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Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Titel: Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstin Warschau
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erreicht den Check-in-Bereich des Hafens am Dienstagabend gegen achtzehn Uhr. Am Steuer sitzt Xaver Breuer. Er wird vom Einweiser Knut Gebbert in die Wartespur Nr. 2 eingewiesen. Bis zum Beladen der Fähre sind es noch fünfundvierzig Minuten. Der Fahrer verbringt diese Zeit, wie viele seiner Kollegen, in seinem klimatisierten Führerhaus. Gegen achtzehn Uhr fünfzehn klopft der Fahrer des Lkw hinter ihm, Carlos Petruschki, an das Fenster von Breuers Kabine. Er ruft Breuer etwas zu, der aber reagiert nicht, öffnet weder die Kabinentür, noch lässt er ein Fenster herunter. Nach Aussage mehrerer Zeugen fängt Petruschki daraufhin an, den Seitenspiegel des Lkw zu traktieren. Xaver Breuer hat Petruschki aber sehr wohl bemerkt. Er verlässt die Fahrerkabine auf der Beifahrerseite, geht vorn um den Truck herum und versucht, Petruschki vom Fahrzeug wegzuziehen. Es kommt zu Handgreiflichkeiten, die in körperliche Übergriffe und schließlich in eine heftige Prügelei ausarten. Knut Gebert, der Einweiser, will den Streit schlichten, wird aber von Xaver Breuer mit einem Tritt zu Boden gebracht. Weitere Lkw-Fahrer steigen aus ihren Wagen, umringen die Streithähne und ergreifen Partei für die eine oder die andere Seite. Es kommt zu einer Schlägerei, an der etwa zehn Männer beteiligt sind.«
    »Hatte Breuer eine Frau in der Kabine?«, fragte Jan Dutzen interessiert.
    »Warum?«
    »Vielleicht war er anderweitig beschäftigt, als Petruschki bei ihm klopfte?«
    »Auf den Überwachungsvideos der Hafengesellschaft ist niemand zu sehen, der den Wagen besteigt oder verlässt«, sagte Franzen. »Und es hat sich auch keine Frau bei uns gemeldet.«
    Allgemeines Nicken. Im Jahr 2010 war eine Fähre auf ihrer Fahrt nach Klaipeda mitten auf der Ostsee in Brand geraten. Damals waren von dem brennenden Schiff mehr Menschen gerettet worden, als sich laut Passagierlisten an Bord hätten befinden sollen. Man fand schließlich heraus, dass einige Lkw-Fahrer Frauen, Freundinnen oder Prostituierte illegal in ihren Fahrerkabinen mitgenommen hatten.
    »Gibt es schon Hinweise, worum es bei dem Streit zwischen den Fahrern ging?«
    Henna Franzen zuckte die Achseln. »Diejenigen, die die Prügelei angefangen haben, sind beide tot. Wird schwer werden, das herauszufinden.«
    »Könnte es denn um eine Frau gegangen sein?«
    »Möglich ist alles.«
    »Wir behalten das mal im Hinterkopf«, sagte Thoralf Bruns, »aber bitte versucht, noch mehr über die beiden herauszufinden. Haben sich Breuer und Petruschki gekannt? Hatten sie einen persönlichen Konflikt, der schon länger köchelte? Waren sie verwandt, verschwistert, verschwägert? Was könnte ein Grund sein, dass sie so sehr aneinandergeraten sind?«
    »Dem gehen wir natürlich weiter nach.«
    »Wie konnte das eigentlich passieren mit dem auslaufenden Toluol? Kann man das auf den Kameraaufzeichnungen im Ostuferhafen sehen?«, wollte Dutzen wissen.
    »Die Kollegen vom LKA haben uns mitgeteilt, dass der Winkel der nächstgelegenen Kamera in diesem Fall ungünstig war«, erklärte Franzen. »Leider kann man nicht erkennen, ob bei der Einfahrt in den Hafenbereich schon Flüssigkeit ausläuft.«
    »Was sagen die Experten der Feuerwehr?«
    »Sie halten es für ausgeschlossen, dass sich das Ventil von selbst geöffnet hat.«
    Später an diesem Vormittag ordnete Island die Papiere auf ihrem Schreibtisch. Sie fragte sich, was sie mit den Untersuchungsergebnissen zum Blutfleck machen sollte, die sie von Hans-Hagen Hansen erhalten hatte. Solange die Sache am See weder ein Mord- noch ein richtiger Vermisstenfall war, konnte sie kein Aktenzeichen vergeben, um das Schreiben in der Tiefe der Registratur zu versenken. Unentschlossen schob sie das Schriftstück hin und her und legte es dann in die Aktenschale mit den unerledigten Schreiben. In dem Moment klingelte das Telefon. Sie erkannte Hauptmeister Stark sofort an seiner nasalen Sprechweise.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Also«, begann er umständlich. »Normalerweise würden wir den Quatsch ja nicht ernst nehmen. Aber wo Sie nun schon gerade bei uns waren, dachte ich, ich rufe Sie noch mal an.« Er räusperte sich. »Im Briefkasten der Amtsverwaltung hat heute Morgen ein grüner Zettel gelegen. Es scheint eine Art Flugblatt zu sein.«
    »Und was steht darauf?«
    »Ich könnte es Ihnen schicken, wenn Sie wollen.«
    »Gern, aber sagen Sie mir doch erst mal, worum es geht, wenn Sie es für so wichtig halten.«
    Stark las langsam vor und betonte dabei alle

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