Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kann denn Fado fade sein?

Kann denn Fado fade sein?

Titel: Kann denn Fado fade sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Zacker
Vom Netzwerk:
der Landessprache zu den zwei Friseurinnen und einem mestre (einem Meister, der etwas besser Englisch spricht) erkläre ich, was ich will und wie ich es will. Dazu weise ich dezent auf mein ergrauendes Haar hin, das ich überdeckt wünsche. Alle nicken verständig und fangen an. Kaffee wird mir angeboten, ein Glas Wasser. Pediküre, Maniküre. Immer wieder versucht eines der Mädchen, ein Gespräch anzufangen, und wir stolpern kichernd durch einen mehr als rudimentären Smalltalk. Fünfundzwanzig Minuten muss die Farbe einwirken und dann das Ergebnis: strahlendes, verjüngendes Goldblond. Genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich bin happy!
    Fazit: Friseurbesuch ist gar nicht so schwer. Nicht mal in Portugal. Aber ich habe begriffen, dass mir der alltägliche Umgang mit der Sprache ganz schön schwerfällt. Manches hab ich denn auch verstanden – einiges als Spätzünder ein paar Minuten später. So in etwa »Aha – das war damit gemeint!«
    Was ich wirklich toll finde: Alle Angestellten, selbst der mestre , haben sich unheimlich bemüht, ganz langsam gesprochen, lachend im Wörterbuch nachgeschlagen. Ich will zwar nicht dauernd vergleichen, aber hin und wieder bleibt’s nicht aus: In Deutschland kann ich mir eine solche Situation nicht vorstellen. Da wäre eine »Ausländerin« eher vor der Tür stehen gelassen worden.
    Selbst nach vielen Jahren passiert mir immer wieder etwas Erfreuliches: Ich treffe tagtäglich auf Menschen, die mich mit ihrer entgegenkommenden Art überraschen, bei denen ich mich willkommen fühle. Etwa als ich feststelle, dass mein deutscher Reisepass demnächst abläuft. So lange wohne ich schon hier? Kein Problem: Nachdem ich Wohnsitz und Lebensmittelpunkt in Portugal habe, stellt mir die deutsche Botschaft problemlos einen neuen Pass aus. Vorsichtshalber schreibe ich per Mail an die Botschaft, Abteilung Passangelegenheiten.
    Was brauche ich alles? Eine Abmeldebestätigung des (deutschen) Heimatortes. Meinen Cartão de Residência . Zwei biometrische Passfotos. Den alten Pass. Eine Geburtsurkunde. Das sollte zu schaffen sein.
    Es soll allerdings – behaupten alteingesessene Residenten – in ganz Lissabon nur einen einzigen Fotografen geben, der genau die biometrischen Fotos anfertigen kann, die von der Passabteilung akzeptiert werden. Die Antwort von der deutschen Botschaft trifft prompt ein. Sogar mit angehängtem Lageplan, der den Weg zum Fotografen ausweist. In ganz Portugal gibt es übrigens nicht nur einen, sondern immerhin vier »zugelassene« Fotografen. Ich habe Glück, ein Fotostudio ist ganz in meiner Nähe.
    Meine Freundin Bille muss mit. Sie ist gerade zu Besuch, und ich mache ihr den Termin beim Fotografen mit einem kleinen Stadtbummel und einer sangria branca in der Strandbar schmackhaft. Da lässt sie sich gern überzeugen.
    Kleine Notiz am Rande:
    Weiße Sangria ist eine ausgesprochen leckere Angelegenheit. Billes und mein Lieblingsdrink an heißen Sommertagen. Man nehme 1 Liter Weißwein, je 0,3 Liter Orangensaft und kohlensäurehaltiges Mineralwasser (oder weiße Limonade), eine in Scheiben geschnittene Zitrone, zwei halbierte und dann in Scheiben geschnittene Orangen, zwei grüne Äpfel (in kleinen mundgerechten Stücken), eine Zimtstange, eine Handvoll frischer Pfefferminzblätter und Eiswürfel. Nach Belieben etwas Zucker. Gegen Abend darf durchaus auch ein Schuss Rum oder Macieira dazugegeben werden. Alles vermischen und genießen!
    Das Fotostudio nennt sich Tó – also die Abkürzung von António –, und im Laden stehen, wie wir schnell herausfinden, zwei Antónios. Ein sehr alter Herr, elegant, im Anzug, selbstverständlich mit Krawatte. Und sein Sohn, etwas legerer gekleidet. Wir werden nach hinten ins Studio gebeten. Die Fotos macht der Junior, Papa schaut zu und gibt gute Ratschläge. Alles ganz liebenswürdig, charmant, locker und freundlich. Bille zupft noch ein bisschen an mir herum, auf dass ich schön sei auf den Fotos und natürlich nachher im Pass.
    Sohn António lugt durch den Sucher seiner Kamera und stellt fest: »Noch mache ich nichts. Noch passt nicht alles.«
    Er fragt, ob auch er ein bisschen an mir herumzupfen dürfe. Das T-Shirt schlage an der Schulter noch ein paar Fältchen, die Bille trotz ihres scharfen Blicks übersehen hat. (Wenn ich da an meinen letzten Besuch beim Passfotografen in Deutschland zurückdenke! Dem war das völlig egal!)
    Sohn António macht etliche Aufnahmen. Es ist nämlich gar nicht so einfach, »biometrisch

Weitere Kostenlose Bücher