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Kanada

Kanada

Titel: Kanada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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Drops und war komplett bekleidet. Wir schliefen ein, nachdem unsere Eltern aufgehört hatten zu reden.
    Am Morgen, als ich mit geballten, schmerzenden Fäusten aufwachte, war Berner weg, und wir sprachen nicht darüber, als ich sie wiedersah. Als wäre es gar nicht geschehen.
    Morgens hatte mein Vater meistens gute Laune. An diesem Montagmorgen allerdings war er ernst. Meine Mutter schien ihm aus dem Weg zu gehen. Sie machte uns Frühstück, und wir setzten uns alle an den Tisch. Während er seine Eier aß, fragte mein Vater Berner und mich, was wir unserer Meinung nach Nützliches für unser Land tun könnten. Das fragte er oft, wenn er wissen wollte, was wir vorhatten. Ich erinnerte ihn daran, dass an diesem Tag der Jahrmarkt begann und dass ich mich für die Vorführungen mit den Bienen interessierte – das könne nützlich sein. Er gab dazu keinen Kommentar ab, er schien vergessen zu haben, dass er etwas gefragt hatte. Er machte keinen Witz und lächelte auch nicht. Seine Augen waren gerötet. Er dankte unserer Mutter nicht fürs Frühstück. Er hatte sich nicht rasiert, worauf er immer Wert gelegt hatte, als er noch täglich zum Stützpunkt fuhr. Seine unrasierte Haut hatte einen unheimlichen bläulichen Schimmer. Was mit ihm nicht stimmte, wurde zum einzigen Thema bei Tisch, aber keiner sagte etwas dazu. Ich sah, wie unsere Mutter ihn hinter ihrer Brille hervor ärgerlich musterte. Sie hatte die Lippen zusammengekniffen, als hätte er sich ihr gegenüber in einer Weise benommen, die sie nicht mochte.
    Außerdem fiel mir auf, dass unser Vater weder seine schöne neue Hose noch seine schwarzen, verzierten Stiefel oder eines seiner Pfeilschlitz-Hemden angezogen hatte, was er doch immer trug, wenn er in die Immobilienfirma arbeiten ging, um Farmen und Ranches zu verkaufen. Stattdessen hatte er seinen alten blauen Air-Force-Overall an und ein Paar farbfleckige weiße Stoffturnschuhe, Kleider, die er zum Rasenmähen oder Gartengießen anzog. Als er ausgeschieden war, hatte er die Dienstabzeichen abgeschnitten, auch das Schild, auf dem PARSONS stand. Er sah aus, als wollte er auf keinen Fall von irgendjemandem wiedererkannt werden, dachte ich noch.
    Nach dem Frühstück wurde noch weniger geredet. Berner ging in ihr Zimmer, schloss die Tür und spielte eine ihrer Platten. Meine Mutter machte die Küche sauber, ging auf die vordere Veranda und trank einen Tee in der Morgensonne, löste ihr Kreuzworträtsel und las in einem Buch, für ihren Unterricht bei den Nonnen. Ich folgte meinem Vater durchs Haus. Er schien irgendwo hinzuwollen, und ich wollte wissen, wohin und ob ich mitfahren konnte. Er holte seine lederne Waschtasche aus dem Badezimmerschrank und packte Verschiedenes hinein. Er steckte Strümpfe und Unterwäsche in seinen alten Leinwandbeutel von der Air Force, während ich ihm von der Schlafzimmertür aus zusah. Wir waren eine Familie, die nicht verreiste, es sei denn, wir zogen in eine neue Stadt. Irgendwo zu bleiben sei der eigentliche Luxus, sagte mein Vater immer. Es war sein sehnlichster Wunsch, sich an einem Ort niederzulassen und dort zu leben wie alle anderen. In unserem Land könne jeder frei entscheiden, wo er sich niederlassen wolle, glaubte er, und es sei belanglos, wo man geboren worden sei. Das sei das Schöne an Amerika, und von den Ländern, die wir im Krieg befreit hätten, könne man das nicht behaupten, dort lebten die Leute in provinzieller Enge. Meine Angst war, dass er und unsere Mutter beschlossen hätten, getrennte Wege zu gehen. Sein Verhalten wirkte so auf mich, als würde eben das jetzt passierten. Schweigen. Anspannung. Wut. Obwohl ich niemals gehört hatte, dass sie eine Trennung erwogen.
    Als ich sah, wie er den Reißverschluss seines blauen Beutels zuzog (er hatte seine Pistole eingepackt – seine große schwarze Kaliber 45, die er behalten hatte, als er die Air Force verließ), sagte ich:
    »Wo willst du hin?«
    Er sah von seiner Bettkante, wo er saß, zu mir hoch (unsere Eltern schliefen in zwei Betten). Wie immer war es schon heiß im Haus – wir schalteten den Dachventilator nicht vor dem Nachmittag ein, jetzt war es erst neun. Er lächelte mich an, als hätte er mich nicht gehört, was manchmal vorkam. Aber das Aussehen beim Frühstück – hager und schlaflos – war jetzt aus seinen Zügen gewichen, seine Gesichtsfarbe zurückgekehrt.
    »Bist du ein Privatdetektiv im Einsatz?«, fragte er.
    »Ja«, sagte ich, »genau.« Ich wollte nicht fragen, werdet ihr euch trennen,

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