Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)
Zwischenzeit noch etwas eingefallen ist, was Sie mir berichten wollten?«
Hedda Marxen schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie bedauernd. »Aber jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Meine Fahrstunde fängt an.«
Der Fahrer des Ford Focus war inzwischen ausgestiegen und hatte auf dem Beifahrersitz Platz genommen. Hedda Marxen ging um den Wagen herum und setzte sich hinter das Steuer. Sie startete den Motor und fuhr mit einem Ruck an. Der Fahrlehrer, ein Mann mit Glatze, legte eine Hand auf ihren Unterarm und redete auf sie ein. Langsam rollte der Wagen die Straße entlang außer Sichtweite.
Auf ihrem Weg zur Polizeistation in Achterwehr hielt Island Ausschau nach einem Supermarkt. Aber in dem Dorf fand sie nicht einmal eine Bäckerei.
»Fahren Sie nach Felde«, empfahl ihr eine Fußgängerin, die eine rosa Sportkarre mit einem bonbonrosafarben gekleideten Kleinkind schob. »Da finden Sie fast alles, was Sie brauchen.«
Auf dem Parkplatz an der Amtsverwaltung zog Island einen weiteren Dinkelkeks aus der Tüte und wählte die Nummer von Hans-Hagen Hansen, doch sie erreichte ihn weder an seinem Arbeitsplatz im Labor, noch ging er an sein Handy. Deshalb schickte sie ihm die Aufnahme von der Wäsche auf der Leine per MMS, mit der Frage, ob es außer der Farbe Mint weitere Übereinstimmungen mit dem Handtuch gab, das er untersucht hatte.
Als sie das Gebäude der Amtsverwaltung betrat, war Mittagszeit, und wie bei ihrem letzten Besuch war die Tür der Polizeistation verschlossen.
Im Vorzimmer der Kämmerei saß Bettina Stark an ihrem Schreibtisch und löffelte Joghurt aus einem Plastikbecher, neben ihr lag eine aufgeschlagene Illustrierte.
»Guten Appetit«, sagte Island.
»Mahlzeit«, antwortete Frau Stark und klappte das Heft zu. Sie schien wenig erfreut, die Kriminalhauptkommissarin zu sehen.
»Wo sind meine lieben Kollegen diesmal hin?«
»Klaus und Kevin nehmen mal wieder einen Einbruch in Felde auf. So was passiert hier in der letzten Zeit in Serie. Schon beängstigend.«
Island wartete nicht darauf, bis die Sekretärin sie aufforderte, sich zu setzen, sondern machte es sich mit ihrem Bauch auf einem der Besucherstühle bequem.
»Sagt Ihnen der Name Theissen etwas?«, fragte sie ohne weitere Umschweife.
»Nein«, antwortete die Sekretärin und schüttelte den Kopf. Aber da war ein Unterton in ihrer Stimme, der Island aufhorchen ließ.
»Wirklich nicht?«
»Jedenfalls ist das kein Name aus unserer Gegend«, fügte Frau Stark eilig hinzu. »Klingt eher dänisch.«
»In diesem Zusammenhang interessiert es mich, wie viele Heimatforscher wohl den Sommer über den Weg in Ihr Amtsarchiv finden.«
»Das kann ich nicht genau sagen. Mal mehr, mal weniger.«
»War in den letzten Wochen ein Herr Theissen darunter?«
Frau Starks Gesicht bekam einen rötlichen Schimmer, während sie aufstand, mit betont langsamen Schritten zum Schrank ging und einen grauen Karteikasten hervorholte.
»Muss ich nachsehen.« Sie klappte den Deckel des Kästchens auf und blätterte die Karteikarten durch.
»Sie haben die Daten Ihrer Kunden nicht im Computer?«
»Unsere Archivbenutzer führen wir immer noch in der alten Kartei. Weil es nicht so viele sind.«
»Wie praktisch«, scherzte Island.
Bettina Stark zog ein Kärtchen hervor und hielt es mit spitzen Fingern, als würde eine unsichtbare Gefahr davon ausgehen. »Stimmt, ein Herr Jon Theissen ist hier gewesen.«
»Wann denn?«
»Vor zwei Wochen.«
»Aha. Und was wollte er?«
»Er war auf der Suche nach seinen Vorfahren.«
»Ginge es vielleicht etwas genauer?«
»Der Datenschutz erlaubt es mir nicht …«
»Jetzt reicht’s«, sagte Island so laut und so scharf, dass die Sekretärin zusammenzuckte. »Sie werden mir auf der Stelle Auskunft erteilen.«
Die Frau war inzwischen puterrot angelaufen. »Also gut. Der Großvater des Großvaters von Jon Theissen hat früher einmal auf einem der Güter hier in der Gegend gearbeitet.«
»Auf Kreihorst?«
Die Frau nickte. »Soweit ich weiß, stammte dieser Vorfahr aus der Karibik. Herr Theissen hat nach amtlichen Unterlagen über seinen Ururgroßvater gesucht. Leider konnte ich ihm mit solchen Unterlagen kaum behilflich sein. Denn alle infrage kommenden staatlichen Akten aus dieser Zeit, also vom Ende des 18.Jahrhunderts, liegen in den Archiven in Schleswig oder Kopenhagen oder natürlich im Gutsarchiv auf Kreihorst.«
»Warum haben Sie Herrn Theissen dann überhaupt in Ihre Kartei aufgenommen?«
»Was meinen Sie
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