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Kanaken-Gandhi

Kanaken-Gandhi

Titel: Kanaken-Gandhi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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nun der echte Arzt ein. »Wir haben gerade an Ihrem Fall bemerkenswert deutlich demonstriert, welche Phänomene durch die Psyche hervorgerufen werden.«
    »Was meinen Sie damit, Herr Doktor?«
    »Sie haben vor zwei Stunden von meinem Helfer ein Arzneimittel verabreicht bekommen, das keinerlei pharmakodynamisch wirkende Stoffe enthielt. Sie haben ein Placebopräparat gespritzt bekommen.«
    »Wenn ich ehrlich sein soll, diesmal habe ich noch weniger verstanden! »
    »Nun gut, noch mal von vorne! Placebos sind
    »Scheinmedikamente«. In Ihrem Fall eine reine Kochsalzlösung, ohne jede Wirkstoffe. Beim Testen von Nebenwirkungen eines Medikaments werden heute bis zu fünfzig Prozent wirkungslose Placebos verabreicht. Wenn wir also an hundert Leuten dieses Medikament testen sollen, dann bekommen fünfzig davon Placebos und nur fünfzig das eigentliche Medikament. Und alle Testkandidaten werden über die möglichen Nebenwirkungen informiert. Anschließend können wir genau erkennen, welche Rolle die Psyche bei der Entstehung von Nebenwirkungen hat.
    Und Sie haben dieses Scheinmedikament, ein sogenanntes Placebo, erhalten. Aber interessanterweise bekamen Sie alle klinisch bekannten Nebenwirkungen und sogar einiges mehr, was selbst für uns neu war.«
    »Wie? Was? Das gibt’s doch nicht! Das glaub’ ich nicht!«
    »Also, Nummer 267, um es jetzt noch einmal ganz einfach zu sagen: Placebos schlucken ist wie Hamburger essen bei McDonalds. Da essen Sie ja auch in dem Irrglauben, Nahrung in sich aufzunehmen. Sie täuschen sich und werden kurzfristig satt.
    Aber der Körper erhält keine Nährstoffe, ihm wird eher geschadet.«
    »Bei Allah, ich werde verrückt! All das Schreckliche der letzten Stunden soll ich nur durch Einbildung erlebt haben? Wer weiß, was passiert wäre, wenn ich das echte Medikame nt bekommen hätte?«
    »Nun ja, die Symptome sind in der Regel immer die gleichen.
    Vielleicht mit dem kleinen Unterschied, dass Sie unter Umständen nicht mehr aufgewacht wären.«
    »Und das nächste Mal bekomme ich wieder McDonalds-Medizin?«
    Das können und dürfen wir Ihnen nicht sagen. Wir erfahren das auch immer erst hinterher.«
    »Das ist ja verrückter als das idiotische Spiel mit der einen Kugel in der Pistole!«
    »Ja, das ist richtig. Spannend ist es auf jeden Fall, sogar für uns.«
    »Meine Kollegen und ich schließen jedes Mal Wetten darüber ab, wie es bei diesem »Russischen Roulette« ausgeht«, mischt sich der Möchtegern-Arzt ein.
    »Na gut, ich ziehe mich erst mal an und mache mich auf den Heimweg. Aber bevor ich gehe, möchte ich mit meinem Honorar für heute die arme Laborkatze von nebenan freikaufen.«
    »Tut mir leid, das geht leider nicht mehr. Sie ist bereits im Katzenparadies und jagt dort Mäuse. Tiere bekommen niemals Placebos!«

    Dienstag, 19. Juni, 22:00 Uhr

    »Mein Gott, Osman, wie siehst du denn schon wieder aus?
    Überall Blut, wie soll ich das wieder rauskriegen! Du armer Kerl, hat dich der Taxifahrer doch noch erwischt! Hat der Unmensch dich bloß mit seinem Taxi überfahren, oder hat er dich zusammen mit seinen Kollegen so verprügelt?« ruft meine Frau schreckensbleich, als sie mir die Haustür öffnet. »Wie? Ist der Taxifahrer tatsächlich wieder hier gewesen?« frage ich voller schlechter Vorahnungen.
    »Na logisch! Denkst du etwa, der lässt sich die 1.000 Mark durch die Lappen gehen? Der hat hier rumgetobt wie ein Wilder.
    Und dann hat er noch gesagt: »Bestellen Sie Ihrem van Gogh, diesem verhinderten Maler, der soll sich in acht nehmen. Ich werde die Kohle von diesem Pinselquäler kriegen und wenn ich ihn dafür ausquetschen muss wie eine Zitrone!««
    »Der Idiot soll sich lieber selbst in acht nehmen. Erst zu Anfang dieses Jahrhunderts hat doch die ganze Welt gesehen, zu was ein verhinderter, durchgedrehter Maler so alles fähig ist!«
    »Bevor er rausging, hat der Taximensch auch noch gesagt: »Ich bekomme mein Geld und wenn ich dafür über Leichen fahren muss!««
    »Dann habe ich schon die passende Arbeit für ihn. Er sollte Hausmeister bei McDonalds werden, ich habe gerade einen kennen gelernt.«
    »Aha, dann hast du also bis eben bei McDonalds gearbeitet?«
    ruft Eminanim erwartungsvoll aus dem Flur, während sie das Paket öffnet, das ich mitgebracht habe.
    »Was hast du uns denn zu Essen mitgebracht? Chicken McNuggets oder einen Fisch Mac?«

    »Direkt bei McDonalds habe ich nicht gearbeitet, aber bei so was ähnlichem. In beiden Fällen fühlt man sich hinterher satt,

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