Kann es wirklich Liebe sein
auszumachen. Jemand, der für ihn redete, war für ihn wahrscheinlich die Erfüllung seiner Träume.
Cassie ließ Merediths Hände los und sah alle am Tisch der Reihe nach an. „Zuerst geben wir Papa drei Tage Zeit. Ich bleibe währenddessen hier, um ihm deutlich zu machen, was ich von seinen Plänen halte. Und wenn wir alle sechs beten, schubst Gott ihn vielleicht in die richtige Richtung.“
Travis nahm einen Schluck von seinem Kaffee und hoffte, dass er so seine Skepsis verbergen konnte. Everett Hayes würde sich niemals von seinem Plan abbringen lassen, vor allem nicht von Gott. Ein Schlag über den Schädel mit einer Holzbohle wäre wahrscheinlich die bessere Option.
„Am Dienstag“, fuhr Cassie fort, „werde ich zurück zu Papa und Mama gehen und ihnen sagen, dass ich nicht in eine Heirat einwillige. Egal, wie sehr sie mich auch anflehen, ich mache es einfach nicht.“ Sie hob ihr Kinn und Travis musste lächeln. Sie ähnelte Meredith so sehr. Tapfer und bestimmt. Die Prinzessin schien doch Mut zu haben.
Crockett lehnte sich nach vorne und zog seine Kaffeetasse mit einem kratzenden Geräusch zu sich heran. „Ich will deine Hoffnungen ja nicht zerstören, aber ich glaube kaum, dass ein bisschen Bedenkzeit und deine Sturheit viel bewirken. Wenn dein Vater diese Hochzeit wirklich haben will, muss er nur einen Offiziellen finden, dem dein Protest nichts ausmacht. Und leider hat Mitchell genug Geld, um sich so jemanden zu kaufen.“
„Und genau da kommt die Idee deines Bruders ins Spiel.“ Cassandras Lächeln ließ nicht eine Sekunde nach.
Travis sah Jim fragend an, aber der sah so unbewegt aus wie immer.
„Wenn Papa auf einer Hochzeit besteht, tritt Phase drei in Kraft.“
„Was ist Phase drei?“, fragte Meredith, als Cassandra eine dramatische Pause einlegte.
Cassandra erhob sich mit glänzenden Augen. „Die genialste Idee der Welt.“ Sie klatschte aufgeregt in die Hände und strahlte Jim an.
Travis biss die Zähne zusammen. Er hatte keine Ahnung, worauf diese Sache hinauslaufen würde, aber sein Bauchgefühl sagte ihm, dass es ihm ganz und gar nicht gefallen würde.
„Papa kann mich nicht zwingen, Roy zu heiraten, wenn ich schon verheiratet bin.“
„Jim?“ Travis konnte nur dieses eine Wort hervorbringen, während er sich davon zu überzeugen versuchte, dass er Cassies Aussage bestimmt missverstanden hatte.
Endlich hob sein Bruder den Kopf, in seinen Augen funkelte eine Herausforderung. „Ich habe angeboten, ihr Ehemann zu sein, falls sie mal einen brauchen sollte.“
Travis sprang so schnell auf, dass sein Stuhl nach hinten umkippte. „Du hast was ?“
Jim erhob sich nun selbst und verschränkte die Arme vor der Brust. „Warum so überrascht, Trav? Ich trete nur in deine Fußstapfen.“
„Jim?“ Jetzt wackelte Cassandras Lächeln doch, als sie die beiden Streithähne unsicher ansah.
„Alles ist gut, Cassie.“ Jim streichelte beruhigend ihre Schulter, seine Augen blieben dabei aber auf Travis gerichtet. „Travis mag nur keine Überraschungen. Er wird darüber hinwegkommen.“
„Nach draußen“, knurrte Travis leise. „Sofort!“
Er umrundete den Tisch und ging durchs Badezimmer zur Hintertür. Es kümmerte ihn nicht im Mindesten, dass er die Tür so fest aufriss, dass sie laut gegen die Wand schlug.
Was hatte Jim sich dabei gedacht? Er kannte Cassandra Hayes nur flüchtig. Wie konnte er eine Entscheidung treffen, die den Rest seines Lebens beeinflussen würde? Und das alles aus einer Laune heraus! Travis ging über die Veranda und seine Stiefel trommelten dabei laut auf den Bohlen. Er machte schon die zweite Runde, als Jim endlich auch nach draußen kam.
„Du kannst dir deinen Atem sparen“, sagte Jim, als er die Tür hinter sich zuzog. „Ich ändere meine Meinung nicht.“
Travis ging mit bösem Blick auf ihn zu. „Denk doch mal drüber nach, was du da tust. Du kennst diese Frau überhaupt nicht.“
„Ich weiß genug über sie.“
„Was genau weißt du? Dass sie hübsch ist? Hör auf, mit deinen Augen zu denken, und benutz dein Gehirn. Das Mädchen wurde ihr ganzes Leben lang verhätschelt. Sie kann nicht einmal vernünftig auf einem Pferd sitzen, kann nicht kochen, wahrscheinlich auch nicht gärtnern. Was, wenn ihr hübsches Lächeln sich bald in Sticheleien verwandelt, weil sie es hasst, die Frau eines Farmers zu sein? Wirst du ihr dann in die Stadt folgen?“
„Vielleicht.“
Angst zog Travis’ Herz zusammen, als er den bestimmten Gesichtsausdruck
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