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Kanaken-Gandhi

Kanaken-Gandhi

Titel: Kanaken-Gandhi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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gearbeitet? Geben Sie die Pillen schon her, ich schlucke alles!«
    »Nun ja, für einen einzigen Tag auch nicht. Die Untersuchungsreihe wird zirka acht Wochen dauern, und am Ende bekommen Sie Ihr Geld bar auf die Hand.«
    »Acht Wochen lang? Davon hat mir der Arbeitsamt-Necmeddin aber nichts gesagt! Ich weiß noch nicht mal, ob ich in einer Woche noch in Deutschland bin.«
    »Für den Fall, dass ich ausgewiesen werde oder so, könnten Sie mich dann hier ein paar Tage verstecken?«
    »Was meinen Sie denn damit? Wir sind doch nicht die evangelische Kirche!«
    Die Ausweisung zu erwähnen, war, glaube ich, keine so gute Idee.
    »Ach nichts, das war nur so ’ne Spinnerei von mir. Ich bin mit den 1.500 Mark und den acht Wochen einverstanden. Aber ich hätte das Geld gerne als Vorschuss.«
    »Das geht nicht, Nummer 267. Wir zahlen aus Prinzip die Summe nicht im voraus. Wir haben damit schlechte Erfahrungen gemacht, manche lassen sich gar nicht mehr sehen, wenn sie das Geld erst mal haben.«
    Dann bin ich ja doch nicht der Erste, der auf die Idee kommt.
    Aber ich kann unmöglich acht Wochen warten, bis ich das Geld bekomme.
    »Gut, ich sehe ein, dass Sie mir nicht das ganze Geld im voraus auszahlen können. Es gibt so viele schlechte Menschen heutzutage. Aber meinen Lohn für heute würde ich gerne gleich mitnehmen.«
    »Ich denke, dass ließe sich schon machen. Sie könnt en natürlich ein risikoreicheres Medikament testen, dann verdienen Sie natürlich entsprechend mehr.«
    »Ist das wahr? Wie viel denn?«
    »Das ist doch logisch, Nummer 267. Unser Haus hat seine medizinischen Testreihen in sieben Risikogruppen unterteilt. Für die Untersuchungen von Zahnpasta, Vitaminkapseln und Fußpilzsalben gibt’s am wenigsten Geld. In der nächsthöheren Gruppe, in Stufe zwei, testen wir Hustensäfte, Grippetabletten und Abführmittel. So steigert sich das bis zur Stufe sieben, wo die interessanteren und spannenderen Medikamente getestet werden: Antidepressiva, Herzpräparate und ähnlich teure Sachen.«
    »Was ist denn das Teuerste überhaupt, was Sie heute im Angebot haben?«
    »Da lassen Sie mich mal nachgucken. Ein sehr schönes Herzmittel hätten wir da. Für diese Testreihe bekommen Sie 3.000 Mark.«
    »Super, die will ich haben. Ich schlucke gleich alles. Ich will gleich die doppelte Menge. Übrigens, wo ist hier das Klo?«
    »Halt, halt, so schnell geht das auch wieder nicht. Bevor wir anfangen, müssen wir Sie erst mal gründlich untersuchen. Sonst können wir doch später gar nicht wissen, ob Sie schon vorher krank waren, oder ob unsere Medikamente Sie krank gemacht haben. Und das da drüben ist Ihr Klo, wir müssen Ihren Urin sowieso untersuchen«, ruft er und zeigt auf einen kleinen weißen Topf in der Ecke.
    »Aber für diese Untersuchungen bezahle ich nichts. Das dürfen Sie mir nicht von meinem Honorar abziehen!«
    »Nein, nein, selbstverständlich brauchen Sie dafür nichts zu bezahlen. Sie werden jetzt auf Kosten unseres Hauses ganz gründlich untersucht. Aber nur, weil Sie es sind! Und das Ganze über acht Wochen lang jeden Morgen. Auch bei unseren freien Mitarbeitern scheuen wir keine Kosten.«
    Ich folge ihm über den Flur in ein größeres Labor. Dort treffe ich viele meiner Kollegen aus dem Wartezimmer wieder. Ich muss die ganze Prozedur über mich ergehen lassen, wie damals vor 30 Jahren in der Türkei im deutschen Anwerbebüro: Wiegen, Messen, Klopfen, Husten, Hüpfen, Zähne und Plattfüsse zeigen. Aber diesmal ohne gekauften Urin. Alles in Eigenproduktion! Zwanzig Minuten später bin ich wieder bei meinem Namensvetter: Kabine 267! Jetzt kann’s losgehen!
    »Ihre Werte sind total in Ordnung, Nummer 267. Wir können mit dem Test anfangen. Legen Sie sich mal dort hin.«
    »Ich nehme Tabletten grundsätzlich nur im Stehen ein. Geben Sie die Pille her.«
    »Von Tabletten hat hier keiner was gesagt. Sie bekommen diese beiden Ampullen gespritzt. Lassen Sie bitte die Hose runter und legen Sie sich auf den Bauch. »
    »Aber das geht doch nicht! Ein anständiger, stolzer Türke lässt niemals die Hosen runter, wenn ein Mann hinter ihm steht!«

    »Nehmen Sie es nicht so tragisch, von mir erfährt niemand was.«
    »Aber..., ich dachte doch..., Arbeitsamt-Necmeddin..., Tabletten wegwerfen ... »
    Ooooooh Scheiße!
    So war das aber nicht geplant. An eine Spritze habe ich überhaupt nicht gedacht! Arbeitsamt-Necmeddin, du Hundesohn. Du hast doch gesagt, ich kann die Tabletten einfach wegschmeißen. Was soll ich jetzt

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