Kampf um die Ewigkeit
Zweckdenken dieser Leute ist mir ein Rätsel. Ihr Plan, die Galaxis zu ›verbessern‹, beinhaltet die Ausrottung der menschlichen Rasse und wahrscheinlich noch die Vernichtung anderer Arten. Worauf beruht da die wissenschaftliche Erklärung?«
Der Nunuli blieb nüchtern. »Diese Information ist klassifiziert. Ich weiß es, aber ich darf darüber keine Auskunft geben.«
Modyun kam der flüchtige Gedanke, daß vier Milliarden Männer und Frauen tot waren, und zwar als ein Resultat des Zouvgiten-Zwecks. Ich müßte wenigstens das Rationale erfahren, dachte er und sagte drohend: »Ich werde offenbar nicht umhin kommen, zu indizieren.«
»Davon hätten Sie nichts«, sagte der Nunuli. »Man hat mir garantiert, daß niemand, nicht einmal ein Menschenwesen, in mein Gehirn eindringen kann.«
»Es könnte ein interessanter Test sein«, sagte Modyun. »Dann würden Sie und ich entdecken, ob das in allen Einzelheiten zutrifft.«
Aber seinen Worten fehlte die Überzeugung, und er entdeckte in sich selbst eine Bejahung der Grenzen, die er zu einem früheren Zeitpunkt gezogen hatte: Enthüllte der Nunuli seine Vergangenheit, schien das ein verbindliches Abkommen zu sein. Und das war merkwürdig, seit er – bei einer Strapazierung seiner Gefühle – diese Methode ohne Rücksicht auf moralische Verpflichtungen anwandte.
Er dachte daran und sagte, noch immer zögernd: »Ist die Barriere in Ihrem Gehirn auf das zurückzuführen, was die Zouvgiten sagten?«
»Würden Sie in diesen Bezirken auf die Indizierung zurückgreifen, so würde mich das auf der Stelle umbringen.«
»Oh!«
»Es wurde als selbstverständlich vorausgesetzt, daß Sie nichts unternehmen werden, was mir schaden könnte«, sagte der Nunuli ruhig. »Sie würden, bevor Sie einen extremen Schritt tun, Mitleid mit mir haben.«
»Ich denke, das trifft zu«, sagte Modyun zögernd. »Aber trotzdem …«
Er erklärte ihm, daß es sich bei der Biologie um ein Gebiet handele, auf dem sich die Menschen hundertprozentig ausgekannt hätten. »Was wir mit den Tieren der Erde gemacht haben, ist nur ein winziger Bruchteil unserer Fähigkeit, Zellen und Zellengruppen zu manipulieren. Ich habe bereits beobachtet, daß Sie zwar nicht die gleichen Nervenzellen eines Menschen haben, aber daß man ihnen eine gewisse Ähnlichkeit nicht absprechen kann. Jede Ihrer Nervenzellen hat einen langen Faden Bindegewebe, der an jedem Ende zum Vorschein kommt. Bei den Menschenwesen werden solche Verbindungen Axone und Dendriten genannt.«
»Ich bin mit den von Ihnen beschriebenen anatomischen Einzelheiten durchaus vertraut«, erklärte der Nunuli.
»Gut. Auf der Erde wurde einmal angenommen, daß das Axon eine simple Linie, wie ein Telefonkabel, sei und elektrische Impulse weiterleite. Das galt auch für die Dendriten. Nun, man fand heraus, daß jeder dieser Fäden Nervenmaterie mit fünf- bis zehntausend winzigen Punkten versehen war. Und jeder dieser Punkte war in sich selbst eine Eingangs- oder Ausgangsstation. Das ursprüngliche menschliche Gehirn hat ungefähr zwölf Milliarden Zellen, jede mit Nervenenden zwischen fünf- bis zehntausend Eingangs- und Ausgangsstationen – und keine davon wird anscheinend zur direkten Übertragung von Gehirnimpulsen benutzt.«
»Ich kenne diese Einzelheiten sehr gut«, sagte der Nunuli spitz. »Denn wir haben uns speziell für diese Dinge interessiert. Jedes Individuum hatte Energie, aber es hatte auch eine Philosophie, welche es nicht gestattete, diese Energien zu verwenden. Ich nehme an, daß Sie über diese Tatsache informiert sind?«
Modyun erinnerte sich nur zu gut und sagte: »Bei einem elektronischen Instrument verursachen ungenutzte Energien Geräusche. In einem menschlichen Gehirn waren sie Ursachen einer Verwirrung und Fehlverbindung. Was hineinkam und hinausging, war so voller Lärm, daß es nicht möglich war, die Informationen zu isolieren, bis dann das Indikationssystem entwickelt wurde. Was sollte falsch sein, wenn die Kraft durch eine Philosophie in Grenzen gehalten wird? Natürlich darf die Kraft nicht selbstzerstörerisch wirken. Ich fühle mich durchaus in der Lage, meine ganze Energie auf Sie konzentrieren zu können – ohne Rücksicht auf die Philosophie der Gewaltlosigkeit. Ich denke, Sie stellen sich manches zu einfach vor. Wie dem auch sei, ich möchte noch weitere Informationen haben.«
Ein langes Schweigen.
Die fremden Augen blickten Modyun starr an. Endlich sagte der Nunuli:
»Ich bin bereit, so gut wie alle Fragen
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