Kane
Hütte, soweit Sam erkennen konnte, waren es Holzkisten mit Sprengstoff und Waffen. Es sah nicht so aus als wollten sie eine Silvesterparty mit anschließendem Feuerwerk feiern. Mit dieser Menge Sprengstoff könnte man eine ganze Stadt in die Luft jagen. Er musste die Wächter warnen bevor sie in eine Falle liefen, aus der sie nicht mehr in einem Stück herauskommen würden. Ein Motorgeräusch zog seine Aufmerksamkeit in Richtung der Auffahrt.
Ein großer Mercedes Viano fuhr ohne Scheinwerfer den steinigen Weg hoch und kam hinter dem Toyota zum stehen. Zwei Gefallene stiegen aus dem Fahrzeug während die hinteren Türen sich mit einem leisen surren öffneten. Frauen, eine nach der anderen, stiegen wie in Trance aus dem Auto.
Sam hatte genug gesehen er dematerialisierte sich um nur eine Sekunde später wieder im Flur des Anwesens aufzutauchen.
*
Verstohlen blickte Emma zu dem Mann hinüber, der gerade versuchte eine einigermaßen schmerzfreie Position zu finden, in der er sich liegend ausruhen konnte. Seine Wunde an der Schulter war äußerlich schon fast verheilt doch sie schien noch sehr zu schmerzen, das konnte sie an seinem Gesicht erkennen. Jedes Mal wenn er sich bewegte, zogen sich seine Gesichtsmuskeln angestrengt zusammen.Trotz seiner Schutzhaltung bewegte er sich geschmeidig wie eine Raubkatze. Sein Körper war durchtrainiert und muskulös er war groß, mindestens einsneunzig. Seine Haare, strohblond und kurz. Die Haut war gebräunt, als würde er sich oft in der Sonne aufhalten. Seine Flügel waren nachtblau gewesen, ein schöner Kontrast zu seinen sturmgrauen Augen, die in der Realität ein tiefes, altes Wissen in sich bargen.
Er sah aus als könnte er jederzeit jemanden töten, kalt und ohne Mitleid und doch sprachen seine sinnlichen vollen Lippen und seine Grübchen in den Wangen dafür, dass er die die er liebte mit Charme und Intelligenz in seinen Bann ziehen konnte. Sie erwischte sich dabei, wie sie ihn mit den Männern aus den Fernsehserien verglich, doch sie konnte sich an keinen Einzigen erinnern, der auch nur annähernd so war wie er. Dieser Mann hatte von Natur aus eine dominante, gefährliche Ausstrahlung, wie ein Krieger, der jederzeit zum Kampf bereit war. Ein Adler der seine Beute im Flug umkreiste.
Mit einer tödlichen Präzision. Bereit im Sturzflug zuzupacken.
Sie fröstelte als sie bemerkte, dass er sie die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen hatte. Ihre Blicke trafen sich. Sie fühlte sich ertappt, als hätte er ihre Gedanken erraten während sie ihn die ganze Zeit angestarrt hatte.
Doch er sagte nichts. Stattdessen schloss er seine Augen und atmete ganz gleichmäßig als würde er schlafen.
Er war gekommen um sie zu befreien, aber woraus? Er sagte er sei ein Wächter ...worüber? Warum sollte sie ihm trauen? Ihre Eltern hatten sie doch auch nur belogen. Andererseits, wenn er ihr etwas hätte antun wollen, hätte er es doch schon längst machen können. Auch ihre Eltern hätten sie bei allen möglichen Gelegenheiten töten können.
Also warum war sie dann so wertvoll für alle, wenn sie doch kein Schutzengel war. Sie alle wollten angeblich ihr Bestes, aus irgendeinem ihr nicht bekannten Grund, wollten sie alle lebend, um ein Vorteil von ihr zu haben.
Warum sollte gerade er die Ausnahme sein und wirklich ihr Bestes wollen?
Auf keinen Fall würde sie so dumm sein, ihm zu vertrauen, so wie sie ihren Eltern vertraut hatte. Und Nandini?
Sie konnte genauso involviert sein wie alle anderen. Sie musste auf der Hut sein, versuchen mehr darüber zu erfahren was oder wer sie war und was die anderen von ihr wollten. Emma fing an sich gedankenverloren in den Haaren herumzufahren und sie dann zu Zöpfen zu flechten. Das tat sie immer wenn sie nervös war. Dieser Mann der dort, nur eine Armlänge von ihr entfernt lag, bewegte sich nicht nur wie eine Raubkatze, er schlief auch wie eine. Bei jedem noch so kleinen Geräusch, schlug er die Augen auf und ließ seine Blicke über den gesamten Raum wandern bis er bei ihr angelangte und überprüfte ob sie ihre Position verändert hatte. Sein Augenmerk ruhte auf ihren Zöpfen, zu denen sie ihre Haare frisiert hatte ohne es wirklich zu bemerken.
,,Offen gefielen sie mir besser." Er sagte das völlig wertfrei, glitt aber ein Mal mit seinem Blick extrem langsam über ihr Gesicht, verweilte Sekunden an ihrem Mund, huschte über ihr Dekolleté und wieder zurück zu ihrem Haar, als erwarte er, dass während seiner Forschungsreise auf wundersame
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