Kann denn Fado fade sein?
korrekt« auszusehen, vor allem weil ich nicht lächeln darf, ernst schauen soll, aber leider dauernd grinsen muss. Endlich ist es vollbracht, Bille und ich suchen die schönsten Aufnahmen aus.
António junior zieht sich zurück, um unsere Auswahl auszudrucken. António senior leistet uns derweil Gesellschaft. Er erzählt aus seinem Leben, und so erfahren wir, dass er schon seit über fünfzig Jahren seinen Beruf ausübt. Dass er einmal in seinem Leben in der Spielbank war, dass er erst gewonnen und dann alles verloren hat. Wie er sagt: »Der Gewinn gehörte mir eigentlich gar nicht, er ist mir ja nur zugefallen. Also habe ich ihn wieder verzockt!«
Sohn António kommt wieder, zeigt uns die Fotos und fragt, ob er von uns sympathischen senhoras ein Freundschaftsfoto machen dürfe, er finde das einfach nett. Vater António hält das ebenfalls für eine gute Idee.
Bille und ich tauschen uns kurz per Blick aus: »Ja, gern!« So teuer kann das ja nicht sein, und es ist eine hübsche Erinnerung an ihren Besuch. Wir dürfen sogar den langweiligen, weißen Passfoto-Hintergrund tauschen, und zwar gegen einen blauen.
»So blau wie der Himmel in Portugal«, meint Vater António verschmitzt. »So blau wie die Augen der senhoras «, fügt er charmant hinzu.
Nach vielem Gekicher ist die Aufnahme endlich im Kasten.
Als ich bezahlen will, stellt sich heraus: Die Passfotos kosten sechs Euro.
Das Freundschaftsfoto ist ein Geschenk. Zwei Abzüge. Einen für jede von uns. Weil wir so nett sind. Einzige Bedingung: Wir sollen die beiden Antónios weiterempfehlen. Klar, dass wir dem Wunsch von Vater und Sohn nachkommen. Am selben Abend noch, da treffen wir nämlich ein paar residentes , deren Pässe demnächst ebenfalls erneuert werden müssen …
Ein paar Tage später ist mein Termin in der deutschen Botschaft in Lissabon. Alle Unterlagen habe ich beisammen, auch die Fotos sind auf den ersten Blick kein Problem. Allerdings fragt die Dame in der Passabteilung eindringlich nach: »Wo haben Sie die denn machen lassen? Die sind ja echt schön geworden. Gar nicht so typische Passfotos.«
»In Estoril bei Foto Tó. Warum?«
»Oh Gott, wer hat denn fotografiert? Der Alte oder der Junge?«
»Der junge António – warum?«
»Na, dann haben Sie Glück. Dann passt alles von den Abmessungen her. Wenn es Fotos vom alten Senhor António sind, stimmt oft was nicht!«
»Mag ja sein, aber dafür ist er sehr sympathisch«, sage ich und erzähle ihr die Story vom dem Foto-Geschenk.
Wir sind uns beide einig: Das gibt es nur in Portugal! Und ich bin froh, dass meine Weiterempfehlung jetzt sozusagen amtlich abgesegnet ist.
Kapitel 4
»Verlassen Sie sich auf uns – dann sind Sie verlassen« Abenteuer mit der PTelecom
Traumleben am Strand? Nichts da. Leider muss ich arbeiten, und das ist ohne Telefon und Internet unmöglich. Unglücklicherweise hat das nicht so geklappt wie geplant. Denn »Telekoms« scheinen überall auf der Welt gleich zu agieren: Es gibt Zusagen – und niemand kommt. Es gibt Versprechungen – die werden nicht gehalten. Es gibt Terminvereinbarungen – auf die könnte man auch verzichten. Aber sie kassieren alle, und das nicht zu knapp. Ob in Deutschland oder Portugal: überall dasselbe Spiel!
Am zweiten Juni kommen wir in Portugal an.
António sagt: »Es ist alles in Ordnung, querida . Jetzt haben wir erst mal ein paar Tage viel zu tun. Am Montag kommt dann die PTelecom (Portugal Telecom) und installiert dir alles. Telefon und natürlich Internet. Mach dir keine Sorgen.«
Ich weiß, bis dahin haben wir noch eine ganze Menge Kartons auszupacken. Insofern stört es mich nicht, dass ich ein paar Tage ohne Internet bin.
Bin ich abhängig vom World Wide Web? Natürlich nicht! Die paar E-Mails kann man ja mal zwischendurch abrufen. Im Cybercafé.
Montagmorgen. António geht zur Arbeit, nicht ohne mich nochmals darauf hinzuweisen, dass heute die PTelecom anrücken wird, um Telefon und Internet einzurichten.
»Vergiss bitte nicht«, sagt er außerdem, »auch TV cabo wird heute angeschlossen. Schließlich geht in fünf Tagen die EM los, da muss ich mein Sportfernsehen haben!«
»Klar, Liebster, das verstehe ich. Ein bisschen Bammel habe ich nur, weil ich so gut wie kein Portugiesisch spreche.«
»Keine Sorge! Bei PTelecom und TV cabo sprechen bestimmt alle Englisch.«
Um sieben Uhr abends ist noch immer niemand da gewesen. Glücklicherweise kommt António pünktlich nach Hause. Er muss sofort bei der PTelecom anrufen.
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