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Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Titel: Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstin Warschau
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erzählt.
    »Ach so«, sagte sie betont gleichgültig.
    »Und was machst du so, wenn du abends freihast?«
    Es war irgendwas in seinen Augen, die Art und Weise, wie er sie ansah, die sie manchmal irritierte. Es war ein aufrichtiges und für seine Verhältnisse viel zu spürbares Interesse an dem, was sie sagte. Wann hatte das angefangen? Sie hätte es nicht sagen können.
    Es war so wie mit diesen Matratzen aus viskoelastischem Schaum. Wenn man sich drauflegte, fühlte man sich von ihnen angesaugt, angezogen, verschluckt. Nicht nur, wenn sie mit Jan Dutzen allein war, hatte sie das Gefühl, dass er über magnetische Kräfte verfügte. Gerade wenn er nicht da war, empfand sie manchmal beinahe etwas wie Sehnsucht. Aber sicher doch nicht nach dem wirklichen Jan, dachte sie verwirrt, wahrscheinlich eher nach einem männlichen Wesen im Allgemeinen. Wenn der dusselige Lorenz nicht bald nach Kiel kam, würde sie noch anfangen, Dummheiten zu machen – Schwangerschaft hin oder her. Mann, Mann, Mann, dachte sie, wann hatte ich eigentlich zuletzt so chaotische Gefühle?
    »Ich geh auch gern mal ein bisschen planschen, aber lieber im Meer«, sagte sie jetzt leichthin. »Im Wasser hab ich ja Auftrieb. Ungefähr wie ein Walross.«
    Sie grinsten sich an.
    Dann sah er auf seinen Teller und schob die übrig gebliebenen Salatblätter zur Seite. »Wenn du Lust hast, könnten wir vielleicht mal zusammen an den Strand oder so …«
    Sie nickte, aber dann dachte sie daran, wie toll es wohl aussah, wenn sie dort ihre Stützstrümpfe auszog und ihren Walrossbauch freilegte. »Zurzeit habe ich Besuch aus Berlin«, erklärte sie. Sie sah das Zucken seiner linken Augenbraue und fügte schnell hinzu: »Von meiner Tante. Sie ist ziemlich spontan, da weißt du nie, was du abends vorhast.«
    »Klar.«
    Wie auf Kommando wurde die Tür aufgerissen, und Tante Thea stürmte in das Lokal. Sie winkte wild mit den Armen, an denen jede Menge große Einkaufstüten hingen.
    »Wenn man vom Teufel spricht.«
    Thea stürzte auf Olga zu und küsste sie auf beide Wangen. Dann nickte sie zu Dutzen hinüber und strahlte wie ein Honigkuchenpferd. »Guten Tag. Sehr erfreut!«
    Sie hatte die sportliche Nordic-Walking-Garderobe gegen ein kurzes Sommerkleid getauscht und trug dazu ein seltsames Strohhütchen.
    »Ich bin gerade die Holtenauer entlanggegangen«, schnatterte sie. »In den meisten Boutiquen ist schon Schlussverkauf.«
    »Man sieht es. Wie willst du denn mit dem ganzen Kram nach Hause kommen?«, fragte Olga.
    »Mit dem Taxi!«
    Früher, bevor Tante Thea nach Berlin gezogen war, hätte sie sich den Luxus einer Taxifahrt nie und nimmer geleistet. Der Umzug hatte sie verändert, sie war geradezu mondän geworden.
    Dutzen tupfte sich wohlerzogen den Mund mit einer Serviette ab, etwas, was man sehr selten bei ihm sah.
    »Muss leider schon wieder«, sagte er entschuldigend. »Die Pflicht ruft.«
    Er zwinkerte Olga zu und schenkte Thea ein liebenswürdiges Lächeln. Leicht verbittert dachte Olga daran, dass er mit Henna Franzen schwimmen ging und die es ihr gegenüber nicht ein Mal erwähnt hatte. Fördetriathlon, das war ja lächerlich.
    Kaum war Dutzen verschwunden, beugte Thea sich auch schon neugierig über den Tisch.
    »Wer war der junge Mann?«
    Island nippte an ihrem Milchshake. »Mein Kollege Jan Dutzen.«
    »Ach, der Jan?«
    »Thea, lass den Quatsch«, sagte Island verstimmt. »Was hast du so Wichtiges auf dem Herzen, dass du hier in meiner Mittagspause aufkreuzt?«
    »Erst mal brauche ich was zu essen.«
    Thea durchforstete die Speisekarte. Nachdem sie den Kellner ausführlich mit Nachfragen zu den einzelnen Speisen beschäftigt und schließlich doch nur eine Pizza Margherita bestellt hatte, sah sie ihre Nichte triumphierend
an.
    »Ich war heute Vormittag nicht untätig. Ich habe alles erledigt, was du mir aufgetragen hast. Meine alte Bekannte Luise wohnt leider nicht mehr auf Kreihorst. Stell dir vor, der neue Eigentümer des Hofes, so ein stinkereicher Sack, hat Luises Mann einfach rausgeschmissen. Dabei hatte der über dreißig Jahre auf dem Hof als Verwalter gearbeitet. Herbert und Luise hätten nicht mehr auf den Hof gepasst, hat der arrogante Typ behauptet. Sie mussten auch sofort aus dem Haus ausziehen, in dem sie schon so viele Jahre gewohnt haben. Stattdessen hat jetzt ein Biolandwirt mit seiner Familie die Verwaltung von Gutshof und Ländereien übernommen. Luise kommt gar nicht darüber hinweg, so abgefertigt worden zu sein.«
    »Nett ist

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