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Kann denn Fado fade sein?

Kann denn Fado fade sein?

Titel: Kann denn Fado fade sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Zacker
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Minusgrade haben. Ich ahne langsam den Grund für die dicken Klamotten: Könnte es daran liegen, dass man innerhalb des Hauses friert? António bestätigt meine Theorie: »Meine Mutter hat wie die meisten Portugiesen keine Heizung. Also behilft sie sich auf andere Weise: Sie ist im Winter immer dick angezogen, natürlich auch im Haus. Teilweise schläft sie sogar in der Küche, weil das der einzig einigermaßen warme Raum ist.«
    Touristen und Zugewanderte wie mich erkennt man übrigens daran, dass sie im Dezember im kurzärmeligen T-Shirt, ohne Jacke, dafür aber mit offenen Sandalen vor der (geschlossenen) Strandbar sitzen. Oder barfuß im Sand am Meer entlangbummeln …
    Schon der Nordwind zeigt – und das im Sommer! –, dass es an der Atlantikküste ganz schön frisch werden kann. Als die ersten kalten Tage kommen – spät im Jahr, in Deutschland schneit es bereits –, merke allmählich auch ich, wie kalt unsere Wohnung seit ein paar Wochen ist. Und dass man sie einfach nicht richtig warm bekommt. Der Marmorkamin sieht zwar edel aus, ist jedoch eher nutzlos; er heizt, wenn überhaupt, nur einen einzigen Raum. Das Wohnzimmer. Und auch das überhaupt nicht ausreichend.
    Draußen hat es nachts zwar immer noch gut zehn Grad. Und viel kälter wird es – behauptet António – auch tagsüber im schlimmsten Winter nicht. Aber die Luft ist feucht. Wir leben eben nah am Meer. Und die feuchte Kälte bringt mich dazu, bibbernd und in dicke Decken eingehüllt auf der Couch zu sitzen.
    Nicht nur ich, alle alterfahrenen residentes sagen dasselbe: »Noch nie habe ich so gefroren wie in Portugal!« In Deutschland dreht man einfach die Heizung auf. Hier ist sie aber nur in Neubauten und luxuriösen Wohnungen vorhanden. Unser schönes Apartment kommt mir plötzlich gar nicht mehr so schick und edel vor.
    António weiß, was zu tun ist: »Wir gehen jetzt erst mal Holz einkaufen.«
    »Und wo bekommt man das?«
    »In jedem Supermarkt!«
    Glücklicherweise haben wir eine Filiale einer internationalen Supermarktkette in der Nähe. Tatsächlich: Es werden Säcke mit Holz und Säcke mit Pinienzapfen angeboten. Wir schlagen zu und nehmen beides.
    Haben Sie schon einmal einen Kamin angeheizt? Vor Jahrzehnten habe ich als Kind meinem Großvater oft zugeschaut, wie er die Kohleöfen im Haus befeuerte. So ähnlich muss es doch auch mit dem Kamin gehen. Leider ist von Opas Anheiztechnik nichts in meinem Gedächtnis geblieben.
    Kennen Sie Holz aus dem Supermarkt? Ich hatte in Erinnerung: Holz wird nicht in Plastiksäcken verkauft, sondern in größeren Mengen neben dem Haus gestapelt. Sieht man zumindest immer bei den Leuten, die einen Kamin ihr Eigen nennen. Holz zum Heizen muss außerdem trocken und abgelagert sein. Keinesfalls feucht. Wieso verkauft man dann in Portugal nasse Holzscheite?
    Wo lagert man das Holz überhaupt? Keller und Speicher gibt es nicht; in der Garage stehen bekanntlich die Möbel des Vermieters. Auf dem Balkon würde Holz durch den Regen noch nässer. Es gibt nur eine Lösung: immer wieder aufs Neue Holz nachkaufen. Das ist nicht nur teuer, sondern auch unbequem.
    Wissen Sie denn, welche Rauchwolken sich im Wohnzimmer entwickeln können? Man hat allenfalls mal in einem englischen Krimi gelesen, dass der Kamin im Schloss eines Lords rauchte. Das fand man bei der Lektüre vielleicht ganz romantisch. Ich kann mit Fug und Recht behaupten: Es gibt wenig Unromantischeres, als sich dem Liebsten hustend und keuchend durch dunkle Rauchwolken zu nähern. Die Sache mit dem gemütlichen Zusammensein, auch mit Kuscheln und Schmusen auf dem dicken Teppich vor flackerndem Kaminfeuer, schminke ich mir sehr schnell ab. Und nicht nur, weil der Marmorboden trotz Teppich unangenehm hart – und vor allem kalt! – ist.
    Ist Ihnen klar, wie wenig ein Kamin wärmt? Man ist nur auf einer Seite warm bzw. heiß. Nämlich der, die dem Feuer zugewandt ist. Die andere, also Rücken oder Bauch, ist kalt. Fühlt sich immer leicht frostig an. Bleibt einem also nur übrig, sich wie ein Grillhähnchen ständig zu wenden.
    Ich merke außerdem: Es gibt fast nichts Schlimmeres, als abends in ein Bett zu kriechen, dessen Laken und Decken feucht-klamm sind. Trotz dicker Bettsocken und molligem Flanellschlafanzug wird man nicht richtig warm. Niemals. Die ganze Nacht nicht. Und António weigert sich, meine Eisfüße in seiner Nähe zu dulden. Ihn friert es nämlich selber. Auch wenn er als Portugiese das eigentlich gewohnt sein müsste.
    Hilfe! Wo kriege

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