Kann denn Fado fade sein?
können ja nichts dafür, dass wir den Fehler nicht gefunden haben. Deshalb zahlen Sie nur die Glühbirnen und einen Unterbrecher!«
Letzteres entnehme ich später der Rechnung, denn das Wort für Unterbrecher kenne ich nicht mal auf Englisch. Mein portugiesisches Wörterbuch hilft mir glücklicherweise weiter.
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass so etwas in Deutschland möglich wäre. Dort kostet es ja schon manchmal Geld, wenn man nur auf den Hof einer Werkstatt fährt.
Eines Tages kann ich mich selbst im Spiegel nicht mehr anschauen. In den Wochen vor der großen Tour nach Portugal bin ich nämlich nicht mehr zum Friseur gekommen. Nach vier weiteren Wochen mit Strand und Sonne, Meer und Wind sehen meine Haare einfach furchtbar aus. Da helfen weder Kuren noch Spülungen, und kleidsame Tücher beim Sonnenbaden sind nicht mein Ding. Noch habe ich ein bisschen Angst, zum Friseur zu gehen. Aber irgendwas muss mit meinen Haaren passieren.
Erster Versuch: selbst färben. Das machen ja viele. Außerdem, so rede ich mir das Ganze schön, ist es viel preiswerter als ein Friseurbesuch. Zudem sind Friseure bekanntlich Vertrauenspersonen, zu denen frau eine ganz besondere Beziehung hat, und da lässt frau ungern irgendeinen Unbekannten an sich ran. Man weiß ja nicht, was da passiert. Selbst ohne Sprachprobleme. Eine coloração aus der Packung dagegen kann man überall kaufen. Glücklicherweise auch in Portugal von all den weltweit agierenden Firmen, die ich aus Deutschland kenne. Bei meinem Friseur in Deutschland hatte ich mich schon sicherheitshalber erkundigt, was er mir empfehlen würde.
Trotzdem muss António mit. In jedem größeren Supermarkt gibt es die Abteilung beleza , was Schönheit bedeutet. Und genau da stehen wir nun. Das Angebot ist riesig, allerdings sind keinerlei englische oder gar deutsche Packungsaufschriften zu finden. Portugiesisch: Ja. Spanisch: ebenfalls. Und außerdem: Russisch. In kyrillischer Schrift. Keine Ahnung, was das soll.
António steht sich die Beine in den Bauch und liest langsam ungeduldiger werdend, aber spontan übersetzend Gebrauchsanleitungen vor. Er hat es gut. Er braucht so etwas nicht. Bei Männern sind graue Schläfen ja schick. Sogar ausgesprochen attraktiv. Nach wenigen Minuten kommt eine Angestellte auf uns zu: »Darf ich Ihnen helfen?« António erklärt, ich deute und zücke mein Wörterbuch. Alles kein Problem: Die junge Frau weiß genau, worum es geht, und berät mich bestens.
Ich entscheide mich für sehr helles Blond, weil das – so meint António – am besten aussähe. Außerdem findet er es toll, eine große Blonde an seiner Seite zu haben.
Das Resultat meines Selbstversuchs allerdings ist enttäuschend: Ich bin weißblond. In etwa so wie Brigitte Nielsen. Allerdings fehlt mir deren schönheitsoperierte Figur.
Zweiter Versuch: zum Friseur.
Es ist Samstagnachmittag, wir sitzen in Cascais auf dem Largo de Camões, rundherum Trubel. Geschirr- und Besteckgeklapper, fröhliches Geschnatter. Ich ärgere mich ein wenig, weil meine Sprachkenntnisse nicht so weit ausreichen, dass ich bei locker-fröhlichem portugiesischem Geplauder in einer Kneipe mithalten kann. Draußen an einem Tisch entdeckt mein gelangweilt durch die Gegend schweifender Blick vier Mädels vom gegenüber befindlichen Friseursalon. Die machen da gerade Mittag und außerdem den Eindruck, sie seien international und folglich der englischen Sprache mächtig.
Ich setze mich um, um ein wenig zu lauschen. Vielleicht kriege ich ja etwas mit. Das mag nicht die feine Art sein, aber es geht um Wichtiges: meine Frisur.
Die Friseurdamen sprechen Englisch etwa so gut wie ich Portugiesisch. Aber sie haben mitbekommen, dass ich neugierig bin. Dass ich mich für »ihren« Salon interessiere und eventuell eine Kundin sein könnte. Nach zehn Minuten müssen sie wieder zurück zur Arbeit. Beim Aufbrechen winken sie heftig in meine Richtung: Ich soll nachkommen. Ich bin wagemutig – schlimmer als nach meinem Selbstversuch werde ich nachher bestimmt nicht aussehen.
Der Salon gehört Marco Aldany, einem spanischen und ganz berühmten Haarkünstler, von dem ich persönlich noch nie gehört habe. Was sicher daran liegt, dass die spanische Vogue nicht zu den Zeitschriften gehört, die ich normalerweise lese. In der Ausgabe, die mir dort angeboten wird, entdecke ich Herrn Aldany allerdings in voller Pracht auf einem Foto bei der Arbeit.
Mit den Händen wild gestikulierend, mit ein paar Wörtern in
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