Kampf um die neue Republik
Trögen frei wurden. In ihrem Kopf klickte stumm ein Countdown, und sie überlegte, ob sie es sich leisten konnte, sich ein wenig zu säubern, bevor sie ihren Fluchtversuch starteten. Sie sollte dieses Risiko lieber nicht eingehen, entschied sie widerstrebend. Der Bith würde die fehlenden Fläschchen schon beim ersten Blick in die Vitrine bemerken, und vermutlich würde er den Verlust genauso schnell melden, wie er den Schleim von der Überwachungskamera gewischt hatte.
Die letzte Frau vor ihr ging zu den Trögen, und nun konnte Mara endlich in Aktion treten. Sie nahm das letzte volle Fläschchen in die Hand, ging zu einer Wanne und kippte den Inhalt mit einer unauffälligen Armbewegung ins Schmutzwasser.
Plötzlich gab es ein wütendes Zischen, und aus dem Trog schoss eine knisternde Stichflamme und eine Wolke aus gelbem Rauch.
Mehrere Frauen schrien auf. Sie waren zwar so weit abgestumpft, dass ihr Geist fast den Zustand der Katatonie erreicht hatte. Doch nun wachten sie auf und erkannten die Notwendigkeit, sich vor dieser unvermittelten und unerklärlichen Gefahr in Sicherheit zu bringen. Immer noch quoll Rauch aus dem Trog und füllte den Raum, so dass man bald die nächste Wand nicht mehr sehen konnte. Überall wurde geschrien, Füße trampelten, und Körper stießen zusammen, als die Frauen, die kaum noch in der Lage waren, Gefühle zu empfinden, in Panik gerieten. Sie konnten nirgendwohin flüchten, sie konnten sich nirgendwo verstecken, und sie alle wussten es.
Prayshs Wachen reagierten schneller, als Mara erwartet hatte. Sie hatte kaum die Hälfte des Weges durch das Chaos bis zum Ausgang zurückgelegt, als die schwere Tür aufflog und ein Dutzend Drachnam hereinstürmte. Mara erkannte flüchtig große Feuerlöschkanister, mit denen die Wachen zum rauchenden Trog rannten.
Dann hatte sie die Tür erreicht, und Sansia stieß wieder zu ihr. »Was haben Sie gemacht?«, zischte die andere Frau.
»Nur eine kleine chemische Ablenkung«, sagte Mara und starrte durch den Rauch auf die Tür. Nicht alle Wachen hatten den Raum betreten, um Prayshs wertvolle Sklavenarbeiterinnen zu retten. Zwei standen im Korridor und hielten die Neuronenpeitschen bereit, um jeden Versuch zu unterbinden, die Verwirrung für einen Fluchtversuch zu nutzen. »Bleiben Sie hinter mir«, sagte Mara, nahm je eine Spritzflasche in die Hand und schritt durch die offene Tür.
Der eine Wachmann schnaufte voller Verachtung für diese zierliche Menschenfrau, die anscheinend die Dreistigkeit besaß, sich ihnen entgegenstellen zu wollen. »Was bildest du dir.«
Er kam nicht mehr dazu, den Satz zu vollenden. Mara hob die Hände und spitzte beiden Wachmännern den Inhalt der Flaschen ins Gesicht. Sie prusteten und gingen zum Angriff über, während sie gleichzeitig versuchten, dem Flüssigkeitsstrahl aus dem Weg zu gehen. Mara kreuzte die Unterarme und verpasste beiden Wachen jeweils eine Dosis aus der anderen Flasche.
Die Drachnam heulten so laut auf, dass der Korridor vibrierte. Sie ließen die Peitschen fallen, schlugen die Hände vors Gesicht und wichen taumelnd vor den Frauen zurück.
»Weiter«, rief Mara Sansia zu. Sie lief gebückt zwischen den zwei Drachnam hindurch, schnappte sich eine Peitsche und hetzte dann durch den Korridor.
Sie erreichte eine Kreuzung, hinter der zwei weitere Wachen zum Vorschein kamen. Sie keuchten überrascht auf und griffen nach ihren Peitschen, doch bevor sie sie einsetzen konnten, hatte Mara ausgeholt, und ihre Peitsche wickelte sich um die Hälse der beiden. Sie brüllten fast genauso laut, wie die ersten zwei Wachen, als sie sich in ein zuckendes Knäuel aus Armen und Beinen verwandelten. Mara nahm einem der beiden dessen Peitsche aus der Hand und setzte ihre Flucht fort.
»Hier entlang«, rief Sansia, die inzwischen die Führung übernommen hatte. »Dann nehmen wir den nächsten Korridor nach rechts und laufen die Treppe hinauf.«
»Haltet sie auf!«, donnerte eine Stimme hinter ihnen. Mara warf einen Blick über die Schulter zurück, während ihre Sinne eine plötzliche Gefahr wahrnahmen.
Und vor ihr schrie Sansia auf.
Mara wirbelte wieder herum und hatte bereits mit der Peitsche ausgeholt. Zwei Drachnam hatten sich hinter zwei gegenüberliegenden Türen versteckt und waren überraschend aus dem Hinterhalt aufgetaucht. Ihre beiden Peitschen hatten sich um die heftig zuckende Sansia gewickelt.
Mara schlug mit ihrer Peitsche nach dem linken Angreifer, doch weil dieser sich duckte, streifte sie ihn
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