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Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Titel: Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstin Warschau
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damit?«
    »Warum haben Sie eine Karteikarte angelegt, wenn Sie ihm doch gar nicht helfen konnten?«
    Die Sekretärin fuhr sich durch die Haare. Unter ihren Achseln war Schweiß hervorgetreten. Sie antwortete mit schmalen Lippen: »Ich konnte ihm schon weiterhelfen …«
    »So? Wie denn?«
    »Ich bin mit ihm rüber zur Kirchengemeinde nach Flemhude gefahren, und dort haben wir zusammen die Kirchenbücher durchgesehen.«
    »Warum das?«
    Die Wangen der Frau schienen zu brennen. Die schmale, gepflegte Hand, die das Kärtchen hielt, zitterte.
    »Jon, ich meine, Herr Theissen, konnte die altdeutsche Schrift nicht gut lesen, da habe ich ihm geholfen.«
    Fast so, als wollte es einen Kommentar dazu abgeben, machte das Kind in Islands Bauch eine schnelle, fast wütende Bewegung. Olga strich beruhigend über die Wölbung, glaubte zu erkennen, dass ein Fuß des Kindes oben lag, und lehnte sich so entspannt wie möglich im Stuhl zurück.
    »Ich habe gehört, dass Herr Theissen ein sehr attraktiver Mann sein soll. Ist Ihnen das auch aufgefallen?«
    Die Frau schluckte, dann nickte sie.
    »Kann es sein«, bohrte Island nach, »dass Sie beide sich bei der Suche in den Kirchenbüchern nähergekommen sind?«
    Bettina Stark stopfte die Karteikarte in den Kasten zurück. »Bitte«, sagte sie ernst, »da war nichts. Ich habe ihm wirklich nur die Tauf- und Sterbeeinträge in den Kirchenbüchern vorgelesen.«
    »Und warum machen Sie sich dann solche Sorgen um ihn?«
    »Mach ich gar nicht.«
    »Sie haben mich doch Mittwochnacht angerufen.«
    Es war mehr ein laut ausgesprochener Verdacht denn ein Versuch, sie aus der Reserve zu locken, aber offensichtlich traf er ins Schwarze, denn die Sekretärin ließ augenblicklich die Schultern hängen.
    »Diese ganzen Gerüchte um den Toten am See«, flüsterte sie. »Ich habe solche Angst bekommen, dass es Jon gewesen sein könnte.«
    »Bisher haben wir niemanden gefunden.«
    »Aber irgendwas muss mit Jon passiert sein. Das spüre ich. Wir wollten uns nämlich am Donnerstag treffen, im Café Zeit in Westensee. Ich habe dort stundenlang auf ihn gewartet. Aber er ist nicht gekommen. Wissen Sie, wir wollten zusammen nach Schleswig fahren, ins Landesarchiv. Ich hätte ihm dort alle Akten vorgelesen, die für ihn wichtig waren.«
    »Was hat denn Ihr Mann zu diesem Ausflug gesagt?«
    »Es wäre mir wichtig, dass er möglichst nichts davon erfährt. Er ist nicht eifersüchtig oder so was, schon gar nicht auf die Heimatforscher, die hierherkommen, aber in diesem Fall …«
    »Verstehe«, sagte Island. Sie sah sich suchend um. »Haben Sie hier eigentlich auch Bücher?«
    »Dies ist ein Archiv und keine Gemeindebücherei. Wir haben nur Literatur zur Geschichte der Region.«
    »Könnte ich mir trotzdem etwas ausleihen?«
    Frau Stark schien erleichtert über den Themenwechsel.
    »Was möchten Sie denn?«, fragte sie diensteifrig.
    Island folgte ihr in den Nebenraum, wo ein großes Regal mit Büchern stand.
    »Haben Sie was über die Gutshöfe der Umgebung?«
    »Natürlich.«
    »Wo Kreihorst drin vorkommt?«
    Bettina Stark zog ein kleines Buch aus dem Regal und drückte es Island in die Hand. Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler – Hamburg und Schleswig-Holstein, las sie.
    »Das Werk ist zwar alt, aber immer noch sehr aufschlussreich«, meinte die Sekretärin.
    Island sah sich selbst noch ein wenig um und entschied sich noch für einen Bildband: »Der Adel kocht. Königliche Kochrezepte aus acht Jahrhunderten.«
    Als Island ihren Namen und ihre Adresse in eine Karteikarte eintrug, zögerte sie.
    »Könnte ich die Karte von Jon Theissen bitte einmal sehen?«
    Bettina Stark suchte sie aus dem Kasten heraus und reichte sie ihr.
    Auf dem Kärtchen standen in säuberlichen, fein geschwungenen Buchstaben der Name Jon Theissen, sein Geburtsdatum – er war im Juni dreiunddreißig Jahre alt geworden – und eine Adresse in Berlin. Island stutzte.
    »Hat Herr Theissen die Karte selbst ausgefüllt, so wie ich?«
    »Sicher.«
    »Dürfte ich sie mir ein paar Tage ausleihen?«
    »Ich denke, das kann ich nicht verhindern.«
    Bettina Stark blinzelte nervös.
    Als Island das Amtshaus verließ, waren ihre Polizeikollegen Stark und Gloe immer noch nicht wieder eingetroffen. Mit den Büchern unter dem Arm und der Karteikarte im Portemonnaie ging Island zu ihrem Wagen zurück.
    Die Sekretärin stand am Fenster des Archivraumes und blickte ihr nach.

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    D er Parkplatz vor dem Supermarkt in Felde war rappelvoll. An den

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