lebten die Nunuli auf ihrem Heimatplaneten wie Mönche eines Klosters. Es gab lange, düster wirkende Gebäude, in denen jede Kreatur einen winzigen zellenartigen Raum hatte und dort eine öde Existenz führte. Der Fußboden war kahl, Mobiliar gab es nicht – bis auf ein Liegepolster.
Andere geistige Bilder zeigten Nunulifrauen in etwas anders geformten Häusern. Dort waren die kommunalen Einrichtungen und Kindergärten.
Alle paar Jahre suchte eine Nunulifrau eines der Klöster auf. Modyun sah sie im Geiste an eine Zellentür klopfen. Dann an eine zweite Tür, eine dritte und so weiter.
Die Männer in den Zellen erkannten offenbar diese Klopfzeichen. Sie erhoben sich jeweils von ihrem Lager und öffneten die Tür. Dann musterte der Mann die Frau, die abwartend dastand. Interessierte der Mann sich nicht für die Frau, so empfand sie das keineswegs als Beleidigung, sondern ging einfach zur nächsten Zelle. Schließlich gelangte sie dann in einen Raum, dessen männlicher Insasse entweder von ihrem Geruch oder ihrer geistigen Ausstrahlung fasziniert war. Mit diesem Mann blieb sie mehrere Tage und Nächte zusammen. Meistens lagen sie meditierend Seite an Seite, doch zweimal während ihres Aufenthaltes trat eine gewisse Erregung ein. Trotz seiner ausgezeichneten geistigen Sensibilität konnte Modyun die Art dieses Gefühls nicht genau ausloten. Jedenfalls handelte es sich um eine Paarung, die vier, manchmal fünf Stunden in Anspruch nahm.
Dann stand die Frau einfach auf, ging hinaus, ohne noch einen Blick auf den Mann zu werfen, und verließ das Kloster, um wieder ihre eigene Kammer aufzusuchen. Nach ungefähr einem Jahr gebar sie dort ein Wesen, dessen Ähnlichkeit mit einem Nunuli unverkennbar war.
All diese Szenen verblaßten abrupt.
Der Nunulimeister auf dem Fußboden seines kleinen Appartements blickte zu Modyun auf und sagte: »Das war unser Leben, bevor das Komitee uns zeigte, wie wir ihm nützlich sein konnten.«
Modyun sagte erstaunt und enttäuscht zugleich: »Das ist alles, was Sie mir zu zeigen haben?«
»Darin ist unsere Geschichte vor dem Eingreifen der Zouvgiten zusammengefaßt«, war die Antwort. »Genau das, wonach Sie sich erkundigt haben.«
Modyun öffnete den Mund, um zu protestieren. Das war keine genügende Antwort. Und dann legte er eine Pause ein. Er begriff plötzlich, daß er eine bemerkenswerte Enthüllung gehört hatte.
Zouvgiten, hatte der Nunuli gesagt.
Der Zusammenhang ließ darauf schließen, daß es sich um die Bezeichnung der Rasse des Komitees handelte.
Ich muß ihn unter
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