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Kann denn Fado fade sein?

Kann denn Fado fade sein?

Titel: Kann denn Fado fade sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Zacker
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freundlich ist und mir ein offizielles Papier ausstellt, mit dem ich mich innerhalb von quatro dias uteís bei der Alfândega Maritim in Lissabon melden soll.
    »Wo ist das?«
    »Kein Problem, Senhora, direkt unter der Brücke!«
    Dies alles erfahre ich in einer Unterhaltung, die auf Portugiesisch (jawohl!), Englisch (okay okay), Deutsch (Hilfe!) und Ukrainisch/Russisch (Putzhilfe Ludmila steht unterstützend zur Seite) geführt wird.
    Vier Werktage (wir haben zweimal rückgefragt!) – das heißt am darauffolgenden Dienstag. Heute ist Mittwoch.
    Am Wochenende arbeitet der Zoll nicht. Jedenfalls nicht der für mich und andere Autofahrer zuständige. Sie stoppen nämlich an der rotunda noch etliche andere mit nichtportugiesischen Kennzeichen. Wenn ich’s genau bedenke: Sie winken ausschließlich solche mit ausländischen Kennzeichen heraus.
    Bei der Weiterfahrt bricht im Auto bei mir leichte Panik aus. Die beifahrende Putzkraft sieht es eher gelassen und meint: »Na ja, heute ist ja auch Mittwoch der 13.!«
    Sie fügt tröstend hinzu: Sie habe nachgefragt, es gäbe keine multa (was, wie ich später hysterisch nachschlage, so viel heißt wie Geldstrafe).
    Ob Ludmila das wirklich richtig verstanden hat?! So perfekt ist ihr Portugiesisch ja nun auch nicht …
    Nach der Ankunft zu Hause trinke ich erst einmal eine extrem starke bica (aber ohne Schuss – besser kein Alkohol, ich muss einen klaren Kopf haben). Dann greife ich zum Telefon, um mir Rat bei alteingesessenen residentes und anderen Menschen zu holen, die da vielleicht mehr Ahnung haben könnten.
    Ratschläge und Meinungen sind sehr unterschiedlich, bis auf die ersten paar Worte. Die lauten stets sinngemäß so: »Du Arme, so eine Scheiße!«
    Der restliche Inhalt lässt sich so zusammenfassen:
    Resident Nr. 1: »Am besten fährst du das Auto gleich nach Deutschland und sprichst bei denen gar nicht mehr vor.«
    Resident Nr. 2: »Du musst dir eine glaubhafte Geschichte ausdenken, seit wann das Auto hier ist.«
    Resident Nr. 3: »Da kannst du nichts machen, wahrscheinlich haben sie dich auf dem Kieker und wissen schon seit Monaten, dass du hier mit dem Auto rumfährst! Man weiß doch, dass sie immer vorm Lidl auf der Lauer liegen.«
    Resident Nr. 4: »Fahr da bloß nicht mit deinem Auto hin, die können das beschlagnahmen!«
    Mein Vermieter: »Sprich am besten bloß Deutsch oder Englisch! Sprich kein Wort Portugiesisch!«
    Resident Nr. 5: »Sprich am besten Portugiesisch und erkläre ihnen, dass du noch nicht sehr gut sprichst! Dann hast du einen Mitleidsbonus!«
    Mein Vermieter: »Ich gebe dir mein Auto, dann fährst du mit dem zum Zoll!«
    Resident Nr. 6: »Ich würde mit dem Auto überhaupt nicht mehr fahren. Lass es bloß stehen!«
    Mein Vermieter: »Wir stellen dein Auto in die Garage, und wenn jemand vorbeikommt und dich fragt – du hast keine Schlüssel und keine Ahnung!«
    Meine Putzfrau: »Gehen Sie da gleich morgen am Donnerstag hin, am Montag ist bestimmt viel mehr los!«
    Resident Nr. 7: »Geh da am Dienstag hin, so lange haben sie dir ja Frist eingeräumt.«
    Resident Nr. 8: »Geh da am Freitag hin, sonst ärgern sie sich, wenn du länger wartest.«
    Meine Putzfrau: »Oder es ist doch besser am Freitag, weil vor dem Wochenende sind sie vielleicht gnädiger!«
    Resident Nr. 9: »Ich komme am Montag nach Lissabon, und dann gehen wir gemeinsam hin!«
    Letztere Aussage war mir die allerliebste.
    Es folgen ein paar Tage mit sehr wechselhaften Gefühlsbädern. Einerseits: Das klappt schon! Die können mir ja nichts beweisen! Andererseits: Und wenn ich noch vor Weihnachten – das ist in einer Woche! – mein Auto aus Portugal rausfahren muss?! Und wenn es in Deutschland schneit? Ich hab doch keine Winterreifen mehr! Oder wenn ich einen Haufen Kohle Strafe zahlen muss?
    Und die Hauptsache: Ich brauch ein Auto – wo krieg ich ein Auto mit portugiesischem Kennzeichen her?
    In Deutschland kenne ich immerhin zwei vertrauenswürdige Autohändler, was bekanntlich im Grunde ein Widerspruch in sich ist. Aber hier in Portugal?
    Am Ende wird für Montag folgender Schlachtplan beschlossen:
    Resident Nr. 9 – meine Freundin Doris – reist per Bus aus dem Alentejo an und nimmt sich ein Taxi vom Busbahnhof am Sete Rios zum Cais do Sodre in Lissabon. Dort treffen wir uns.
    Von hier aus fährt man gemeinsam mit dem Taxi zur Alfândega Maritim, die sich, wie angeblich jeder weiß, direkt unter der Ponte 25 de Abril befindet. Der Taxifahrer muss allerdings trotzdem ganz

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