Kann denn Fado fade sein?
Gebrauchtwagenparks, und wenn gar nichts anderes zu haben ist, würde ich diesen Wagen nehmen. Ich möchte allerdings vorher Probe fahren. Das geht aber nicht, weil – desculpa (»Entschuldigung«) – leider kein Benzin im Tank ist. Wir sollen dann gegen 15 Uhr wiederkommen. Dann hätte man aufgetankt.
Auf dem Heimweg zum Mittagessen (leckere bifanas bei José sind geplant) fahren wir einen winzig kleinen Umweg. Eigentlich ist es gar kein richtiger Umweg. Aber Doris sagt, ihr fällt gerade ein, da könnte vielleicht was sein.
Wir kommen bei einem guten Bekannten von Doris und Ingolf vorbei. Autohändler, Mechaniker und Tankstellenbesitzer. Da fragen wir mal nach. Er hat aber leider kein einziges Auto in der Preisklasse, die ich mir momentan leisten kann. Er hätte jedoch, sagt er, einen schicken Suzuki Vitara gasóleo auf dem Hof stehen, seinen eigenen, den würde er …
Ist aber viel zu teuer für mich. Leider. Denn der wär’s natürlich. Also werde ich wohl auf das Auto zurückgreifen, das eben erst aufgetankt werden muss.
Wir fahren zum Essen an die Lagune von Sto André. Ich bestelle im Lokal für uns alle (das kann ich auf Portugiesisch, klar!). Als ich wieder rauskomme, schaut Doris mich strahlend an.
»Du glaubst nicht, was gerade passiert ist!«
Eben hat der gute Bekannte (der übrigens Armindo heißt) mit dem Suzuki Vitara bei ihr angerufen. Ob ich wirklich eine gute Freundin von Doris sei. Weil dann würde er mir den Vitara auf Handschlag geben. Ich soll ihm jetzt erst mal das zahlen, was ich kann, und dann – wenn mein Auto in Deutschland verkauft ist – den Rest.
Ein zinsloses Darlehen sozusagen. Ich hüpfe in die Luft vor Freude. Ich küsse Doris und Ingolf und sicherheitshalber auch den Wirt José. Ist das nicht irre??! Das ist wieder mal eine richtig gute cunha . Dank Doris und Ingolf, die seit Jahrzehnten hier sind und alles und jeden kennen und die von allen gekannt werden. Von denen alle wissen: Denen kann man vertrauen. Und deren Freunden, wenn sie das sagen, auch.
Danach fahren wir zurück zu Armindo und setzen einen Vertrag auf. Er bekommt einen Scheck, und ich schließe auch gleich die Kfz-Versicherung ab.
Ich schlage vor, dass ich meinen kleinen Suzuki im Januar nach der Rückkehr aus Deutschland abhole. Armindo jedoch findet: Es ist besser, wenn ich den Wagen früher habe.
»Weil man ja nie weiß«, meint er, »ob die Brigada Fiscal nicht an der nächsten Ecke lauert.«
Genau einen Tag vor Heiligabend ist mein neues Auto einsatzbereit. Ich fahre schon mit dem Suzuki zum Fest in den Alentejo, mein altes Auto bleibt bis zur Überführung in seine deutsche Heimat bei Armindo stehen.
Natürlich ist die Geschichte hier nicht zu Ende.
Ich hatte ja dieses Zettelchen in die Hand gedrückt bekommen, auf dem handschriftlich eine Telefonnummer geschrieben stand, bei der man zwei, drei Tage vor der »Kfz-Ausfuhr« anrufen und mitteilen sollte, über welchen Grenzübergang man auszureisen gedächte.
Ich schwöre: Ich habe da drei- oder viermal angerufen. Es ging aber nie jemand dran, und dann dachte ich: Wenn sie nicht mit mir reden wollen – ich bin heilfroh, wenn ich nicht am Telefon auf Portugiesisch erklären muss, was ich eigentlich will. Haben wir nun offene Grenzen in Europa oder nicht?!
Kurz vor dem Grenzübertritt hatte ich noch die feste Absicht, einfach so beim Zoll in Elvas vorbeizufahren. Aber dann: Es war schon dunkel, und das Zöllnergebäude nicht erleuchtet, und es fuhr sich gerade so gut. Und ich hatte ja noch so etwa 2400 Kilometer vor mir …
Ziemlich genau sechs Monate nach dem Besuch bei der Alfândega Maritim in Lissabon kommt eines sonnigen Junivormittags offizieller Besuch nach Azóia und steht am Gartentor. Eine Dame und ein Herr, sehr freundlich, sehr nett. Zuerst fragen sie auf Portugiesisch nach mir, dann steigen wir auf Englisch um. Suchender Blick bei beiden Herrschaften. Sie hätten da mal eine Frage: Wo denn das Fahrzeug mit dem deutschen Kennzeichen wäre?
»Das ist in Deutschland.«
»Hm – und wann haben Sie das Auto denn ausgeführt?«
»Mitte Januar. Ich hab mehrmals angerufen und nie ging jemand dran.«
»Und über welchen Grenzübergang?«
»Elvas – Badajoz.«
»Aha.« (verständnisvoller Blickwechsel)
»Hm – dann schließen wir die Akte jetzt.«
»Ich kann Ihnen gern ein Fax schicken lassen aus Deutschland, wer das Auto gekauft hat, beziehungsweise die Abmeldung …«
»Nein, danke. Nicht nötig.«
»Vielleicht wollen Sie
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