Kampf um die Sonne (Orion 05)
explodieren. Ich meine: Diese Leute sind uns eindeutig überlegen. Würden unsere Schiffe Chroma angreifen, brauchten die Heimkehrer vielleicht keinen Funkleitstrahl mehr, weil sie sich an dem Glutball einer Nova orientieren können. Das ist ein Risiko, das wir eingehen. Außerdem lehne ich es ab, Kublai-Krim, von Ihnen nichts anderes zu hören als das Drohen mit Flottenverbänden, Lasergeschützen und Overkill. Sind wir denn Barbaren?«
Trocken erwiderte Dr. Schiller:
»Vor einigen Tagen wußten wir noch nicht einmal, daß es Chroma gibt. Alles, was ich über den Planeten vorläufig sagen kann, ist folgendes: Chroma ist eine etwas kleinere Welt als die Erde mit einer geringeren Schwerkraft. Bevölkert von Menschen, denen wahrscheinlich ihre bisherige Energiequelle, also die Sonne jenes Planeten, zu versiegen droht. Vermutlich machen sie deshalb diese Versuche.«
»Aber sie machen die Versuche auf unsere Kosten!« schrie Kublai-Krim aufgeregt. Indigniert schüttelte Villa den schmalen Kopf.
»Warum nehmen sie nicht die Sonne des Planetoiden N 116 A dazu?« fragte Rott. Der Wissenschaftler gab bereitwillig Auskunft.
»Die irdische Sonne ist ein anderer Typ als die Sonne des Planetoiden. Nur die Energie unserer Sonne kann – vermutlich! – Chroma helfen.«
Wamsler stand auf und sagte, während er auf und ab ging:
»Falls Chroma nicht weiß, daß unser System bedroht ist, sollten wir sie davon unterrichten, ehe wir Gewaltmaßnahmen ergreifen.«
Villa nickte zustimmend.
»Richtig!«
»Dagegen protestiere ich!« wehrte sich Kublai-Krim. »Mit einem Ultimatum dieser Art provozieren wir Chroma geradezu zu einem Präventivschlag.«
Villa war sechzig Jahre alt und über den Zeitpunkt hinaus, sich noch wegen der militanten Auffassung anderer Menschen aufzuregen. Er beschränkte sich darauf, »Aber, aber ... Kublai-Krim!« zu sagen.
»Wie?«
»Ich kann Ihrer Logik, fürchte ich, nicht ganz folgen. Ich schlage vor, wir schicken Chroma eine liebenswürdige Note, in der wir die Planetarier darum bitten, wegen akuter Gefährdung des Sonnensystems von den Versuchen Abstand zu nehmen. Kein Ultimatum – einen Vorschlag!«
»Ich verstehe!« sagte Wamsler. »Das ist vernünftig, Villa!«
»Ich weiß. Aber ...«
Der Schirm des Videophons flammte erneut auf. Wieder zeigte er das Gesicht von Wennersteins.
»Meine Herren!« sagte er mit ungewohntem Ernst.
»Der Befund der Zentralen Rechenanlage liegt jetzt vor.«
»Wie lautet er?« fragte Wamsler, der seine Wanderung abgebrochen hatte.
»Chroma ist tatsächlich für die intensivierte Sonnenaktivität verantwortlich. Sie werden alle gebeten, in Kürze einer außerordentlichen Sitzung beizuwohnen.«
Wieder erlosch der Schirm schlagartig.
»Manieren, ts, ts, ts!« sagte Villa.
Die Männer standen langsam auf. In die lähmende Ruhe hinein sagte Sir Arthur:
»Das bedeutet wahrscheinlich – Krieg!«
Schnell verließen die Männer den Raum und gingen in ihre Büros zurück.
*
Am gleichen Tag – nur acht Stunden später:
Vor wenigen Minuten war McLane aus dem Schwimmbecken gestiegen, hatte sich von einer seiner zahlreichen Maschinen abtrocknen lassen, hatte eine Tasse Kaffee getrunken und lag jetzt entspannt auf der breiten Couch. Musik spielte leise im Hintergrund; vor einer Stunde war die Sonne hinter Groote Eylandt im Meer versunken.
McLane unterhielt sich mit Mario de Monti per Videophon.
»Du mußt allein gehen, Mario«, sagte er und horchte auf das Klicken, mit dem die Eiswürfel an den Rand des Glases schlugen. »Ich bin zu allem einfach zu müde.«
»Ein müder Raumfahrer!« sagte Mario voller gespielter Verachtung. »Was soll das? Wo bleibt unser Nimbus?«
Rechts und links von ihm waren auf dem Schirm die Gesichter von jungen Damen zu sehen. McLane betrachtete sie schläfrig.
»Es geht nicht nur ums Tanzen und um kluge Gespräche«, erwiderte Mario und deutete anklagend auf seinen Commander. »Komm – zieh dich an und sei kein Spielverderber!«
»Keine Lust!« sagte Cliff lakonisch.
»Aber ... was soll ich denn mit zwei Mädchen? Und mit zwei so reizenden noch dazu!«
Unerbittlich erklärte McLane:
»Es ist doch immer wieder das gleiche: Gehe ich mit, behauptest du hinterher, die, mit der ich zu lange getanzt oder geflirtet habe, sei ausgerechnet dein Typ gewesen!«
Mario setzte zu einer Erklärung an, als plötzlich ein Zeichen auf dem Schirm erschien. Beide sahen sie es; die Vermittlungsstelle wurde von Hand dazwischengeschaltet.
Eine
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