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Kann denn Fado fade sein?

Kann denn Fado fade sein?

Titel: Kann denn Fado fade sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Zacker
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ich eine Wärmflasche her? Sollen wir nicht doch lieber eine Zusatzheizung kaufen? Wenigstens einen kleinen Ölradiator fürs Schlafzimmer? Einen Mini-Heizlüfter fürs Bad? Bitte bitte …
    Das Merkwürdige: Ich bin immer noch guter Dinge. In Deutschland wäre ich bestimmt schon ausgerastet. Okay – dort wird es natürlich viel kälter. Aber wenn da mal die Heizung ausfällt, sind Vermieter oder Hausverwaltung schnell mit der Reparatur zur Stelle.
    Meine gute Stimmung liegt daran, dass es eben nicht nur kalte Abende und Nächte in Portugal gibt. Sondern auch viele sonnige Tage. Es macht einfach Laune, und zwar hervorragende, wenn man im Dezember oder Januar sein Mittagessen im Freien, unter strahlend blauem Himmel und einer lachenden Sonne, direkt am Meer genießen kann. Gar nicht mal als Ausnahme, sondern ziemlich häufig.
    Und noch etwas kommt dazu: die Menschen in Portugal.
    Mir kommen alle Leute, die mir begegnen, einfach freundlich vor. Aufgeschlossener als in Deutschland. Vor allem auch an grauen und regnerischen Tagen, denn die gibt es hier natürlich auch.
    Mit meinen paar Brocken Portugiesisch wurstle ich mich durch, den Rest mache ich mit Englisch. Natürlich gehört zu meiner alltäglichen Standardausrüstung ein dicionário. In jeder Handtasche. Und im Auto. Nur sicherheitshalber.
    Dazu kommen immer wieder, von Anfang an, positive Erfahrungen. Kleinigkeiten.
    Etwa, als ich feststelle, dass die Glühbirne im Autoscheinwerfer ihren Geist aufgegeben hat. Ich fahre zum stationmarche . Das ist der Autozubehör-Supermarkt, und da gibt es auch eine Werkstatt und Mechaniker. Das Wort für Glühbirne schlage ich selbstverständlich vorher nach: lâmpada heißt es. Allerdings brauche ich es nicht, denn der nette junge Mann am Annahmetresen spricht hervorragend Englisch.
    Selbstverständlich kann man mir helfen.
    »Wie lange dauert das ungefähr?«, frage ich. Denn etliche Autos samt darin sitzenden Kunden stehen vor mir; ich könnte die Wartezeit ja im Café um die Ecke verbringen, mit einem meia de leite und dazu einem süßen Teilchen.
    Der nette junge Mann sagt: »Zwanzig Minuten müssen Sie höchstens warten.Fehlt noch was anderes?«
    »Ach, da ich schon mal hier bin – schauen Sie auch doch gleich mal nach dem Ölstand, bitte!«
    Der nette junge Mann nickt, schreibt alles auf, nimmt die Autoschlüssel in Empfang. Ich gehe derweil meinen Kaffee trinken, setze mich in die Sonne und genieße das Leben. So schön und vor allem entspannt könnte ich in Deutschland niemals warten. Vor allem nicht bei den in meiner Heimat üblichen kühlen Regensommern.
    Nach gut einer halben Stunde (Pünktlichkeit ist im Süden bekanntlich kein angesagtes Pflichtprogramm) schlendere ich gemütlich wieder zurück zur Werkstatt. Mein Auto ist immer noch in der Wartungshalle. Zwei Männer stehen daneben.
    Ich nehme neben dem Kaffeeautomaten auf den bequemen Wartesesseln Platz. Nach weiteren zehn Minuten kommt der nette junge Mann und entschuldigt sich. Es würde noch etwas dauern.
    Mittlerweile habe ich den Preisaushang entdeckt und studiere die Liste: Die Handwerkerstunde kostet 19,90 Euro.
    Eine weitere halbe Stunde vergeht.
    Vielleicht sollte ich mal nach draußen gehen. Nachschauen, was denn eigentlich los ist. Mein Auto ist mittlerweile auf der Hebebühne.
    Ich halte Ausschau nach dem netten jungen Mann, finde ihn auch.
    »Wissen Sie«, sagt er, »wir haben da ein kleines Problem. Anscheinend ist nicht nur die Glühbirne kaputt, sondern irgendetwas in der Lichtanlage. Wir reparieren es aber notdürftig, damit Sie wenigstens heute Nacht einen intakten Scheinwerfer haben. Aber Sie müssen leider zum Kundendienst des Autoherstellers.«
    Ich schlucke – das wird bestimmt wieder teuer.
    Eine weitere halbe Stunde geht ins Land.
    Ich rechne sicherheitshalber schon mal aus, wie viele Stunden vergangen sind. Zwei sind es in jedem Fall. Macht also mindestens etwa 45 Euro. Plus Material.
    Aber es gibt einen Kaffeeautomaten, und es gibt bequeme Sitzgelegenheiten. Was zu lesen könnte man vielleicht noch anbieten …
    Der nette junge Mann taucht immer wieder auf, lächelt kurz zu mir herüber. Verschwindet wieder.
    Nach insgesamt zweieinhalb Stunden kommt er wieder, strahlend: »Wir haben alles reparieren können!«
    Dann kommt die Rechnung: 14,67 Euro. Alles zusammen. Inklusive IVA (das ist die hiesige Mehrwertsteuer). Öl nachfüllen war übrigens nicht nötig.
    Ich fasse es nicht. Aber der nette junge Mann klärt mich auf:
    »Sie

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