Kann es wirklich Liebe sein
Blick, während er durch die Mähne ihres Pferdes strich. Dann wanderte seine Hand weiter, bis sie den Sattel erreichte. Meredith erwartete, dass er nun zum vierten Mal den Sattelgurt überprüfen würde, doch seine Hand kam auf ihrem Stiefel zu liegen. Ihr Puls beschleunigte sich. Seine Hand wanderte höher und streichelte ihr Bein. Ihr verschlug es den Atem.
Als er endlich seinen Kopf hob und sie ansah, brannte ein Feuer in seinen Augen. „Komm bald nach Hause.“ Die Worte schwebten in der Luft und ihre Blicke trafen sich. Dann trat er zurück und gab Ginger einen Klaps, um sie zum Losgehen zu bewegen.
Das Pferd setzte sich trabend in Bewegung und Meredith konzentrierte sich darauf, in den Rhythmus zu kommen. Moses rief ihr einen Gruß vom Scheunendach aus zu, wo er mit Jim am Arbeiten war. Ihr Schwager hob zum Abschied nur den Hammer. Es war eine so typische Geste für ihn, dass sie Meredith normalerweise zum Lächeln gebracht hätte. Doch heute war sie zu sehr beschäftigt mit den Gedanken an Travis.
Konnte es sein, dass Travis mehr für sie empfand, als sie bisher gedacht hatte? Nach ihrem Kuss am Fluss hatte sie sich zu dieser Hoffnung hinreißen lassen, doch bisher hatte sie immer das Gefühl gehabt, er wolle durch die Küsse zum Abschied nur noch einmal seinen Anspruch auf sie deutlich machen, bevor er sie gehen ließ.
Wie wäre es, wenn er sie aber einfach aus Verlangen küssen würde? Aus Liebe? Plötzlich kamen ihr die Samstage unangemessen vor. Sie wollte dienstags geküsst werden. Ohne besonderen Anlass. Einfach so, aus Zuneigung zwischen Ehemann und Ehefrau. Sie wollte wieder diesen feurigen Blick in seinen Augen sehen, wenn sie sich voneinander lösten.
Und was ist mit deinem Versprechen, in deiner Ehe zufrieden zu sein?
Der Gedanke setzte ihrem Selbstmitleid ein jähes Ende.
Vergib mir, Herr. Meine Gedanken wandern in die falsche Richtung, oder? Ich beschäftige mich nur mit dem, was ich nicht habe, und nicht mit dem, was ich habe.
Sie musste ihre Gedanken positiveren Dingen zuwenden. Es war Zeit, darüber nachzudenken, wie sehr Gott sie gesegnet hatte.
Erstens – sie war verheiratet mit dem Mann ihrer Träume. Zweitens – Travis hatte ihr erlaubt, das Erbe ihres Vaters weiterzuführen und in der Schule der Freigelassenen zu unterrichten. Drittens – sie hatte eine gläubige Familie, deren Mitglieder sie immer beschützen würden. Meredith wandte ihren Blick in Richtung Himmel und lächelte, die Last auf ihrem Herzen war sofort kleiner geworden. Sie war wirklich gesegnet. Wenn sie nur daran dachte, wie sehr sich ihre Beziehung zu Travis in den letzten Wochen entwickelt hatte, hätte sie vor Freude jauchzen können. Sie konnte sich kaum vorstellen, was in nächster Zeit noch kommen mochte.
Hilf mir, geduldig zu sein. Deine Zeitplanung anzunehmen.
Ihr Lächeln wurde breiter, als das Tor in Sicht kam. Vielleicht würde sie eines nicht allzu fernen Tages Travis ’ Herz genauso einfach öffnen wie das Tor zu seinem Land. Summend führte sie Ginger durch das Tor, nachdem sie es geöffnet hatte, und kletterte dann auf einen Steinbrocken, um wieder aufzusteigen.
Travis mochte sich hinter seinen Zäunen und Toren sicher fühlen, doch sie wollte ihm zeigen, dass die Freiheit süßer war. Vor allem, wenn sie auf der Liebe gründete.
Meredith trieb Ginger zum Galopp an und beugte sich über den Hals des Pferdes, während ihr der Wind die Haare zerzauste. Wenn sie etwas derangiert in der Schule ankam, würden ihre Schüler das verstehen. Die Menschen dort begriffen, wie wichtig Freiheit war und was wahre Freiheit bedeutete.
Etwa fünfzehn Minuten später zügelte sie Ginger vor dem Schulhaus und war sofort von einer Meute Kinder umschwärmt.
„Was ist mit Ihrem Haar passiert, Miss Meri?“
„Sind Sie vom Pferd gefallen?“
„Warum sind Sie so schnell geritten?“
„Hat Sie jemand gejagt?“
„Es geht mir gut, Kinder“, versicherte sie ihnen und musste laut lachen. „Ich habe Ginger heute einfach mal ihren Willen gelassen.“ Sie tätschelte den Hals ihrer Stute.
Als die Kinder sich enger um sie versammelten, blieb Ginger schließlich ganz stehen. Das Pferd hatte zwar keine Angst vor Menschenmengen, war jedoch vorsichtig.
„Jetzt lasst Miss Meri doch erst mal absteigen, Kinder.“ Myra Jackson schob sich durch die rufenden Kinder und scheuchte sie in Richtung Schulhaus. „Wie soll sie uns unterrichten, wenn sie nicht vom Pferd kann?“
Die Kinder murrten, gehorchten jedoch und
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