Kann denn Fado fade sein?
Sinne des Wortes. Die das »lockere Leben im Süden« ziemlich wörtlich nehmen, die darauf vertrauen, dass man sie nicht erwischt. Und wenn man sie erwischen würde, hätten sie genügend cunhas , die sie aus dem Schlamassel herausholen könnten. Oder sie wüssten, wem sie auf die Schnelle einen Gefallen tun müssten, um ungeschoren davonzukommen. Glauben sie. Nein, falsch: Sie sind sich dessen sicher.
Ich stehe zwischen diesen beiden Fronten. Bin unsicher, was ich tun soll, was am besten wäre. Einerseits will ich in Portugal nicht »illegal« unterwegs sein. Es ist nämlich Steuerhinterziehung, wenn man seinen Wagen nicht ummeldet. Andererseits: Ich zahle meine Steuern noch in Deutschland, habe noch einen deutschen Wohnsitz.
Weiß ich, ob mein Leben hier in Portugal wirklich klappt? Vielleicht gehe ich nach ein paar Monaten doch wieder zurück nach Deutschland; dann darf ich die gleiche Prozedur noch einmal durchmachen. Abgesehen von der Umständlichkeit ist das ja auch eine Geldfrage. Möglicherweise verkaufe ich mein Auto und lege mir ein neues zu. Muss ich dann etwa beide ummelden?
Fragen über Fragen. Wenige Antworten – und ein bisschen auch der Schlendrian, der mich dieses Problem immer wieder hintanstellen lässt.
Ich fahre lustig weiterhin mit deutschem Kennzeichen durch Portugal. Werde niemals angehalten. Keiner fragt nach, und keiner will was von mir.
Kleine Notiz am Rande:
Mittlerweile habe ich mich ein wenig kundig gemacht: Was würde es denn eigentlich kosten, mein Auto zu »legalisieren«? Das Internetportal der Finanzbehörden bietet freundlicherweise einen Simulator an.
Ich hätte ihn nicht nutzen sollen. Denn mich trifft beinahe der Schlag: 4700 Euro würde es kosten, wenn ich mein Auto ganz legal und offiziell hier anmelde.
Der nächste Hammer ist die Auskunft, eine »Legalisierung« sei nur möglich, wenn der Wagen eine neue TÜV-Plakette habe. Die wiederum bekomme ich natürlich nur in Deutschland. Also müsste ich erst einmal nach Deutschland fahren, beim TÜV vorsprechen, dann wieder zurückfahren – um eben jene knapp 5000 Euro Einfuhrsteuer abzudrücken.
Es ist, glaube ich, verständlich, dass ich von dieser Idee Abstand nehme. Allein der Stress, mal eben gut 5000 Kilometer nach Deutschland hin und zurück zu fahren. Dazu die Sprit- und Übernachtungskosten plus Mautgebühren. Nein – das kann es nicht sein. Dann lieber noch ein bisschen Schlendrian …
So gehen Wochen und Monate ins Land. Wir haben mittlerweile Dezember. Davon merkt man – so rein wettermäßig – wenig: Die Sonne strahlt vom wolkenlosen Himmel, es ist angenehm warm. Man kann seine bica selbstverständlich auf der Terrasse des Cafés trinken, selbst die Abende sind beinahe noch spätsommerlich lau.
Nur Straßen und Geschäfte sind weihnachtlich geschmückt. Ich freue mich aufs Fest des Friedens und der Liebe. Denke an nichts Böses. Und genau dann passiert es natürlich: das Weihnachts-Horrormärchen für Residenten in Portugal.
Ich hole wie jeden Mittwochmorgen meine »Perle« mit dem Auto am Bahnhof ab, auf dass mein Haus sauber sei zum Weihnachtsfest. Auf dem Rückweg nach Azóia an der rotunda : Verkehrskontrolle. Ich denke an nichts Schlimmes. Kommt ja hier öfters vor.
Ein freundlicher Mann in Uniform winkt mich raus, kommt auf mich zu – und dann ahne ich Böses: Der übrigens sehr schicke Beamte trägt nämlich ein grellgelbes Warnwestchen, auf dem die Buchstaben »BF« zu sehen sind.
Ich lebe lange genug im »Gelobten Land«, um zu wissen: Das gibt Ärger. BF ist nämlich die Abkürzung für Brigada Fiscal , und diese Herren unterstützen den Zoll bei der Fahndung nach Leuten, die hier mit ihrem Auto herumfahren, ein ausländisches Kennzeichen haben und sich um die Kfz-Einfuhrsteuer drücken wollen. Wobei ich sowieso mit dem Auto im März nach Deutschland zurückfahren werde, weil der TÜV fällig ist. Bei der Gelegenheit will ich den Wagen gleich verkaufen und mir einen anderen in Portugal zulegen. Denn ich scheue mich davor, die imposto für die »Legalisierung« zu blechen. Die dafür fälligen 4700 Euro investiere ich doch lieber in einen portugiesischen Wagen. Mein Gewissen ist also nicht so furchtbar schlecht. Nur ein bisschen.
Der Uniformierte fragt höflich nach Fahrzeugpapieren und Ausweis und entdeckt dabei, weil ich ordentlich bin und alle Dokumente beieinander aufbewahre, dass ich den cartão de residência habe. Daraufhin ruft der Herr einen weiteren in Zivil herbei, der auch sehr
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