Kampf um Thardos (German Edition)
entwickelten eine Art Telepathie, über die sie sich anderen mitteilten. Dank dieser Möglichkeiten arbeiteten sie sich zu den besten Diplomaten des Sternenverbandes hoch, und sie wurden immer wieder in heiklen Situationen mit Kolonien eingesetzt, um zu schlichten und zu verhandeln.
Heute gab es nicht mehr viele von ihnen. Sie lebten länger als Menschen, galten als unsterblich, doch irgendwann erkannte man, dass auch ihre Gehirnzellen abstarben und sie nach zwei- bis dreihundert Jahren ihr Leben endgültig aushauchten. Da es für die Te Ador keine Möglichkeit der Fortpflanzung gab, reduzierte sich ihre Population. Die wenigen noch lebenden zogen sich vom Sternenverband zurück, um in ihrer Isolation vor sich hin zu vegetieren, bis sie schließlich den Tod fanden. Gerade mal eine Handvoll stand heute noch dem Flottenkommando zur Verfügung.
Die Unterlagen über die damaligen Versuche und Experimente waren in den Kolonialkriegen verloren gegangen. Eine Wiederaufnahme war gescheitert und hatte nur Todesopfer gefordert. So konnte man mit Sicherheit behaupten, dass die wenigen Te Ador, die sich bei Admiral Dillinger an Bord befanden, die Letzten ihrer Art waren.
Marina Coventry fröstelte bei dem Anblick der schwebenden Kugel und bekam eine Gänsehaut. Sie wusste, dass der Te Ador unmöglich auf diese Entfernung ihre Gedanken lesen konnte, doch das Gefühl, ausspioniert zu werden, blieb.
»Coventry, wir orten schwere Strahlengefechte in einer thardischen Stadt«, sagte Admiral Dillinger. »Wissen Sie, was dort vor sich geht?«
Coventry zuckte die Achseln. Natürlich wusste sie, wer dort ein Höllenspektakel veranstaltete. Parr, was tust du da unten?
»Keine Ahnung, Sir«, log sie und fing sich ein paar fragende Seitenblicke ihrer Brückenbesatzung ein. Sie hoffte, dass der Admiral ihr die Lüge nicht ansah. »Wahrscheinlich Kampfhandlungen zwischen den Invasoren.«
Dillinger runzelte die Stirn. »Kampfhandlungen? Ihren Berichten zufolge haben die drei Besatzungsmächte einen Waffenstillstand geschlossen!«
»Seit unserer Ankunft sind die Kämpfe wieder aufgeflammt«, gab Coventry zurück. Die zweite Lüge. »Sie ziehen sich über den ganzen Planeten hinweg.« Die dritte Lüge. Sie konnte Dillinger unmöglich sagen, dass es diese Kämpfe nur in der ehemaligen Hauptstadt von Thardos gab. Er würde augenscheinlich dort mit seinen Untersuchungen beginnen. Sollte er glauben, auf ganz Thardos herrsche unerbittlicher Krieg, was auch gar nicht so verkehrt war. Sollten Parr und Shaw tatsächlich etwas in der Hauptstadt finden, was auch nur die Spur einer Lösung des Rätsels um das Reamadin enthielt, dann würde der Krieg auch unter den drei Invasoren sofort wieder ausbrechen. Jeder wollte, ja musste sogar der Erste sein, wenn er nicht unterliegen wollte.
Dillinger würde alles vermasseln. Die einzige Chance, die auch die Menschheit in diesem Spiel hatte, lag in der Kommandoeinheit, die sich jetzt dort unten in der Stadt befand.
»Hören Sie, Coventry«, fuhr der Admiral gereizt fort. »Sie haben doch nicht noch Leute dort unten, oder?«
Sie schluckte. Nervös zuckte ein Wangenmuskel. Dann nickte sie.
»Sir«, erwiderte sie, »wie Sie den Aufzeichnungen aus dem Logbuch entnehmen können, befindet sich noch einer unserer Kommandotrupps auf der Oberfläche des Planeten. Die Kommunikation zu den Leuten riss ab, bevor wir den Befehl zum Rückzug und Abwarten erteilten. Sie handeln nach unserem ursprünglichen Plan, Spuren von Ureinwohnern und dem Reamadin zu suchen.«
»Sie müssen aufgehalten werden«, sagte Dillinger. »Wo stecken sie genau?«
Coventrys Augen weiteten sich. Aufhalten? Wovon redet dieser Kerl?
»Haben Sie gehört, Coventry? Unsere Mission ist gefährdet. Ihre Gruppe provoziert einen Krieg! Wir sind mit den Te Ador hergekommen, um Friedensverhandlungen zwischen uns, den Drocus Kamai und den Morenern aufzunehmen. Geben Sie mir die Koordinaten, damit wir eine direkte Bombardierung starten können.«
Bombardierung? Unsere eigenen Leute?
»Sir, ich habe keine Informationen über ihren Standort.
Sie können sich überall auf der Oberfläche befinden. Aber selbst wenn sie gefunden werden, wäre es nicht besser, Landungsboote hinunterzuschicken, um die Gruppe abzuholen?«
Dillinger machte eine abwehrende Handbewegung. »Bis dahin kann alles zu spät sein. Nun gut, es soll nicht Ihr Problem sein. Ihre Aufgabe ist beendet. Sehen Sie zu, dass Ihre Schiffe das System verlassen. Ich übernehme hier.
Weitere Kostenlose Bücher