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Kanada

Kanada

Titel: Kanada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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»Und geben Ihnen die Chance, Ihr Herz zu erleichtern.«
    »Und was, wenn ich Ihnen nichts zu sagen habe? Nichts zu erleichtern?«, sagte Remlinger spöttisch. »Wenn Ihre Annahme jeder Grundlage entbehrt?«
    »Da sind wir anderer Meinung«, sagte Crosley. Er war wieder zu Atem gekommen, klang aber immer noch geschwächt. Er hatte ein Taschentuch aus der Hosentasche gezogen, spuckte etwas hinein und faltete es weg. Er hatte große Angst.
    »Ja«, sagte Remlinger. »Aber wenn ich es Ihnen sage, dann deshalb, weil es so ist. Und wenn Sie jetzt nicht zufrieden dorthin zurückkehren können, wo Sie leben, was passiert dann?« Es ging jetzt nur noch um ihren Willen. Nicht mehr um die Tatsachen.
    »Tja, darüber wird zu reden sein«, sagte Jepps. Er stand auf. Ich dachte an die Waffen – vielleicht waren sie schon ausgepackt und geladen worden und lagen irgendwo in der Nähe. Hier hielt sich keiner besonders an die Wahrheit: Jepps und Crosley hatten, nachdem sie so weit gefahren waren, keineswegs vor, einfach wieder zu gehen; sie waren engagierter als zunächst angenommen. Es ging nur noch um die Entscheidung, auf welcher Basis sie handeln würden. Meine Gegenwart war möglicherweise der einzige Grund, warum sie es nicht in diesem Augenblick taten. Dafür war ich da – um die Dinge nicht außer Kontrolle geraten zu lassen, um Remlinger genug Spielraum zu lassen, dass er seine Lage klar einschätzen konnte. Ich war seine Bezugsgröße.
    »Zugegeben, ich habe Ihnen etwas zu sagen«, meinte Remlinger. Er seufzte tief, Jepps und Crosley sollten es genau hören. »Vielleicht wird Sie das zufriedenstellen.«
    »Das hören wir uns gern an.« Jepps warf Crosley einen zustimmenden Blick zu, der nickte.
    »Sie haben recht, Dell braucht das nicht zu hören. Ich bringe ihn zum Auto.« Remlinger sprach über mich, als stünde ich nicht direkt neben ihm. Was immer er anfangs in seinen Gedanken noch nicht ausformuliert hatte (wenn auch eindeutig nicht für lange) – nun war es ausformuliert. Was er zu überdenken hatte, war geklärt. Ich musste für ihn noch einen weiteren Zweck erfüllen.
    »Sehr gut«, sagte Jepps. »Wir warten hier auf Sie.«
    »Es dauert nicht lange«, sagte Remlinger. »Ist das in Ordnung für dich, Dell? Kannst du im Auto warten?«
    »Von mir aus«, sagte ich.
    »Ich brauche nicht lange«, sagte Remlinger.
    Arthur brachte mich zügig hinaus in die Kälte zu dem stillen Buick, sein Griff lag stramm auf meiner Schulter, als würde ich gleich bestraft. Der Schnee kam in größeren Flocken herunter. Der Wind hatte nachgelassen, und es war noch kälter. Charleys Truck stand nun vor seinem Trailer. Licht sickerte unter der Tür hindurch. Mrs Gedins’ weißer Hund hockte auf der Motorhaube, um sich zu wärmen.
    »Diese beiden sind lächerlich«, sagte Arthur. Er wirkte wütend – was er drinnen nicht gewesen war. Da hatte er resigniert gewirkt und davor überheblich. Er öffnete die Wagentür und schob mich hinters Steuer. »Lass den Motor an«, sagte er. »Mach die Heizung an. Nicht dass du erfrierst.« Er griff nach innen und schaltete die Scheinwerfer ein, die durch das Schneetreiben die Häuserreste der South Alberta Street beleuchteten.
    »Was werden Sie ihnen sagen?« Einen Moment lang dachte ich, er würde neben mich schlüpfen. Ich rückte auf den Beifahrersitz.
    »Das, was sie hören müssen«, sagte er. »Sie werden mich nie mehr in Ruhe lassen.« Er streckte eine Hand aus und holte die kleine silberne Pistole, die ich in seinen Räumen gesehen hatte, unter der Sonnenblende auf der Fahrerseite heraus. Sie war nicht in ihrem Schulterhalfter. Sie steckte ganz allein dort. »Ich werde versuchen, es ihnen ganz deutlich zu machen.« Er atmete ein, dann wieder aus. Es war fast ein Keuchen. »Bleib einfach, wo du bist«, sagte er. »Ich bin gleich wieder da. Und dann essen wir zu Abend.«
    Er schloss die Tür und ließ mich in dem kalten Wagen sitzen, unter dessen Armaturenbrett heiße Luft hervorkam. Durch das Fenster auf der Fahrerseite – wo auf der Scheibe der Schnee schmolz – sah ich seinen Hut durch die Dunkelheit zur Tür des Schuppens zurückgehen, die angelehnt war. Er drehte sich nicht um und wirkte auch in keiner Weise zögerlich. Er hielt die Pistole an seiner linken Seite und verbarg sie nicht – sie war klein und die Beleuchtung schlecht, vielleicht fiel sie ohnehin nicht auf. Vielleicht hatten Jepps und Crosley ihre eigenen Waffen ebenfalls gezogen. Es war zu erwarten, dass sie ihm nicht

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