Kampf um die neue Republik
»Gut«, sagte Praysh und winkte in Richtung einer Tür, die aus dem Raum führte. Die Vorstellung war vorbei, und die Darstellerin langweilte ihn bereits. »Bringt sie zum Aufseher«, befahl er. »Viel Spaß mit deinem neuen Leben, Menschenfrau.«
Die Wachen führten sie eine lange Treppe hinunter. Auf halbem Wege schienen sie genug davon zu haben, sie zu tragen, und ließen sie los, so dass sie aus eigener Kraft weitergehen musste. Abgesehen von einem leichten Kribbeln in den Muskeln hatte sich Mara vollständig von der Tortur erholt. Trotzdem gab sie sich alle Mühe, sich mit wackligen Knien weiterzuschleppen. Neuronenpeitschen waren der Gipfel der Barbarei und Demütigung, also genau die richtige Waffe für Prayshs Schläger, und sie wollte ihnen keinen Hinweis geben, wie schnell sie ihre Auswirkungen überwinden konnte.
Die Schleimgruben befanden sich im untersten Stockwerk der Festung. Es handelte sich um eine Reihe miteinander verbundener Gräben von zwei Metern Breite und hundert Metern Länge. Auf den Wegen dazwischen patrouillierten Drachnam-Wachen, die ständig mit ihren Peitschen spielten oder die Finger an ihren Messern hatten. Schätzungsweise zweihundert Frauen, von denen die meisten recht jung aussahen, wateten langsam durch den hüfttiefen grauen Dreck. Sie bewegten sich gebückt und hatten die Arme tief in den Schleim getaucht, so dass ihre Gesichter nur wenige Zentimeter von der zähen Flüssigkeit entfernt waren. Mara sah überall die gleichen Mienen, in denen Leere und Hoffnungslosigkeit standen. Sie erschauderte.
»Ich werde es nur ein Mal erklären«, sagte der Aufseher und deutete mit beinahe liebenswürdiger Geste auf die Gruben. »In diesem nahrhaften Schleim leben die Puppen der Krizar, die Seine Größte Hoheit zur Bewachung seines Anwesens einsetzt. Die Puppen dieser Kreaturen besitzen eine harte, ellipsoide Schale, etwa in der Größe eines eurer mickrigen Daumen. Eure Aufgabe ist es, die Puppen zu finden, die kurz vor dem Ausschlüpfen stehen, und sie auf die Gehwege zu legen, von wo aus sie in die Brutstation gebracht werden.«
»Wie erkenne ich, dass sie vor dem Ausschlüpfen.?«
»Du merkst es daran, dass sie zappeln und sich durch die Schale beißen«, unterbrach der Aufseher sie grob. Ein paar Köpfe drehten sich herum, als er laut wurde, aber die meisten Frauen blickten nicht einmal auf. »Und versuch nicht, jede Puppe, die du findest, aus dem Schleim zu holen. Wenn sie zu früh ins Freie gelangen, sterben sie.«
Er wedelte mit seiner Peitsche vor ihrer Nase herum. »Und wir sind sehr unglücklich über abgestorbene Puppen. Verstanden?«
Mara schluckte und zwang sich, erschrocken vor ihm zurückzuweichen. »Ja, Herr«, murmelte sie.
»Gut«, sagte der Aufseher, dessen Tonfall nun wieder liebenswürdiger wurde. Seine Arbeit schien ihm großes Vergnügen zu bereiten. »Dein Kopffell hat eine interessante Färbung. Du wirst es in den Gruben nicht brauchen, also möchtest du es mir vielleicht verkaufen.«
»Was würde ich dafür bekommen?«, fragte Mara misstrauisch.
»Vergünstigungen. Vielleicht mehr zu essen oder andere Gefälligkeiten.«
Mara musste sich zusammenreißen, um nicht das Gesicht zu verziehen. Die Vorstellung, dass ihr Haar in die Trophäensammlung dieses Aufsehers gelangte, war ihr völlig zuwider. Andererseits konnte er sich ihren Skalp vermutlich auch ohne Gegenleistung holen, wenn ihm der Sinn danach stand. Sie hoffte, dass sie hier nicht lange genug ausharren musste, um ihm dazu die Gelegenheit zu geben. »Kann ich mir das noch einmal überlegen?«, fragte sie zaghaft.
Er zuckte mit den Schultern. Offensichtlich war es für ihn nur ein Spiel, mit dem er sich die Zeit vertrieb. »Wie du willst. Ach ja, noch etwas. Wenn du die Puppen nicht schnell genug aus dem Schleim holst, fressen sie sich von allein durch die Schalen. Das ist prinzipiell kein Problem, nur dass ihre Mundwerkzeuge immer zuerst herauskommen. Wenn sie sich damit in deiner Haut festbeißen, müssen wir dich in die Krankenabteilung schaffen, damit man sie wieder herausoperieren kann.«
»Oh«, sagte Mara leise. Das war immerhin eine recht nützliche Information. »Tut es weh?«
Er bedachte sie mit einem bösen Grinsen, in dem die Drachnam wahre Meister waren. »Nicht mehr als die Peitsche. Jetzt hinein mit dir.«
Mara blickte auf ihren Overall. »Aber.«
Sie erhielt keine Gelegenheit, ihren Protest zu artikulieren. Der Aufseher legte einen kräftigen Arm um ihre Taille und warf sie in
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