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Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition)

Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition)

Titel: Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Wolf
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gucken, und ich muss lachen.
    »Keine Sorge, ich habe heute viel unheimlichere Wesen getroffen als Werwölfe!«
    »Ach ja? Deswegen auch der schlimme Abend?«
    »Ja, genau.«
    »Willst du drüber reden?«
    »Nein, eigentlich nicht.« Ich seufze. »Ich bin froh, wenn ich nicht daran denken muss.«
    »Okay, kann ich verstehen. Dann denken wir doch einfach an etwas Positives. Lass mich mal überlegen … In ein paar Wochen ist Frühling. Wir befinden uns gerade in der schönsten Stadt der Welt. Der FC Bayern hat heute 2:0 gegen Hoffenheim gewonnen. Wir beide haben uns durch Zufall getroffen und sitzen jetzt zusammen, um mit einem gemütlichen Weißbier von einem schrecklichen Abend in eine nicht mehr ganz so schreckliche Nacht und in einen vielleicht schon wieder ganz netten Morgen hinüberzugleiten. Wir sind gesund – oder zumindest halten wir uns dafür. Wir haben es warm, sind umgeben von lauter netten Menschen und guter Laune, wir sind satt …« Bei diesem Wort hebe ich die Hand, um ihn zu unterbrechen, und schüttele den Kopf. Daraufhin blickt mich Severin erschrocken an. »Was? Wir sind nicht satt?«
    »Nein«, antworte ich bestimmt. »Ich bin es jedenfalls ganz bestimmt nicht.« Um genau zu sein, knurrt mein Magen wie Caruso, wenn wir zusammen die Wiederholungen von Kommissar Rex anschauen, und vor lauter Hunger ist mir auch schon ganz flau. Tja, kein Wunder, immerhin hatte ich vom Dinner in the Dark ja nur the Dark und nichts vom Dinner.
    »Dann sollten wir das sofort ändern.« Severin steht auf und geht zum Tresen des Pubs hinüber, um trotz der vorgerückten Stunde noch nach etwas Nahrhaftem zu fragen. Kurze Zeit darauf werden eine kleine Schüssel Gulaschsuppe und eine Scheibe Brot vor mir auf den Tisch gestellt. »Ist zwar jetzt keine Fürstenmahlzeit, aber für den größten Hunger dürfte es reichen.« Er lächelt entschuldigend und nippt an seinem Weißbier.
    »Danke! Ist doch perfekt!« Ich strahle ihn an und beginne mit Genuss, meine rettende Mahlzeit zu löffeln. Severin hat den Kopf aufgestützt und beobachtet mich nachdenklich.
    »Was ist?«, frage ich mit vollem Mund.
    »Ich frage mich, wieso jemand mit so einem strahlenden Lächeln nachts alleine unterwegs sein muss. Bestimmt würden sich Hunderte Begleiter darum reißen, dich beschützen zu dürfen.«
    »Glaubst du das wirklich?«, frage ich erstaunt.
    »Du etwa nicht?«, fragt Severin nicht weniger erstaunt zurück.
    »Keine Ahnung«, gebe ich mich geschlagen und muss wieder an Stephans und Julias Meinung denken, dass man selbst oftmals nicht genug vom Wesentlichen mitkriegt.
    »Soll ich dich nachher heimbringen? Ich kann es eigentlich nicht zulassen, dass eine junge Frau mitten in der Nacht alleine durch die Stadt läuft.«
    »Ach was, ich schaff das schon«, wehre ich höflich ab.
    »Bist du dir sicher? Vielleicht brauchst du jemanden, der dich vor all den Vampiren, Geistern und Zeugen Jehovas da draußen beschützt! Da kann ein Werwolf an deiner Seite wahre Wunder wirken!« Severin grinst und gibt dem Wirt ein Zeichen für eine neue Runde Weißbier. Ich muss lachen und verschlucke mich beinahe an den Resten meiner Brotscheibe.
    »Okay, du hast recht. Mittlerweile dürften zwar die schlimmsten Gestalten dieser Stadt samt Gurkenmasken und Lockenwicklern in ihren Designerbetten liegen, um sich für die nächste Schlacht bei der Stunning Looks zu wappnen, aber man kann ja nie wissen.«
     
    Stunning-Looks-Ausgabe: 28  
    Cover: Toni Garrn  
    Kolumne: ›Papergirl findet, dass …‹
    Heute: ›… Ausverkäufe eine Sünde wert sind.‹
    Liebe Stunning-Looks-Leserinnen,  
    Es gibt viele Dinge, die den Puls einer Frau in die Höhe schnellen lassen: Mousse au Chocolat zum Beispiel, ein nackter Männeroberkörper, das Ausbleiben der Regel oder ein Film mit George Clooney. Nichts aber bereitet uns solche Herzrhythmusstörungen wie ein Schild mit der Aufschrift »Sale«. Egal ob es der Sommerschlussverkauf, der Winterschlussverkauf, der Pleitegang eines Ladens oder einfach das Verramschen von Auslaufmodellen ist, wir sind nicht mehr zu bremsen.
    Besonders im Bereich Mode lässt uns unser Verstand plötzlich völlig im Stich, und für den cremefarbenen Kaschmirpullover in Größe 36 würden wir über Leichen gehen. »Was? Die da will mir meinen Pullover wegschnappen? Was glaubt sie eigentlich, wer sie ist? Wenn sie ihn anfasst, kratze ich ihr die Augen aus!«
    Danach stehen wir meist mit zerstörter Frisur, verschmiertem Make-up, gerötetem Gesicht

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