Kann es wirklich Liebe sein
Mann hielt sie jetzt wahrscheinlich für hysterisch. Natürlich ging es ihm gut. Er stand direkt vor ihr, um Himmels willen!
Doch etwas in seinen Augen nahm ihr diese Sicherheit sofort wieder. Er umschloss ihre kleinen Hände mit seinen größeren und drückte sie sanft, bevor ein Schluchzen hinter ihm die Stille durchbrach.
„Was ist denn hier …?“ Meredith reckte den Hals, um um die Schulter ihres Ehemannes herumschauen zu können. Der Anblick der vertrauten blonden Locken ließ sie die Stirn runzeln. „Cassie?“
Ihre Cousine sah auf und wandte sich von einem verwirrt und leicht überfordert wirkenden Jim ab. Jims feuchtes Hemd ließ vermuten, dass Cassie ihn schon eine ganze Weile als menschliches Taschentuch missbraucht hatte.
„Oh, Meri. Gott sei Dank, dass du hier bist.“ Ihre roten Augen und das verheulte Gesicht machten Meredith Sorgen. Ihre Cousine hatte schon oft Tränen fließen lassen, wenn sie ihren Kopf durchsetzen wollte, aber so aufgelöst hatte Meredith sie noch nicht erlebt.
Meredith quetschte sich auf das Sofa zwischen ihre Cousine und die Armlehne und ergriff Cassies Hand. „Was ist passiert?“
Cassies Gesicht verdüsterte sich. „Papa hat etwas Schreckliches getan, Meri. Wirklich ab-scheu-lich!“ Das letzte Wort endete in einem weiteren Schluchzen, als Cassie ihre Arme um Meredith warf.
Meredith erwiderte die Umarmung und sah ihren Schwager und ihren Ehemann fragend an. Alle trugen den gleichen verwirrten Gesichtsausdruck und wussten offensichtlich nicht, was sie von der Situation zu halten hatten, geschweige denn, wie sie reagieren sollten.
„Wir haben noch nicht viel aus ihr herausgebracht“, erklärte Travis entschuldigend. „Sie hat darauf bestanden, auf dich zu warten.“
„Also gut, jetzt bin ich hier.“ Meredith sprach mehr zu Cassie als zu Travis. Sie tätschelte den Rücken ihrer Cousine ein letztes Mal, dann rückte sie ein wenig von ihr ab. „Was auch immer Onkel Everett getan hat, wir werden damit klarkommen.“ Meredith griff nach Cassies Haar und fing an, die zerzausten Locken zu sortieren. „Lass uns dich ein bisschen hübsch machen, damit du dich besser fühlst. Du siehst wirklich schrecklich aus.“ Sie lächelte ihre Cousine freundlich an, um ihren Worten die Härte zu nehmen. Doch der Hinweis hatte geholfen.
Sofort fing Cassie an, ihre Haare zu richten und die verrutschte Jacke ordentlich zu drapieren. Sie warf Jim einen langen Blick zu, der Meredith nicht entging. Cassie würde ab jetzt nicht mehr die Nerven verlieren, vor allem nicht in Gegenwart der Männer.
„Ich hätte niemals gedacht, dass Papa sein eigenes Fleisch und Blut bestehlen würde.“ Cassie schniefte leise. „So etwas sieht ihm überhaupt nicht ähnlich, das weißt du. Aber als Mama darauf bestanden hat, dass es die einzige Möglichkeit sei, um das Geschäft zu retten, hat er eingelenkt.“ Cassandra legte ihre Hand auf Merediths, als wollte sie um Verständnis bitten. „Du musst ihm vergeben, Meri. Seine finanziellen Probleme sind viel größer, als ich es mir vorgestellt habe. Ich bin sicher, er hat es als einzigen Ausweg gesehen.“
„Cass, ich verstehe überhaupt nichts.“ Meredith runzelte ihre Stirn und versuchte, den Worten ihrer Cousine einen Sinn zu entnehmen. „Was genau hat er getan?“
„Bevor ich es dir sage, musst du mir versprechen, dass du es nicht mir vorhalten wirst. Ich habe mit dieser ganzen Sache nichts zu tun. Ich habe immer wieder versucht, Papa davon abzubringen, aber Mama hat mir eine Ohrfeige verpasst und gesagt, ich sollte das tun, was am besten für die Familie ist. Ich wäre lange genug in Watte gepackt worden und sollte jetzt endlich mal meine Pflicht tun.“
„Tante Noreen hat dich geschlagen?“ Der Schock warf Meredith fast rückwärts aufs Sofa. Ihre Tante hatte Cassandra immer verehrt. Meredith konnte sich nicht einmal entsinnen, dass die Frau jemals auch nur mit ihrer Tochter geschimpft hätte.
„Ja.“ Cassies Kinn zitterte, aber sie kämpfte erfolgreich gegen die Tränen an. „Von da an wusste ich, dass ich Papa nicht von der Idee abbringen würde. Meine einzige Chance war, zu euch zu fliehen und bei euch um Unterschlupf zu bitten.“
„Du bist bei mir immer willkommen, Cass. Das weißt du. Aber du musst jetzt endlich mal sagen, worum es überhaupt geht. Was ist los?“
Ihre Cousine senkte die Augen, zu beschämt, um Merediths Blick zu begegnen. „Anstatt dir Onkel Teddys Land zu überschreiben, wie es vereinbart war, will er
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