Kampf um die Sonne (Orion 05)
weibliche Stimme sagte energisch:
»CQ 13 1 987 05 a ... bitte schalten Sie auf X. Dringendes Videophongespräch aus dem Science-Center!«
»Danke«, erwiderte McLane, und als das Zeichen von der leuchtende Fläche verschwand, winkte er Mario.
»Mach's gut«, sagte er. »Jemand will mich unbedingt sprechen. Viel Spaß heute abend!«
Giftig fragte der Erste Offizier zurück:
»Seit wann hast du eine Freundin auch noch im Science-Center?«
Schlagartig wechselten die Bilder. Mario de Monti verschwand, und an seine Stelle trat das Gesicht eines Mannes in der Kleidung eines Wissenschaftlers.
»Major McLane?«
Cliff nickte kurz. Dies war ein Eingriff in seine private Sphäre, und er würde ihn so kurz wie möglich halten.
»Ja. In Person.«
Er tastete nach dem Lautstärkeregler, und aus dem kugelförmigen Lautsprecherträger kamen die Takte der Musik noch leiser.
»Entschuldigen Sie die Störung, Major, aber ich muß Sie etwas Wichtiges fragen.«
»Bitte. Wie war doch Ihr werter Name?« erkundigte sich Cliff.
»Ich bin Dr. Stass vom Science-Center. Abteilung III. Eine Frage: Die Proben, die Sie von N 116 A mitgebracht haben ...«
»Was ist mit ihnen?«
»Sind sie hundertprozentig von diesem Planetoiden?«
Cliff sah Dr. Stass mit einer Mischung aus Ärger und Staunen an.
»Woher denn sonst?« fragte er verwundert.
»Ist eine Verwechslung mit anderen Proben, die Sie vielleicht an Bord hatten, ausgeschlossen?«
»Entschuldigen Sie«, fragte der Commander zurück, »halten Sie mich für einen Trottel?«
Dr. Stass schüttelte energisch den Kopf.
»Bestimmt nicht«, sagte er. »Ich danke Ihnen für Ihre Auskunft.«
McLane witterte eine neue Sensation hinter den Fragen des Wissenschaftlers.
»He!« rief er. »Was soll denn das alles?«
»Die Proben, die Sie mitgebracht haben«, sagte Dr. Stass, »enthalten merkwürdige Stoffe. Es läuft darauf hinaus, daß unter gewissen Umständen der Planetoid als Strahlungsquelle aktiv gemacht werden kann. Sie sind Offizier – Ihnen sagt das wahrscheinlich nichts, also entschuldigen Sie nochmals die Störung. Guten Abend, Major.«
»Sie halten mich scheinbar doch für einen Analphabeten«, schloß McLane und trennte die Verbindung.
Fünf Minuten lang grübelte er über die Bedeutung der Worte nach, während er sich langsam anzog. Dann sprach er gegen das Mikrophon des Gerätes eine Nummer.
»T.R.A.V. 39 08 31«, sagte er.
Einer der weiblichen Kadetten erschien, er kannte inzwischen alle Mädchen der verschiedenen Schichten, die dort Dienst taten.
»Terrestrische Raumaufklärungsverbände Vorzimmer Marschall Wamsler.«
McLane lächelte.
»Melden Sie mich bitte dem Marschall«, sagte Cliff. »Ich muß ihn dringend sprechen. Ich werde mich in dreißig Minuten bei Ihnen melden.«
Bedauernd erwiderte die Ordonnanz:
»Der Chef ist seit Stunden in einer Sondersitzung, Major McLane.«
»Das fürchtete ich, Süße!« erwiderte Cliff ungeduldig. »Ich muß ihn trotzdem sprechen!«
Das Mädchen schüttelte den Kopf und erwiderte:
»Es geht nicht, Major McLane. Jede Störung ist untersagt. Tut mir leid. Guten Abend.«
Die Verbindung wurde unterbrochen.
Cliff schluckte eine Verwünschung hinunter und sprach eine neue Nummer ins Mikrophon.
»RQ 46 97 05.«
Das Freizeichen war zu hören, dann knackten die Lautsprecher, aber die Sichtscheibe blieb dunkel. Es bedeutete, daß der andere Teilnehmer zwar seinerseits sehen und sprechen konnte, aber unsichtbar blieb.
»Tamara Jagellovsk!« meldete sich McLanes Partner.
»Sind Sie es, Tam ... Leutnant Jagellovsk?«
»Ja. Commander McLane. Welche Ehre, zu solcher Stunde von Ihnen angerufen zu werden!«
»Ich muß Sie dringend sprechen, Leutnant. Aus welchem Grund schalten Sie die Sichtscheibe nicht ein?«
Ihre Stimme sagte amüsiert:
»Dreimal dürfen Sie raten, Commander!«
Trocken erwiderte Cliff.
»Sie haben sicher unansehnlichen Herrenbesuch.«
»Sie irren«, lachte Tamara. »Ich habe mir gerade ein Bad eingelassen.«
Cliff nickte zustimmend.
»Gehört zur Zivilisation, richtig. Ich kann Sie aber ohnehin nur bis zum Hals sehen, wenn Sie nahe genug an die Linsen herangehen.«
Tamaras Stimme war honigsüß und falsch wie stets bei solchen Gelegenheiten.
»Ja. Aber mein Hals wirkt so außerdienstlich, bevor ich bade. Warten Sie bitte vier Sekunden.«
Cliff wartete geduldig, bis sich schließlich das farbige, dreidimensionale Bild auf dem Schirm erstellte.
»Also«, sagte Tamara. Sie trug einen feuerroten
Weitere Kostenlose Bücher