Kampf um Thardos (German Edition)
aber innerlich war sie angespannt und auf einen Kampf vorbereitet. Aus den Augenwinkeln betrachtete sie Nelems Hände, während sie ihn ansah. Sollten sich die Finger nur noch einen Zentimeter der Waffe oder auch den Knöpfen der Gürtelschnalle nähern, würde sie aufspringen und ihn zu Boden schlagen. »Warum?«, entgegnete Coventry.
»Beantworten Sie meine Frage nicht mit einer Gegenfrage, Captain!«, schnappte Nelem. »Stehen Sie zu Ihrem Wort?«
»Ja, Herrgott!« Coventry ballte die Hände zu Fäusten, nahezu entschlossen, erst gar nicht darauf zu warten, dass Nelem einen Fehler machte, sondern ihn jetzt sofort anzugreifen.
Ein fieses Grinsen huschte über Nelems Gesicht. Ganz plötzlich hob er die Hände und verschränkte sie vor der Brust. Er wandte sich abrupt um und trat an eines der Wandfenster heran, die das Schwarz des Alls zeigten.
»Nun, dann können Sie mir sicherlich erklären, was eine Ihrer Einheiten auf der Planetenoberfläche zu suchen hat?«
»Das ist eine versprengte Gruppe«, erklärte Coventry. »Es sind Überlebende aus der von den Drocus Kamai vernichteten Basis.«
Nelem hielt den Blick weiterhin aus dem Fenster gerichtet, aber Coventry erkannte, worauf der Archalaya hinauswollte.
»Wie lauten die Befehle für diese Gruppe?«, fragte der Pro-Sarco.
»Sie sollen warten, bis wir in der Lage sind, sie zu evakuieren«, sagte Coventry. »Aber wir wissen nicht, ob sie die empfangen haben. Der Kontakt zu der Gruppe ist abgebrochen.«
»Das behaupten Sie«, warf Nelem ein. Mit einem Schwung wirbelte er herum. »Nach unseren Informationen bewegen sie sich auf die neutrale Stadt zu. Ich frage mich, was sie dort zu suchen haben.«
Coventry atmete tief durch. Jetzt nur nicht die Nerven verlieren , ermahnte sie sich. »Ich habe keine Ahnung, Nelem. Aber diese Frage dürfte erst von Bedeutung sein, wenn wir unseren Waffenstillstand unterzeichnet haben. Denn bisher sind wir nicht an das Abkommen der Invasoren, die neutrale Stadt zu meiden, gebunden.«
Nelem kehrte zu seinem Platz zurück und schnippte mit den Fingern, woraufhin einer seiner beiden Wächter mit einer Tasche hervortrat und diese auf den Tisch legte. Der Mann öffnete einen Verschluss und breitete den Inhalt vor seinem Anführer aus. Nelem bedeutete ihm mit einer Handbewegung, dass er wieder auf seine Position gehen solle, und beugte sich dann selbst über den Tisch.
»Wir haben einen provisorischen Waffenstillstandsvertrag in terranischer Standardsprache vorbereitet«, erklärte der Archalaya.
Das wunderte Marina Coventry nicht im Geringsten. Dennoch fragte sie: »Sie sind auch mit unserer schriftlichen Sprache vertraut?«
Nelem sah auf und lächelte. »Wir haben gute Übersetzungscomputer.«
Coventry glaubte ihm kein Wort, aber sie beließ es bei seiner Erklärung. Sie nahm die Seiten, die aus folienähnlichem Material bestanden, zur Hand und las den in Englisch geschriebenen Text. Die Vereinbarung war simpel und besagte lediglich, dass keine der genannten Parteien mit Waffengewalt gegen den anderen vorgehen dürfe. Achselzuckend reichte Coventry die Schriftstücke zur Prüfung an die anderen Offiziere weiter.
Nach einer halben Stunde war man sich einig, dass man den Vertrag als provisorisch anerkennen könne, um so zumindest vorerst Scherereien mit den Archalaya zu vermeiden.
Coventry und McHugh unterzeichneten und schoben die Folien über den Tisch zu Nelem zurück. Der Archalaya nickte zufrieden, setzte seine Unterschrift mit einem Laserschreiber auf die Blätter und fügte einen Siegeldruck hinzu.
»Ich gehe davon aus, dass die Fähre für mich und meine Leute noch bereitsteht?«, fragte der Archalaya dann.
»Selbstverständlich«, erwiderte Coventry eine Spur zu schnell. Gerne hätte sie erfahren, was geschehen wäre, wenn Nelem die Tasten an seinem Koppelschloss gedrückt hätte. Sie war überhaupt nicht überzeugt davon, dass die Archalaya nicht ohne Weiteres auf ihr Schiff zurückkonnten. Es war offensichtlich, dass man sie an der Nase herumführte.
Nelem verstaute seine Ausfertigungen des Vertrages in der Tasche und überreichte die anderen Folienblätter Coventry.
»Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder, Captain«, sagte er und hielt ihr die Hand hin, die sie ergriff. Wieder eine Finte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass die Geste des Händeschüttelns eine archalayische Eigenart war, sondern hielt sie eher für von den Menschen kopiert. »Vielleicht dann an Bord unseres Schiffes.«
Coventry wollte etwas
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