Kann es wirklich Liebe sein
es nicht doch sein, dass du dich verhört hast, Meri?“ Zweifel umwölkten das Gesicht von Cassie, als sie darum kämpfte, die Schuld von ihrem geliebten Vater zu nehmen.
„Nein“, antwortete Meredith leidenschaftlich. „Ich bin mir ganz sicher über das, was ich gehört habe. Aber selbst wenn es sein könnte, dass es ein Missverständnis war, würdest du dein Lebensglück einfach so wegwerfen wollen?“
Cassandra biss sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. Meredith eilte an ihre Seite und legte die Arme um sie.
„Was soll ich nur machen?“
Meredith lächelte das tapfere Lächeln, das Travis immer so sehr mit Stolz erfüllte. „Wir überlegen uns was. Erst mal gehen wir in die Küche und du hilfst mir beim Abendessen.“
„Du weißt, dass ich nicht kochen kann.“
Meredith schnappte sich den Arm ihrer Cousine und zog sie in Richtung Tür. „Nun, dann wird es Zeit, dass du es endlich lernst, meinst du nicht?“
Sie warf Travis noch einen Blick zu, bevor sie den Raum verließ. Er spürte ihre Dankbarkeit, ohne dass sie ein Wort darüber verlieren musste. Die Tatsache, dass er ihren Gesichtsausdruck genauso gut lesen konnte wie die seiner Brüder, erstaunte ihn. Sie wurde ein Teil von ihm.
Als die Stimmen der Frauen sich weiter entfernten, wandte sich Travis zurück zu seinen Brüdern. Sie alle kamen in die Mitte des Raumes.
„Was ist der Plan, Trav?“, fragte Neill.
„Sie heiratet auf keinen Fall Mitchell.“ Jim starrte Travis finster an, als fordere er ihn auf, nicht zu widersprechen.
Travis klopfte seinem Bruder auf die Schulter. „Cassandra bleibt bei uns. Unter unserem Schutz. Bis wir entschieden haben, was zu tun ist. In der Zwischenzeit wäre es vielleicht eine gute Idee –“
Zwei Schüsse erklangen in der Ferne und schnitten Travis das Wort ab. Instinktiv sah er zum Fenster hinaus. Cassandras Vater hatte keine Zeit verloren.
„Ist euch schon aufgefallen, dass wir in den letzten drei Wochen mehr Besucher hatten als in den letzten zehn Jahren? Vielleicht sollten wir darüber nachdenken, ein Hotel zu eröffnen.“ Crocketts Sarkasmus brachte ihm einen Klaps von Jim ein.
Travis verkniff sich eine Antwort. Er konnte nicht leugnen, dass die Dinge auf der Ranch sich seit Merediths Ankunft nicht mehr so kontrollieren ließen wie früher. Aber dennoch bereute er ihre Anwesenheit nicht. Wie könnte er auch? Sie war seine Familie!
Ein kleiner Gedanke zupfte an seinem Verstand, der Gedanke, dass sie vielleicht mehr war als nur Familie. Aber er hatte jetzt nicht die Zeit, dieser Erkenntnis nachzugehen. Er musste einen wütenden Vater besänftigen und seinen Bruder davon abhalten, besagten Vater zu erschießen. Das war alles, womit er sich im Moment beschäftigen konnte.
„Jim, du kommst mit mir. Neill, positioniere dich bei der Scheune. Crockett –“, er hielt lange genug inne, um seinem ältesten Bruder ein Grinsen zuzuwerfen, „– du bewachst das Archer-Hotel.“
Crocketts Lachen begleitete ihn und die anderen, als sie den Raum verließen.
Kapitel 25
Travis und Jim näherten sich dem Tor durch die Bäume, anstatt den Weg zu benutzen, um die Möglichkeit zu haben, ihre Besucher erst einmal unbemerkt unter die Lupe zu nehmen. Everett Hayes schritt leise vor sich hin murmelnd vor dem Tor auf und ab. Das Gewehr in seiner Rechten ließ Travis innehalten.
Vielleicht war seine normale Art, Besucher zu empfangen, dieses Mal unangebracht. Dieser Mann war mehr als wütend, und Jims Temperament war auch schon aufgeheizt, deshalb könnte es zu einer unschönen Szene kommen, wenn er nicht aufpasste. Merediths Warnung, dass irgendjemand eines Tages seinen Bluff durchschauen könnte, kam ihm in Erinnerung.
Unhörbar hob Travis sein Gewehr und entspannte den Hahn. Dann steckte er es ins Holster an seinem Sattel.
„Was machst du da?“, zischte Jim.
„Steck das Gewehr weg.“
„Auf keinen Fall.“ Er verstärkte den Griff um seine Waffe und hielt sie auf Hayes gerichtet.
Travis starrte ihn finster an. „Meinst du wirklich, dass es Cassandra gefällt, wenn du ihrem Vater eine Kugel verpasst?“
Jim rutschte in seinem Sattel hin und her.
„Wenn Everett Hayes dumm genug ist, Mitchells Lügen zu glauben, dann ist er auch dumm genug, irgendetwas Unüberlegtes mit seiner Waffe anzustellen, auf das wir dann reagieren müssen. Und wenn einer von uns auf ihn schießt, müssen wir ihn nachher mit ins Haus nehmen, damit Crockett sich um ihn kümmert. Das ist nicht gerade die beste
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