Kampf um Strom: Mythen, Macht und Monopole (German Edition)
Ökostrom werde uns in den nächsten Jahren teuer zu stehen kommen, kann angesichts dieser absehbaren Entwicklungen nicht von den Kosten der Stromproduktion die Rede sein, sondern allenfalls vom Strompreis. – Und das ist eine ganz andere Geschichte.
Der Strompreis steigt
Strom wird an einer Börse gehandelt, die den Preis von Minute zu Minute auf der Grundlage von Angebot und Nachfrage neu berechnet. Dieser Börsenpreis richtet sich nach den variablen Kosten, die die Betreiber von Kraftwerken haben – in erster Linie sind das die Ausgaben für Brennstoffe. Anders als bei den fossilen Energien fallen bei Wind- und Solarstrom jedoch keine Brennstoffkosten an, weshalb der Anteil an Kosten, der von ihnen in den aus allen gehandelten Energien errechneten Börsenpreis einfließt, praktisch bei null liegt. Je mehr erneuerbare Energien nun in den an der Börse gehandelten Energiemix einfließen, desto stärker sinkt der Börsenpreis. Hier schlägt sich bereits die Tatsache nieder, dass grüne Anbieter in Bezug auf die Brennstoffkosten immer günstiger produzieren können als konventionelle Anbieter. Das ist schlecht für die Energieversorger, die ihren Strom immer billiger verkaufen müssen, aber gut für den Verbraucher. Sagen wir, es wäre gut für den Verbraucher, wenn dieser Preisverfall bei ihm ankäme und auch seine Stromrechnung niedriger würde. Da dies aber nicht der Fall ist, stellen sich zwei Fragen: Warum ist der Strom teuer? Und: Ist es wirklich der grüne Strom, der den Preis in die Höhe treibt?
Die Situation ist wahrlich paradox: Der grüne Strom macht den Börsenpreis billiger, doch der Strompreis insgesamt steigt. Das liegt an der EEG -Umlage: Ihre Höhe errechnet sich nämlich aus der Differenz zwischen einer festgesetzten Vergütung und dem Börsenpreis. Beträgt letzterer zum Beispiel 5 Cent, während man einem Windenergieanbieter die Abnahme seines Stroms zu einem Festpreis von 13 Cent versprochen hat, so werden die 8 Cent Differenz auf den Strompreis umgelegt. Sie sind die Basis, aus der die Umlage berechnet wird. Die Kosten, die durch diese Vergütung entstehen, berechnen sich zum einen aus der Menge des produzierten Ökostroms, die mit dem Betrag aus der Differenz des für die einzelnen Energieformen unterschiedlichen Festpreises und dem Börsenpreis – den 8 Cent aus unserem Beispiel– multipliziert wird. Zum anderen werden diese Kosten dann gegen Effekte aufgerechnet, die aus zahlreichen Ausnahmeregeln entstehen, z.B. Einnahmen, die aus dem Direktverkauf von Strom oder durch vermiedene Netzentgelte entstehen. Erst aus dieser Rechnung ergeben sich die eigentlichen Differenzkosten, die sich dann als EEG -Umlage im Endkundenpreis wiederfinden. Sinkt nun der Börsenpreis, dann erhöht sich die Umlage.
Auf diese Weise steigt der Strompreis, je mehr grüner Strom gehandelt wird. Hinzu kommt, dass die Vergütung für jede einzelne Kilowattstunde anfällt, die in das Netz eingespeist wird. Mit dem Zuwachs von grünem Strom steigt daher auch die Umlage. Im Oktober 2012 wurde deshalb zuletzt eine beträchtliche Erhöhung der EEG -Umlage festgesetzt – von 3,59 auf 5,277 Cent – , da die Produktion und der Verkauf von Ökostrom in den letzten Jahren deutlich angestiegen sind. Der Strompreis klettert jedoch nicht aufgrund gestiegener Kosten in die Höhe, sondern deshalb, weil die EEG -Umlage keine Subvention darstellt. – Oder, da der Subventionsbegriff umstritten ist: Die EEG -Umlage wird nicht aus der Staatskasse bezahlt, sondern durch den Verbraucher. Er hat diesen per Gesetz geregelten und für jede Kilowattstunde Strom zusätzlich anfallenden Betrag zu tragen. Je mehr grünen Strom wir verbrauchen, desto mehr nichtöffentlich finanzierten Strom bezahlen wir.
Und damit kehren wir wieder an den Anfang des Kapitels zurück: Egal, aus welcher Energiequelle wir Strom produzieren und verbrauchen, der Staat ist immer beteiligt. Den freien Strommarkt, der sich allein durch Angebot und Nachfrage selbst reguliert, gibt es nicht – weder auf nationaler noch auf internationaler Ebene. Entzieht die öffentliche Hand den Energieversorgern die Subventionen, wird es für den Verbraucher teurer. Das wäre auch dann so, würde man die Subventionen für Atom- oder Kohlestrom aufgeben bzw. nicht mehr aus öffentlichen Mitteln bezahlen, sondern in den Strompreis miteinrechnen.
Man könnte es auch so formulieren: Die Verschiebung von einer Subvention aus öffentlichen Mitteln hin zu einem festgesetzten
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