Kampf um Golgrimms wundersame Welt (German Edition)

schluchzen.
                  „Das ist es!“, rief da Nepomuk auf. „Sarah, Herzchen, der Zauberstab!“
                  Aufgeregt zeigte der Zauberer mit seinem Stab auf den dünnen Zweig. Sarah runzelte die Stirn.
                  „Meinen sie...“
                  „Aber ja, ich weiß es wieder! Rialc'Nis hatte immer einen kleinen Zauberstab. Das muss er sein. Es ist mir gerade wieder eingefallen. Er hat damit immer so herum geschwenkt. Wackeln und winken, glaub ich, hat er immer gesagt. Zum Zaubern muss man mit dem Stab wackeln und winken. Ich habe doch auch meinen Wanderstab zum kanalisieren meiner Kraft. Jeder hat irgendein Werkzeug zur Energiekonzentration.“
                  „Die Kaiserin auch?“, fragte Sarah. Doch alle wurden still und sahen sie nur betreten an.
                  „Nein.“, begann Nepomuk ernst. „Die Kaiserin brauchte nie ein Werkzeug. Es gab in der Geschichte nur eine Handvoll Magiekundige, die irgendwann eine Stufe der Macht erreicht hatten, in der sie ohne Zauberstab oder ähnlichem zu zaubern vermochten. Als Zauberlehrling jedoch kam niemand ohne aus. Die Kaiserin jedoch benötigte von Anfang an nichts weiter als ihren Willen, um die Macht der Magie durch ihre Finger fließen zu lassen. Ich habe in meinem ganzen Leben nur zwei Menschen gesehen, die solch unglaubliche Macht ohne Werkzeug entfesselten.“
                  „Wer war die andere Person?“ fragte das Mädchen und nun lächelte Nepomuk. Ein Schimmer von Hoffnung und ehrfürchtigem Stolz glitt über sein Gesicht.
                  „Du, kleine Sarah. Im Keller der Diebesgilde.“
                  Sarah nickte, dann griff sie langsam nach dem dünnen Stück Holz und schloss ihre Finger darum. Ihr Blick traf den von Golgrimm. Er nickte lächelnd. Da musste auch Sarah lächeln. Golgrimms Lachen hatte schon immer etwas sehr ansteckendes gehabt, auch wenn er in den Anfangszeiten ihrer Freundschaft nicht viel zu lachen gehabt hatte. Doch mittlerweile machte der Kobold einen viel weiseren und älteren Eindruck auf sie als zuvor.
                  „Du schaffst das, Sarah.“, sagte Golgrimm.
                  Das Mädchen erhob sich wieder und hielt den Zweig hoch. Sie atmete tief ein und wieder aus.
                  „Mister Jones, ich bin bereit.“, sagte sie zuversichtlich und der Chronist holte eine weitere Bananasine hervor.
                  „Sicher?“, fragte er.
                  Das Mädchen nickte ernst.
                  „Sicher!“
                  Dann warf der Chronist die Frucht in die Höhe. Sarah folgte ihr mit den Augen, richtete den Zweig (respektive Zauberstab) auf sie und konzentrierte sich.
                  „Spüre die Macht. Finde den Ursprung der Magie in deinem Innern und dann halt sie fest.“, flüsterte Nepomuk leise vor sich hin, mehr zu sich selbst als zu Sarah. Dann zischte ein einzelner gerade Energiestoß aus der Spitze des Zweiges direkt in die Bananasine hinein. Mit einem lauten Platschen explodierte sie und Bananasinensaft regnete auf den Boden herab.
                  „Ich kann es!“, freute sich das Mädchen und lief zu Golgrimm, um ihn feste zu umarmen. Er drückte sie ebenso feste an sich.
                  „Ich kann es, ich kann es, ich kann es.“
                  Da spürte sie Elfriedes Hand auf ihrer Schulter.
                  „Es gibt noch so viel mehr zu erlernen, Mädchen. Aber das eben war ein hervorragender Anfang. Energiezauber für den Angriff sind die einfachste Variante der Magie. Schwieriger werden die Verteidigungszauber. Von allgemeinen Schutzzaubern ganz zu schweigen. Und von Levitationszaubern möchte ich gar nicht erst anfangen.“
                  „Dann sollten wir keine Zeit verschwenden.“, lächelte Sarah und die Hexe nickte.
                  „Ganz deiner Meinung.“, fügte Nepomuk hinzu, der sich zu ihnen gestellt hatte.
                  Doch just als die alte Hexe und der schrullige Zauberer mit weiteren Übungen in Sachen Zauberkunst für Sarah aufwarten wollten, krachten die breiten Flügeltüren des Saals auf und ein völlig außer Atem japsender Soldat der königlichen Wache stürmte hinein. Seine Stirn war von Schweißperlen regelrecht übersät und sein Gesicht war knallrot