Kann es wirklich Liebe sein
Vorstellung wieder loszuwerden.
„Ich vertraue dir, Travis.“ Meredith ging einen unsicheren Schritt auf ihn zu. „Ich weiß, dass du mich niemals verletzen würdest.“
„Nicht absichtlich, aber Unfälle passieren eben. Du musst lernen, bessere Entscheidungen zu treffen. Hör auf, immer helfen zu wollen, ohne Rücksicht auf dein eigenes Wohl zu nehmen.“
„Bessere Entscheidungen?“ Sie versteifte sich.
Plötzlich fühlte Travis sich sehr unwohl.
„Es war nicht meine falsche Entscheidung, die mich vor deinen Gewehrlauf gebracht hat, Travis Archer. Es war deine.“ Ihr Zeigefinger kollidierte mit seiner Brust.
Travis runzelte die Augenbrauen. Wenn sie jetzt ihm die Sache in die Schuhe schieben wollte, müsste sie sich aber warm anziehen. Sie war diejenige, die lernen musste, wie die Dinge hier liefen. Sie war diejenige, die lernen musste, dass sie sich mit ihren guten Taten meistens selbst schadete. Sie war –
„Ich habe versucht, dir zu erklären, wer Moses ist, als ich zu eurer netten kleinen Willkommensparty dazugestoßen bin“, rief sie erbost. „Aber du warst zu beschäftigt damit, ihn zu verscheuchen, statt mich zu hören. Hättest du einfach zugehört, hätte ich mich nicht vor deine Waffe stellen müssen. Vielleicht habe ich mich einer Gefahr ausgesetzt, aber nur, weil du mich dazu gebracht hast.“
„Ich glaube, es hätte andere, sicherere Wege gegeben, meine Aufmerksamkeit zu erregen.“ Travis verschränkte die Arme. Sollte sie doch versuchen, dieses Argument zu widerlegen.
Nun verschränkte auch Meredith ihre Arme. „Vielleicht, aber keine dieser Optionen hätte mich zwischen dich und Moses gebracht. Und genau dort musste ich sein. Oder hast du vielleicht nicht bemerkt, wie Moses seine Fäuste geballt hat?“ Sie hielt einen Moment inne, als wollte sie abwarten, ob er es wagen würde, sie zu unterbrechen. „Er hätte dich niedergeschlagen, wenn ich mich nicht eingemischt hätte.“
„Ich hätte mich schon wehren können“, grummelte Travis.
„Hättest du ihn erschossen?“
Travis rieb sich den Nacken und starrte auf seine Stiefelspitzen. Meredith wusste, dass er niemals auf einen unbewaffneten Mann schießen würde, das hatte er in ihrer Stimme gehört. Also warum setzte sie ihn so unter Druck?
Sie trat noch einen Schritt auf ihn zu und stemmte die Hände in die Hüften. „Eines Tages durchschaut irgendjemand deinen Bluff, Travis, und dann musst du entweder damit leben, was er dir antut, oder den Abzug ziehen und die Konsequenzen tragen. Ich wollte nicht, dass dieser Tag heute schon da ist. Moses wiegt über zwanzig Kilo mehr als du.“ Meredith beäugte ihn zweifelhaft. Travis richtete sich zu seiner vollen Größe auf und starrte auf sie herab. „Du hättest gegen ihn gekämpft, aber das wollte ich nicht zulassen, da ich da war, um das Missverständnis zu klären. Also habe ich getan, was ich tun musste. Ich bin eine Archer, richtig? Wir beschützen uns gegenseitig!“
Am liebsten hätte er sie geschüttelt. Sie tat gerade so, als bräuchte er ihren Schutz. Es war seine Aufgabe, sie zu beschützen, nicht anders herum. Doch da es ihm gefiel, wenn sie sich selbst als eine Archer bezeichnete, wollte er sie an dieser Stelle lieber nicht korrigieren.
Vorerst.
„Versprich mir einfach, dass du dich nicht mehr in Gefahr begibst.“
Sie hob ihr Kinn. „Ich verspreche, dass ich mich nicht absichtlich in Gefahr begebe … es sei denn, das Wohlergehen eines anderen hängt davon ab.“
Musste sie alles so kompliziert machen? Travis verkniff sich ein Seufzen. Immerhin hatte sie seiner Bitte größtenteils zugestimmt. Das musste reichen. Den widerspenstigen Zug um ihren Mund herum musste er einfach ignorieren.
Aber er konnte es nicht.
Sein Blick verharrte auf ihren Lippen. Er sah, wie sie weicher wurden und sich entspannten. Er fragte sich, wie sie sich wohl unter seinen Lippen anfühlen würden. Würde ihr ein Kuss von ihm gefallen? Nicht so ein schneller Kuss wie auf ihrer Hochzeit, sondern eine zärtliche, innige Berührung?
Travis wandte die Augen gen Himmel und atmete tief aus, während er seine Gefühle unter Kontrolle zu bekommen versuchte. Er hatte seine Frau die ganze Zeit über schon attraktiv gefunden, aber er hätte nie mit diesem Verlangen gerechnet, sie zu küssen, zu berühren.
Konnte sie seine Gedanken lesen? Machte er ihr Angst? Er selbst hatte jedenfalls Angst vor seinen eigenen Gefühlen.
„Ich wollte dich nicht wütend machen, Travis“, sagte Meredith,
Weitere Kostenlose Bücher