Kann es wirklich Liebe sein
Frühjahr nicht mehr viel bekommen. Wir hatten nicht geplant, uns um zwei Leute mehr zu kümmern.“
Meredith dachte kurz darüber nach, ihrem Mann anzubieten, dass sie in die Stadt reiten könnte, wenn die Vorräte knapp wurden, aber sie fand, dass sie Travis heute schon genug gereizt hatte. Schweigen war jetzt angebrachter. Ihr Blick wanderte zurück zu Moses und sie betete dafür, dass er zustimmen würde. Travis brauchte seine Hilfe, ob er es nun zugab oder nicht. Und nicht nur mit der Scheune. Er brauchte eine Verbindung zur Außenwelt, zu jemand anderem als diesem schrecklichen Seth Winston, zu jemandem, der ihm zeigte, dass es genauso wichtig war, anderen die Hand hinzustrecken, wie die eigene Familie zu beschützen.
Moses ließ seine verschränkten Arme sinken. „Ich akzeptiere, was auch immer Sie für fair halten.“
Stille breitete sich aus, während die Männer sich wieder musterten. Endlich streckte Travis seine Hand aus. Moses ergriff sie und schüttelte sie fest. Freude machte sich in Meredith breit, doch alles, was sie nach außen hin zeigte, war ein kleines Lächeln.
„Einer von uns wird Sie morgens am Tor abholen“, erklärte Travis. „Sie und der Junge können mittags mit uns essen und am Wochenende bekommen Sie Ihren Lohn.“
„Jawohl Sir, Mr Archer.“ Moses nickte zustimmend.
„Nennen Sie mich Travis. Wenn wir zusammenarbeiten, brauchen wir nicht so formell zu sein. Das ist Jim“, sagte er und nickte zu seinem Bruder hinüber. „Crockett und Neill sind auf der Weide. Sie treffen sie beim Essen.“
Moses schüttelte auch Jim die Hand und stellte ihnen seinen Sohn, Josiah, vor. Meredith trat einen Schritt zurück und beobachtete, wie positiv sich diese Sache entwickelte. Sie war stolz auf ihren Mann. Für einen kurzen Moment hatte sie sich gefragt, ob Moses’ Hautfarbe Travis stören könnte, doch das war ganz eindeutig nicht der Fall. Er wäre jedem Fremden gegenüber so unhöflich und verschlossen gewesen.
Ein Kichern entschlüpfte ihr. Oh ja, das wäre er. Fast hätte sie ihre eigene unhöfliche Archerbegrüßung vergessen. Es fühlte sich an, als wäre es schon eine Ewigkeit her.
„Jim, warum bringst du nicht Moses und Josiah zum Stall und zeigst ihnen den Bauplan“, sagte Travis. „Meredith und ich treffen euch dann in ein paar Minuten im Haus.“
Jim nickte und führte die Jacksons zum Stall. Meredith winkte Moses, der ihr ebenfalls zuwinkte, und wandte sich dann mit einem strahlenden Lächeln an Travis.
„Oh Travis“, jubelte sie. „Du wirst das bestimmt nicht bereuen! Moses ist ein guter Mann und ein talentierter Baumeister. Ich weiß, dass ihr beide euch hervorragend verstehen werdet. Papa hatte immer eine sehr hohe Meinung von ihm, auch wenn er mit seinem Sohn nicht zu den Lesestunden gekommen ist. Zu beschäftigt, meinte er immer. Deshalb hat er auch bestimmt euer Schild nicht gelesen. Ich glaube, er kann gar nicht lesen. Aber seine Frau und sein jüngerer Sohn waren gute Schüler. Sie –“
„Meredith“, unterbrach Travis sie harsch und ergriff ihren Arm.
Die kleine sprudelnde Freudenquelle in ihrem Inneren versiegte sofort. Sie sah ihm in die zornigen Augen und ihr Herz pochte plötzlich schmerzhaft gegen ihre Rippen. Noch nie hatte Travis sie so böse angesehen.
Plötzlich wünschte sie sich, Sadie hätte es geschafft, sie im Haus einzusperren.
Kapitel 21
Travis starrte auf die Frau hinunter, die bei ihm fast einen Herzinfarkt ausgelöst hätte. Ihre blauen Augen wurden groß. Gut. Vielleicht setzte ihr Verstand endlich ein, wenn sie Angst hatte.
„Wag es ja nicht, jemals wieder vor den Lauf meiner Waffe zu treten!“ Er knurrte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor an. „Hast du mich verstanden?“
Meredith nickte kaum merklich, ihr Kinn zitterte. Travis stählte sich innerlich gegen ihre Tränen und den Drang, sie wieder in den Arm zu nehmen. Jetzt durfte er nicht weich werden. Wenn er nur daran dachte, was hätte passieren können, wurde ihm eiskalt.
„Ein Stoß gegen die Waffe, ein unabsichtliches Zucken … jede Erschütterung hätte einen Schuss auslösen können. Und was wäre dann mit dir gewesen?“ Er ließ ihren Arm los und trat einen Schritt zurück. Wütend ging er vor ihr auf und ab und zeigte mit dem Finger auf den Boden, wo er vor seinem inneren Auge ihren blutigen Körper liegen sah. „Du wärst tot. Erschossen!“
Ein Zittern durchzuckte ihn und er rieb sich mit der Hand über das Gesicht, um die schreckliche
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