Kampf um die Liebe
nicht hier?“ Die Frau schüttelte den Kopf, „sie hat doch schon mittags Schluss gemacht, sie wollte dich überraschen. Ihr müsst euch verpasst haben.“ Seine Gedanken überschlugen sich, falls sie bei ihren Freunden aufgetaucht wäre, hätte ihm inzwischen jemand bescheid gesagt, ihr musste etwas passiert sein. Er fragte gepresst: „Wo könnte sie denn hingegangen sein?“ „Ich glaube sie wollte ihr Auto holen, um zu Jess zu fahren.“ „Danke“, sagte er rasch und hetzte zum Parkplatz. Sobald er den einsamen Kiesweg erreichte, war es leicht ihre Spur zu finden. Er folgte ihrem Geruch, bis ihm ein anderer in die Nase stieg. Instinktiv knurrte er aggressiv, es roch nach James. Krank vor Sorge folgte er der doppelten Spur weiter, bis zu ihrem Auto. Es stand noch da, aber die Scheibe war zersplittert. Er beugte sich in den Wagen, eine Kugel steckte in der Seitenverkleidung der anderen Wand, James hatte in den Wagen geschossen. Zum Glück war nirgends Blut, also hatte er zumindest Briana nicht getroffen. Er zwang sich zur Konzentration und umkreiste den Wagen witternd. Die doppelte Spur führte auf die andere Seite des Parkplatzes und von dort über den schmalen Fußweg in den Wald. Er griff sich sein Handy und tippte hektisch Bens Kurzwahl. Der hob zum Glück schnell ab, ehe er sich melden konnte, brüllte Paolo ins Handy: „Caringson hat Briana, er hat eine Waffe. Sie sind vom öffentlichen Parkplatz in den Wald gegangen.“ „In Ordnung warte auf uns, wir sind gleich bei dir.“ „Das dauert zu lange, ihr könnt ihrem Geruch auch allein folgen. Ich lasse sie nicht mit ihm allein.“ Damit drückte er das Gespräch weg und lief los, er flehte zu Gott, dem Teufel und wer aller ihm sonst noch einfiel, dass sie noch am Leben war.
Unter normalen Umständen hätte Briana den Bungalow hübsch gefunden, aber dazu hatte sie viel zu viel Angst. Nachdem sie das Gebäude betreten hatten, hatte James sie zum Sofa gedrängt, ihre Handschellen an einer, dort fixierten Kette befestigt, dafür aber zumindest eine ihrer Hände befreit. Dann war er in den Nebenraum verschwunden. Trotz ihrer Panik versuchte sie auf die Details zu achten. Ihre Kette war gerade so lang, dass sie sich auf dem Sofa relativ frei bewegen konnte. Das Sofa und der antik wirkende Couchtisch bildeten das Zentrum des Zimmers. Die Wand vor ihr war mit einem Regalsystem verbaut, in dem auch ein großer Fernseher untergebracht war. Hinter ihr befanden sich mehrere große Pflanzen. Sie erkannte eine Fächerpalme und ein Zimmerblatt. Vor ihr, auf dem Tisch, standen ein Krug mit Wasser und ein Glas. Sie hatte den Krug probeweise angehoben, er war schwer, aber falls James nicht gerade vor ihr niederknieen würde, würde sie ihn nie damit niederschlagen können, nicht mit der Kette. Seine Schritte ließen sie zusammenzucken. Er trug zwei Teller, stellte sie vor ihr ab und setze sich neben sie. Die kalten Häppchen waren liebevoll arrangiert, kein Wunder, dass er so lange in der Küche gewesen war. Das Ganze wurde immer unwirklicher. „Magst du es nicht?“, fragte James besorgt, „du hattest diese kleinen Häppchen doch immer so gern.“ „Oder willst du lieber gleich zum Dessert kommen“, fügte er zweideutig hinzu. Sie würgte, ehe sie zittrig hervorbrachte: „Es wäre doch schade um die guten Sachen.“ Sie griff nach der Gabel und begann zu essen. Sie hätte sich genauso gut Pappe in den Mund schieben können, aber immerhin wirkte er zufrieden. Er lächelte: „Siehst du, ich weiß, was du magst.“
Sie aß so langsam wie möglich, aber irgendwann war der Teller trotzdem leer. James stand auf, nahm die Teller und verschwand wieder nach nebenan. Ihr war schlecht vor Angst, wie sollte sie ihn sich nach dem Essen bloß vom Hals halten. Als er diesmal zurückkam, hatte er zwei Teller mit Kuchen dabei. „Das Dessert?“, fragte sie kratzig. „Natürlich, was hattest du denn vermutet?“ Eine gefühlte Tonne Gestein rollte von ihrer Brust. Sie lächelte zittrig: „Ich war nur nicht sicher, was du wählen würdest.“ Ihren Verdacht würde sie ihm sicher nicht erzählen, sonst brachte sie ihn womöglich noch auf dumme Ideen. Ihre Hand zitterte, als sie nach der Gabel griff. Er sagte bitter: „Ihn solltest du so ängstlich ansehen, er ist ein Krimineller.“ Sie schluckte ihren Widerspruch runter und erwiderte: „Ich weiß.“ „Aber du begreifst es noch nicht. Ich dachte, wenn du erst mal bei mir bist, wird alles von selbst wieder gut, aber da
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