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Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition)

Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition)

Titel: Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Wolf
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zuzuhören.
    »Jetzt hör mir mal gut zu«, höre ich Julia zischen und kann ihre Hand spüren, die ein Stück meines Ärmels zu fassen bekommen hat und an ihm zieht. »Du hast mir schon meine Kolumne genommen, also überlässt du mir jetzt gefälligst Jan!«
    »Wozu? Du liebst ihn doch gar nicht!«
    »Woher willst du das wissen? Du kriegst doch von deiner Umwelt sonst auch nichts mit! Wie willst du also so etwas beurteilen können!?«
    »Wie meinst du das?«, frage ich verwirrt. Auf einmal klingen mir Stephans Worte in den Ohren: Manchmal sind Männer echte Idioten. Und dass das so ist, kriegen sie meistens dann mit, wenn sich ein anderer Mann echt idiotisch verhält . Ob das auf Frauen vielleicht ebenfalls zutrifft?
    »Denk mal darüber nach«, höre ich die spöttische Stimme meiner Erzfeindin.
    Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch und spüre neue Wut in mir hochkochen. »Ich kann wenigstens denken, im Gegensatz zu dir!«, fauche ich und springe auf. »Ich will sofort raus hier! Kann mich bitte irgendjemand zum Ausgang bringen?«
    Stille. Keiner rührt sich.
    »Ich meine es ernst!« Da löst sich das rot blinkende Licht aus einer Ecke des Zimmers und kommt auf mich zu, um mich am Arm zu nehmen und nach draußen zu bringen. Während ich vor Zorn zitternd durch die Dunkelheit geführt werde, höre ich hinter meinem Rücken eine zaghafte Frauenstimme ehrfürchtig hauchen: »Wow! Diese Einlage mit den Schauspielern war ja beeindruckend!«
    Ich will nach Hause, einfach nur meine Ruhe haben. Ich will meine Wohnungstür hinter mir zumachen, Julia, Jan und diese unmenschliche Welt einfach draußen lassen, mich in meinem Wohnzimmer verbarrikadieren, Musik hören und meine Finger in Carusos dichtem schwarzen Fell vergraben. Geborgenheit spüren. Genau das ist es, was ich jetzt brauche. Ich ziehe mir meine Jacke an, wickle mir meinen Schal um den Hals und trete dann aus dem Restaurant hinaus in die kalte Winternacht. Dann schlage ich den Weg Richtung Marienplatz ein und suche dabei in meiner Tasche nach meinem Handy, welches ich für das Dinner ausgeschaltet hatte und jetzt wieder aus seinem Tiefschlaf wecken möchte, um Nina eine SMS schreiben zu können.
    »Aua!« Versehentlich bin ich mit Wucht in einen anderen Fußgänger hineingerannt. Ich sehe verschämt von meinem Handy auf und – blicke in ein sehr sympathisches Männergesicht unter einer Mütze.
    »Hoppla!« Er grinst amüsiert und mir fällt als Erstes ein Grübchen am Kinn auf. »Da hat es aber jemand eilig!«
    »Ja … kann man so sagen. Tut mir wirklich leid … ich habe gerade nicht aufgepasst«, stottere ich verlegen.
    »Das habe ich gemerkt. Wer hat Ihre Aufmerksamkeit denn so in Beschlag genommen? Ihr Freund, hoffe ich!?«
    Ich schüttele den Kopf. »Fragen Sie besser nicht …«
    »Einen schlimmen Abend gehabt?«
    »Schlimm? Wenn Sie wüssten …«
    »Oh, so gut gleich?«, fragt mich der Unbekannte erstaunt. Ich nicke nur. »Hätten Sie vielleicht Lust, mit mir noch was trinken zu gehen? Ich verspreche Ihnen, der Abend kann nur besser werden!« Seine Augen blitzen schelmisch unter seiner Strickmütze hervor, und ich kann nicht anders, als spontan »Ja« zu sagen.
    Der Fremde lächelt mich an. »Bei der Gelegenheit kann ich auch gleich aufpassen, wo Sie hinlaufen. Nicht, dass Sie noch mal jemanden anrempeln und ich Sie zum Schluss mit jemandem teilen muss.« Er bietet mir seinen Arm an, und ich hänge mich lächelnd bei ihm ein. Hmmm, sein Aftershave riecht gut. Und seine schwarze Lederjacke fühlt sich weich an. Ich seufze tief, dann stecke ich mein Handy zurück in die Tasche. Die SMS an Nina muss jetzt eben warten.
    »Ich heiße übrigens Severin.«
    »Ich bin Vicky.«
    Severin hält mir seine Hand hin und wieder ist da dieses schelmische Blitzen in seinen Augen. Seine Mütze hat er inzwischen abgesetzt und einen blonden Wuschelkopf zum Vorschein kommen lassen, dessen Haare in alle Richtungen hin abstehen. »Also, Vicky …« Er wartet, bis ich einen Barhocker erklommen habe, und setzt sich dann neben mich. »Ich hoffe, du bist dir darüber im Klaren, dass du gerade eine der wichtigsten Regeln überhaupt gebrochen hast!?«
    Verwundert sehe ich ihn an. »Ach ja?«
    »Man geht nicht mit fremden Männern mit. Hat dir das deine Mama nicht beigebracht?«
    »Hm, ich glaube, da war nur von Wölfen und Großmüttern die Rede.«
    »Oh, warte nur bis Vollmond! Dann wirst du dir wünschen, den Rat deiner Mutter beherzigt zu haben!« Severin versucht, böse zu

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