Kann denn Fado fade sein?
Selbst wenn es ihm schwerfällt. Denn die Installation von Sport TV – die hat selbstverständlich geklappt. Da kamen nachmittags zwei sehr freundliche und Englisch sprechende Portugiesen vorbei und haben alles perfekt installiert.
Man(n) könnte also, wenn man(n) wollte und von meiner Seite aus dürfte, sofort nachschauen, was sich denn alles in der Welt des Fußballs getan hat. António erreicht an diesem Abend niemanden mehr. Das will er aber am nächsten Morgen tun, gleich nach der ersten bica . Klar, dass wir alle Gespräche vom Handy aus führen, was erstens keine Umstände macht und zweitens bekanntlich ins Geld geht. Drittens muss das telemóvel auch noch ständig gefüttert, also nachgeladen werden, weil es ein Prepaid-Handy ist.
Die freundliche Dame im Callcenter bei der PTelecom behauptet: »Ihr Antrag liegt uns vor. Und wir wären gestern auch zu Ihnen gekommen. Wie vereinbart. Aber Sie haben ja Ihren Vertrag nicht zurückgeschickt!«
Wir haben nie einen Vertrag zur Unterschrift zugeschickt bekommen. Weder in Antónios alte Wohnung noch in unsere gemeinsame neue.
Die freundliche PTelecom-Dame sagt daraufhin: »Na, das macht nichts. Dann fahren Sie halt schnell nach Lissabon in unsere Zentrale. Dort können Sie alles unterschreiben, und dann kommen wir in kürzester Zeit.«
Wir wohnen aber eher in der Nähe von Cascais. Und in der portugiesischen Hauptstadt ist die Hölle los. Alles voller Touristen und Fußballfans, denn bekanntlich fängt in fünf Tagen die EM an.
Die freundliche PTelecom-Dame schlägt vor: »Na, dann gehen Sie doch in unser Büro in Estoril. Oder in Cascais. Das ist leicht zu finden. Direkt an der Marginal .«
Wir düsen los und finden sogar einen Parkplatz. Praktisch direkt vor dem Gebäude.
Erst stellen wir uns in der falschen, dafür aber extralangen Schlange an. Die Uhr tickt. Es ist halb zwölf, António muss um 13 Uhr zur Arbeit.
Die Dame am Schalter sagt: »Sie müssen leider nach nebenan, denn ich bin nur für Rechnungen zuständig. Meine Kollegin ist für Verträge und Terminvereinbarungen zur Installation verantwortlich.«
Wir gehen nach nebenan. Da ist nur eine kurze Schlange. Wir werden von der freundlichen Dona Sofia empfangen: »Ich mache Druck«, schwört sie uns. »Aber zwei bis drei Tage kann es schon dauern.«
Ich raste sicherheitshalber aus. Auf Englisch. António tut dasselbe, aber auf Portugiesisch. Wir weisen darauf hin, dass Telefon und Internet in unserem Haushalt nicht dem Vergnügen und dem Surfen oder gar Spielen im WWW dienen. Sondern, dass ich beides dringend zum Arbeiten brauche. Aber es ist nichts zu machen.
Wir suchen das nächste Internetcafé auf, und zwar eines, bei dem ich nicht nur surfen, sondern vor allem Daten up- und downloaden kann. Nach mehreren Anläufen finde ich eins in Cascais. Ich stelle fest: 340 ungelesene E-Mails warten auf mich. Toll.
Mittlerweile ist es Donnerstag. Nationaler Feiertag – Fronleichnam, Vatertag in Deutschland. Hier in Portugal heißt das Corpo de Deus, und die Väter feiern nicht. Selbstverständlich arbeitet trotzdem niemand, vor allem die PTelecom nicht. Deshalb kommt heute niemand. Auch am Freitag nicht. Am Samstag sowieso nicht – nicht weil Wochenende ist, sondern weil die EM beginnt. Möglicherweise haben die fußballnärrischen Portugiesen deshalb am Freitag schon »Vorfußballfieber«.
Genau eine Woche nach unserem Besuch bei Dona Sofia klingelt Antónios Handy. Die PTelecom ist dran und gibt bekannt, dass jetzt gleich jemand vorbeikäme. »Jetzt gleich« ist gut zwei Stunden später.
Dieser Jemand ist ein freundlicher älterer Herr, der nichts anderes tut, als die Dose in der Wand zu öffnen und ein Kabel hineinzustecken. Oder herauszuziehen. So genau sehe ich das nicht. Nach diesem Kraftakt will er wieder gehen. Diesmal rastet António aus. Auf Portugiesisch.
Der Mann von der PTelecom sagt: »Ich weiß von nichts. Ich soll hier nur den Anschluss legen.«
»Ich habe ein Komplettpaket bestellt«, schimpft António. »Man hat mir zugesagt, dass alles angeschlossen wird. Telefon und Internet, und dass alle Geräte mitgebracht werden. Natürlich und vor allem ein Telefonapparat.«
Der Mann von der PTelecom sagt: »Davon weiß ich nichts. Ich bin nur für die Leitung zuständig.« Dann fügt er hinzu: »Und überhaupt: Wenn Sie jetzt gleich zu unserem Laden an der Marginal gehen, dann können Sie sich da ein Telefon und das Zubehör fürs Internet holen. Dann funktioniert heute Abend
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