Kann das auch für immer sein?: Sommerflirt 3 (German Edition)
lebst. Ich denke immer, dass du es so leicht hast, und wahrscheinlich bin ich manchmal auch eifersüchtig auf das ganze materielle Zeug, das du besitzt.« Osnat klappt das Album zu und richtet sich auf. »Wie läuft ’ s mit dir und Avi?«
»Wie läuft ’ s mit dir und O ’ dead?«, lenke ich schnell das Gespräch auf ihren Freund um. Israelis neigen nicht so zur Überschwänglichkeit oder zum Kitsch, und ich habe Angst, dass sie sich über mich lustig macht, wenn ich ihr ganz offen und ehrlich sage, was ich für Avi empfinde. »Seid ihr beiden noch zusammen?«
»O ’ dead und ich haben Schluss gemacht. Er geht mit Ofra.«
»Warte. Ist Ofra nicht mit Doo-Doo liiert?«
»Sie hat ihn abserviert.«
Moment mal. »Deine beste Freundin hat dir den Freund ausgespannt?«
»Sieht so aus. Aber ich bin darüber hinweg.«
Hm, als Jessica mit Mitch zusammengekommen ist, waren Mitch und ich ja eigentlich offiziell auch noch ein Paar, obwohl ich da schon Avi kennengelernt hatte.
Die Liebe ist definitiv eine komplizierte Angelegenheit. Bevor ich Avi kennenlernte, habe ich mit meinen Freunden immer Witze gemacht und gesagt, dass es eine absolute Fantasterei wäre, wenn man glaubt, seinen Freund beziehungsweise seine Freundin aus Schultagen später auch zu heiraten. Bislang kenne ich keinen in meinem Alter, dessen Beziehung gehalten hat.
»Du hast mir keine Antwort gegeben, was mit dir und Avi los ist.«
»Wir hatten ein paar Probleme. Aber jetzt ist alles gut.«
»Echt?«
Ich kann mir Avi aus meinem Leben gar nicht mehr wegdenken, und ich bin froh, dass ich uns noch eine Chance gegeben habe, weil ich nicht will, dass es dauerhafte Beziehungen nur in schönen Träumen gibt. Ich will, dass es mit uns wirklich klappt – im echten Leben. Und echtes Leben bedeutet, dass man sich mit echten Problemen auseinandersetzen muss (und dass sich auch mal das eine oder andere Drama abspielt, weil ich nun mal Amy Nelson-Barak bin und nicht aus meiner Haut kann).
Ich gehe zur Tür, um nachzuschauen, ob Avi im Flur ist. Im Moschaw sperrt kein Mensch die Haustür zu. Alle sind wie eine große Familie und gehen bei den anderen ein und aus, als wären sie dort zu Hause. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich einfach in unserem Gebäude in Mr Obermeyers Apartment marschiere, ohne anzuklopfen. Wenn er eine Waffe besäße, würde er erst schießen und danach Fragen stellen.
» Schalom! Erde an Amy.« Ich sehe meine Cousine an, die mir zuwinkt. »Träumst du wieder mit offenen Augen von Avi? Hör mal, da ich gerade keinen Freund habe, könnte ich dich doch nächsten Sommer vor meinem Militärdienst in Chicago besuchen kommen, um mal die amerikanischen Jungs abzuchecken. Von den israelischen hab ich nämlich die Nase voll.«
Ich höre, wie die Haustür aufgeht, und mein Herz macht einen Satz, als ich Avi sehe. Er trägt eine schwarze Jogginghose und ein T-Shirt. Als er mich anlächelt, breitet sich eine warme Ruhe in mir aus. Ich möchte wetten, dass Gott seine Finger im Spiel hatte, als wir zusammengekommen sind. Das Leben ist definitiv zu kurz, um nicht mit dem Menschen zusammen zu sein, den man am meisten liebt, auch wenn man sich durch den emotionalen Ballast von gleich zwei Leuten arbeiten muss. Wer könnte besser mit den Problemen von einem klarkommen als derjenige, der einen liebt?
»Hey«, sagt er. »Alles in Ordnung mit dir?«
»Jetzt, wo du da bist, schon«, erwidere ich, schlinge die Arme um seine Taille und vergrabe meinen Kopf an seiner Brust.
Osnat tut so, als müsse sie würgen. »Oh, bitte raus mit euch, bevor ich mich mit dieser Liebeskrankheit infiziere, an der ihr leidet.«
»Komm mit«, sage ich und führe Avi in Osnats Zimmer.
Vom Gästebett aus sieht er zu, wie ich mir die Haare föhne. Danach setze ich mich neben ihn, und er bandagiert mir behutsam wieder die Unterarme mit den Ersatzmullbinden ein, die mir die Krankenschwester auf dem Stützpunkt mitgegeben hat.
»Ich hoffe, dass ich eines Tages auch mal dir was Gutes tun kann«, sage ich zu ihm.
»Das machst du schon. Du erinnerst mich ständig daran, dass es im Leben mehr gibt als das, was man auf den ersten Blick sieht. Das vergesse ich manchmal.«
Ich lehne mich mit dem Rücken an seine Brust und halte mich an seinen Armen fest, die er um mich gelegt hat. Ich fühle mich dort so sicher und geborgen.
»In zwei Tagen muss ich mich auf der Basis zurückmelden«, sagt er leise. »Vielleicht können wir uns danach nicht mehr sehen. Ich nehme mal an, dass du
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