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Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Titel: Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstin Warschau
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Damit war Jon für mich natürlich gestorben. Aber Paul-Walter tut mir echt leid. So eine Mutter ist doch nur peinlich, oder?«
    »Waren Sie nicht auch eifersüchtig?«
    »Nee, ich war voll abgetörnt und hab sofort meine Finger von Jon gelassen. Wer will schon Ärger mit seiner Chefin? Ich jedenfalls nicht. Aber dann hat der Typ mich trotzdem voll angebaggert. Das fand ich zu anstrengend und hab mir gedacht: Da geh ich besser. Haben die mir im Knast beigebracht, lieber raus aus dem Konflikt. Deshalb bin ich hinterher auch abgehauen.«
    »Hat denn Herr Tüx etwas vom Liebesverhältnis seiner Frau gewusst?«
    »Keine Ahnung. Aber wenn ich es wusste und Cord auch, warum dann nicht auch der Tüx? Der mit seinem Überwachungstick.«
    »Denken Sie bitte noch einmal genau nach. Hat Theodor Tüx sich seiner Frau oder Jon Theissen gegenüber mal auffällig verhalten?«
    Lissy Heinke zog die Stirn kraus, schüttelte aber schnell den Kopf. »Nein, davon hab ich nie was mitbekommen.«
    Island zog eine Flasche aus ihrem Schreibtisch. »Möchten Sie auch einen Schluck Wasser?«
    »Ich trinke aus Prinzip nichts aus Plastikflaschen«, antwortete Lissy Heinke, und in ihren Augen lag eine trotzige Entschlossenheit. »Aber danke für das Angebot.«
    Island goss sich etwas Wasser in ihre Tasse, trank und fuhr fort: »Wissen Sie irgendwas über das U-Boot auf dem Gut?«
    »Was ist damit?«
    »Wo lagert es?«
    »Normalerweise im U-Boot-Bunker am Kanal.«
    »Da war ich gestern Nacht, aber es war kein Boot da.«
    Lissy Heinke lächelte. Dieses Lächeln machte sie schön wie eine Prinzessin. »Sie fahren damit herum, Paul-Walter und seine Kumpels. Das ist gar nicht schwer. Paule hat es ganz schnell flottgekriegt.«
    »Und dann tauchen die damit?«
    »Dazu ist es doch da.«
    »Richtige Tauchgänge?«
    »Na logisch. Am Anfang sollte ich auch mitfahren. Paul-Walter hat immer was von so einer Expedition gefaselt. Wollte sich vor mir mit seinem Projekt dickemachen, war ja klar. Aber so was Tolles ist so ein U-Boot ja auch nicht, finde ich.«
    »Was war denn das für ein Projekt?«
    »Vasco Da Gama – Der Seeweg nach Indien.« Sie lachte. »Sollte wohl der Seeweg nach Eckernförde werden oder so ’n Schwachsinn.«
    »Der Seeweg nach Eckernförde?«
    »Da wollten sie hin. So hab ich’s verstanden.«

46
    S ie saßen in Islands Mazda und rasten über die Autobahn. Lissy Heinke hatte sich überzeugen lassen, mit nach Groß Nordsee zu fahren, um dabei zu helfen, ein Leben zu retten. Das Mädchen saß auf dem Beifahrersitz, hatte das Fenster heruntergekurbelt und lässig einen Arm aufgestützt. Die langen blonden Haare flatterten im Wind.
    Island konnte sich gut vorstellen, dass sich Paul-Walter Tüx und Jon Theissen in sie verliebt hatten. Sie hatte ein hübsches Gesicht und schien leicht verträumt die Welt zu betrachten, mal melancholisch, dann aber auch wieder mit entschlossenem Zorn. Sie war eine Frau, nach der sich die Männer sehnten, auch wenn das Chaos vorprogrammiert war.
    »Hatte sich Cord Petersen eigentlich auch in Sie verguckt?«, fragte Island.
    »Ach, Cord liebte sein Dope und sonst nichts. Wir haben gut zusammengearbeitet, und manchmal haben wir was zusammen geraucht, aber das war’s auch schon. Er hat immer davon geredet, dass er eines Tages so reich sein würde wie die Tüx und was er dann alles machen würde. Das hat ja jetzt super geklappt.« Lissy verzog den Mund.
    »Sehr traurig über seinen Tod scheinen Sie aber nicht zu sein.«
    »Ich bin einfach noch total geschockt.«
    Sie hatten die Ausfahrt von Achterwehr fast erreicht, als Island in den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm und unwillkürlich abbremste. Das Fahrzeug brach nach links aus, touchierte mit einem schrillen Kreischen die Leitplanke und schlitterte auf der rechten Spur weiter. Automatisch drückte sie den Warnblinker.
    Das Tier war nicht besonders groß, rotbraun mit struppiger Mähne, und es trug einen Sattel. Die Zügel waren gerissen und hingen in kurzen Fetzen vom Kopf herab. Das Pferd galoppierte zunächst auf dem schmalen Grasstreifen zwischen Fahrbahn und Wildzaun entlang, doch dann sprang es plötzlich auf die Fahrbahn. Es rutschte aus, strauchelte und schlug mit der Seite auf dem Asphalt auf. Im Rückspiegel sah Island einen Lkw, der sich in schnellem Tempo näherte.
    Island befürchtete einen dumpfen Aufprall, das Reißen von Fleisch und Sehnen, das Zersplittern von Knochen. Aber dem Lkw-Fahrer gelang es, mit vor Schreck verzerrtem Gesicht auf die

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