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Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Titel: Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstin Warschau
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das nicht.«
    »Aber Luise hat mir erzählt, dass die neue Verwaltersfrau auch wieder privat Zimmer vermietet. Sie heißt Lena von Dünen und steht im Telefonbuch von Achterwehr. Man kann sie also anrufen.«
    Olga holte sich einen Apfelstrudel mit Vanillesoße vom Büfett und überlegte, ob sie schon satt war. Ein kleines Sahnehäubchen hätte auch noch reingepasst.
    Thea bekam die Pizza serviert und begann, sie in kleine Stücke zu zerschneiden.
    »Genau das habe ich natürlich getan«, fuhr sie fort. »Und ich muss sagen, dass sie sich am Telefon ganz nett angehört hat. Und stell dir vor: Zufällig ist bei ihr gerade ein Ferienzimmer frei geworden!«
    »Toll.«
    »Nicht wahr? Ich habe ihr erzählt, dass du schwanger bist und dringend noch mal ausspannen musst vor der Niederkunft. Natürlich unbedingt auf einem Biohof! Dafür hatte sie größtes Verständnis. Die Zimmer sind übrigens für Allergiker geeignet, haben alle einen Internetanschluss und sind trotzdem frei von Elektrosmog.«
    »Puh«, sagte Island.
    »Man kann den Strom im Zimmer nachts komplett abschalten.«
    »Super. Und was kostet der Spaß?«
    Thea nannte den Preis für eine Woche. Olga pfiff durch die Zähne. Für das Geld fuhren andere Leute für drei Wochen nach Mallorca. Gehobene Preisklasse für Urlaub in der Region, dachte Island. Dafür ist die Anfahrt nicht so weit.
    »Du bekommst Vollpension mit Bioessen, auf Wunsch ein Leihfahrrad, und wenn du möchtest, kannst du rudern oder dir ein Kajak ausleihen. Und übrigens, Frau von Dünen war Köchin in einem Nobelhotel in Hamburg, bevor sie mit ihrem Gatten und den drei Kindern aufs Land gezogen ist. Nun bereitet sie das Essen für die Herrschaften Tüx zu und für ihre eigenen, bescheidenen Feriengäste.«
    »Da werde ich gleich noch mal fünf Kilo zulegen.«
    »Wenn du so weiterfutterst, habe ich nicht den geringsten Zweifel daran.« Thea lachte schallend.
    Nach dem Essen füllte Island einen Urlaubsantrag aus und begab sich damit zu ihrem Vorgesetzen. Thoralf Bruns las das Schreiben, sah auf und musterte sie leicht besorgt.
    »Alles in Ordnung bei dir?«
    »Bestens.«
    »Eine Woche Urlaub?«
    »Hab Besuch aus Berlin.«
    Er nickte und unterschrieb ohne weitere Fragen.
    »Viel Spaß und gute Erholung«, sagte er.
    »Danke«, entgegnete Island. »Ich hätte aber noch eine Bitte. Wenn es Neuigkeiten aus Achterwehr geben sollte, lässt du es mich dann bitte trotzdem wissen?«
    Er schien in Gedanken schon wieder ganz woanders zu sein.
    »Sind dir die Kollegen da so ans Herz gewachsen?«, fragte er und reichte ihr den Urlaubszettel. »Spann noch mal richtig aus, das wird dir guttun.«

17
    A m Sonntag stand Olga Island mit ihrem Wagen vor dem abweisenden grünen Tor, das den Gutshof Kreihorst von der übrigen Welt trennte. Sie stieg aus, um nach einer Klingel zu suchen. Noch während sie die Stützstrümpfe zurechtzupfte, schob sich das Tor wie von Geisterhand zur Seite. Island kniff die Augen zusammen und sah sich nach einer Kamera um, konnte aber beim besten Willen keine entdecken. Langsam rollte sie durch die Einfahrt in die Allee hinein.
    Ihr bot sich ein herrlicher Anblick: eine Straße aus buckligem Kopfsteinpflaster, auf der die Schatten der uralten Linden tanzten, Bäume in ihrer ganzen sommerlichen Pracht. Die Fahrt durch die Allee, die dicht am Flemhuder See entlangführte, war lang. Der Schilfgürtel lag reglos in der Nachmittagssonne. Schließlich erreichte sie das Torhaus des Gutes, einen lang gestreckten Backsteinbau mit einem Turm über der Einfahrt. Die Dächer zu beiden Seiten des Turmes waren strohgedeckt und von beeindruckenden Dimensionen. Den gekalkten Giebel über der Toreinfahrt zierte ein Wappen. Zwei Krähen über einem Wellenbalken, die sich zankhaft die Schnäbel entgegenstreckten. Anno 1789 war in den Bogenstein über der Einfahrt gemeißelt.
    Island warf einen Blick auf den Zettel, den sie aufs Armaturenbrett geklemmt hatte: vor dem Torhaus links und dem Weg rechts folgen. Sie fuhr an großen, mit hellem Stroh gedeckten Scheunen entlang, über eine schmale Brücke mit rostigem Geländer und durch einen verwilderten Obstgarten, bis sie schließlich vor einem weiß getünchten Haus landete. Die Ziegel auf dem Dach waren dunkelrot und glänzten in der Sonne. An der Giebelseite führte eine Sandsteintreppe zu einer grün-weiß gestrichenen, mit klassizistischen Ornamenten geschmückten Eingangstür. Die Rasenstücke links und rechts der Treppe waren mit Buchsbaumhecken

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