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Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Titel: Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstin Warschau
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war eine bescheidene Bilanz nach all den Tagen auf dem Gut. Sie versuchte sich mit dem Gedanken zu trösten, dass sie immerhin viel geschlafen und sehr gut gegessen hatte. Das war schließlich auch etwas wert.
    Ob Henna Franzen dem Mörder auf die Spur gekommen war? Wo steckte sie nur? Warum meldete sie sich nicht?
    Island ließ ihren Blick über den See schweifen. Von hier aus konnte man wirklich nicht ahnen, dass es drüben im dichten Schilf einen Badesteg gab. Sie vermutete, dass er in einer kleinen Bucht lag, die von hier nicht einsehbar war. Dort hatte vor zwei Tagen das kleine Kreihorster Ruderboot gelegen, das Frau Dormann im Bootshaus vermutet hatte. Hatte das etwas zu bedeuten?
    Die kleinen Fliegen setzten sich überall auf die Haut und krabbelten darauf herum. Island ertrug den Juckreiz nicht mehr und erhob sich.
    Plötzlich überkam sie eine Idee.
    Ein U-Boot taucht durch eine Schleuse, dachte sie. Die Deep-Dive-Super-Challenge, das kleine, tauchfähige Forschungsfahrzeug. Angenommen, Paul-Walter und seine Freunde hatten gelernt, es zu bedienen, sie hatten das Boot wirklich flottbekommen und fuhren damit herum – dann könnten sie damit durch den Achterwehrer Schifffahrtskanal bis zur Strohbrücker Schleuse tuckern und, wenn sie die stillgelegte Schleuse benutzten, in den Nord-Ostsee-Kanal gelangen. Wie Island von den Hubers wusste, mangelte es zu dieser Jahreszeit am Nord-Ostsee-Kanal nicht an Shipspottern. Aber niemand hatte dort bisher ein U-Boot gesichtet. Wenn die Jugendlichen im Kanal jedoch auf Tauchfahrt unterwegs waren, dann war das kein Wunder. Angenommen, das U-Boot tauchte bis zu den Schleusen von Holtenau.
    Und dann?
    Island knetete ihre Stirn. War das Ganze nur ein schwangerschaftsbedingtes Hirngespinst?
    Mal angenommen, Jon hätte herausgefunden, dass die jungen Leute das U-Boot zum Spazierenfahren nutzten. Hätte er sie bei dieser Sache unterstützt? Oder hätte er sie daran hindern wollen, es zu tun?
    Die Gedanken schwirrten durch ihren Kopf. Am liebsten wäre Olga ins Wasser gesprungen, um sich abzukühlen und den lästigen Fliegen zu entkommen. Aber mit diesen vermaledeiten Stützstrümpfen war ja schon ein Fußbad viel zu kompliziert. Frustriert blickte sie noch einmal über den See, an dessen Ende sie im Kanal einen signalroten Tanker vorbeischippern sah. Katastrophenwetter, dachte sie, wahrscheinlich kommt bald ein Gewitter.
    Über dem Gelände des Öllagers, das sie am anderen Ende des Sees sehen konnte, schienen sich bereits graue Wolken zusammenzuballen. Dort befand sich das rote Eisentor, an dem sie vorbeigekommen war, als sie von Groß Nordsee aus das erste Mal zum See gefahren war. Sperrgebiet – bei Betreten Lebensgefahr! , hatte auf dem verrosteten Schild am Tor gestanden. Sie konnte sogar den Wohncontainer erkennen, der sich zwischen den Bäumen duckte. Doch dann fiel ihr auf, dass es mitnichten Gewitterwolken waren, die sich über den Bäumen aufbauten. Es war eher ein weißlicher Nebel, der in den blässlich grauen Himmel stieg.
    Nebel an einem schwülwarmen Sommertag?
    Oder Rauch?
    Das konnte nur heißen, dass es drüben im alten Marine-Öllager brannte.

47
    I sland lief über die Wiese zurück zu ihrem Wagen. Sie sah Lissy, die Hände tief in die Taschen ihrer knappen Hose versenkt, zusammen mit Bruns und Dutzen die Anhöhe zu den Spülfeldern hinaufsteigen. Inzwischen waren Hundeführer eingetroffen und begleiteten den kleinen Trupp mit den Tieren, die aufgeregt an ihren Leinen zogen.
    Island stieg ins Auto und brauste den Weg in Richtung Groß Nordsee entlang. Sie musste herausfinden, worum es sich handelte. Konnte es wirklich Rauch sein? Sie wollte so schnell wie möglich zu dem rot gestrichenen Eisentor, das mit einem Vorhängeschloss gesichert war. Kurz davor hielt sie an und kurbelte das Seitenfenster herunter. Sperrgebiet – bei Betreten Lebensgefahr! Das Schild hing unverändert an seinem Platz. Der ramponierte Wohncontainer, den sie durch die Eisenstäbe hindurch sehen konnte, wirkte noch immer leer und verlassen. Wildes Gesträuch, das auf Erd- und Trümmerwällen wuchs, verdeckte die Sicht.
    Direkt hinter den Büschen stieg Rauch auf. Aber sosehr sie die Nase in den Wind hielt, sie roch keinen Brandgeruch. Der Weg, der am Container vorbeiführte, verlief über Betonplatten, in deren Rissen verdorrtes Gras wuchs und Unkräuter in die Höhe geschossen waren. Einige Pflanzen waren abgeknickt, als wären breite Reifen darübergewalzt.
    Island zog eine

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