Kann ich den umtauschen?
reicht.«
»So schlimm?« Flos Augen weiteten sich besorgt.
Alice nickte.
»Lass es mich so sagen: Ich will mich einfach nur aufs Sofa setzen, in den Fernseher starren und Junkfood in mich reinstopfen. Sonst nichts. Den ganzen Tag. Jeden Tag. Bis ich eine Existenz bin, die man nur mithilfe der Feuerwehr und eines Gabelstaplers aus ihrer Wohnung herausbekommt. Nachdem man das Fenster ausgebaut hat.«
»Oha.« Flo setzte sich neben sie auf die Stufe und legte den Arm um ihre Freundin. »Irgendwie habe ich es ja kommen sehen.«
»Ach ja?«
Flo nickte.
»Wenn ich Andrew interessante Informationen entlocken will, kann ich ihn entweder â wie du weiÃt â abfüllen, oder ich tue so, als sei ich mit etwas ganz anderem beschäftigt und würde bei dem Gespräch, das er führt, nicht mithören. Wirklich erstaunlich, wie viel ich auf die Weise erfahre.«
»Und was genau hast du erfahren?«
»Dass ein gewisser ziemlich gutaussehender Neffe von einem gewissen ziemlich gutaussehenden Schriftsteller eine ziemlich groÃe Schwäche für dich hat.«
Alice sah ihre Freundin an.
Sie konnte sich jetzt entscheiden: Entweder redete sie um den heiÃen Brei herum oder sie fiel mit der Tür ins Haus.
Sie entschied sich für Letzteres.
»Wir haben uns geküsst.«
Alice wartete auf die Explosion.
Und wartete.
Doch Flo wirkte überhaupt nicht schockiert. Nicht einmal überrascht.
»Aha«, sagte sie dann nach einigem Nachdenken. »Noch mehr Sand im Getriebe.«
»Ist das alles, was du dazu zu sagen hast, Flo? Das glaub ich nicht!«
»Also, ehrlich gesagt, Alice: Als du dich an jenem Sonntag nicht gemeinsam mit mir auf Julian gestürzt hast, habe ich mir schon irgendwie gedacht, dass da irgendwas im Busch ist ⦠Oder irgendwer, sozusagen. Und natürlich nicht im Busch, sondern einfach nur im selben Raum. Jemand, dem du viel lieber deine Aufmerksamkeit widmen würdest. Und wenn du jemanden interessanter findest als den GroÃen Julian Stanton in Fleisch und Blut, na ja, also dann ⦠sagt das so einiges ⦠Und jetzt?«
»Jetzt? Keine Ahnung, Flo. Mir fällt plötzlich ein, dass ich in Daniel verliebt bin, also sayonara, Nathan? Hasta la vista, Baby â schönen Dank für die letzten sechs Jahre, waren echt klasse ⦠Aber die letzten sechs Monate waren scheiÃe und haben mich von dir kuriert?«
Erst jetzt sah Flo so entsetzt aus, wie Alice es eigentlich direkt nach der Kussbeichte erwartet hatte.
»Ach, du ScheiÃe.«
»Was?«
»Ich dachte, ihr hättet euch einfach geküsst. Ich dachte, du fändest ihn sexy, dafür hätte ich übrigens vollstes Verständnis, er ist nämlich sexy. Ich dachte, du konntest einfach nicht widerstehen, als sich eine Gelegenheit ergab, mit ihm zu knutschen ⦠Aber ich wusste nicht, dass du in ihn verliebt bist â¦Â«
»Ich auch nicht«, lautete Alices trockene Antwort.
»Und seit wann weiÃt du es?«, fragte Flo besorgt.
»Seit ungefähr zehn Sekunden, als mir aufging, was ich da gerade zu dir gesagt habe!« Alice guckte genauso verwundert aus der Wäsche wie Flo.
Sie sahen einander an.
»Lachen oder weinen?«
»Bei einem hysterischen Anfall kann man doch beides, oder?«
Sie nahmen einander noch einmal in den Arm.
»Hast du ihn seitdem noch mal gesehen?«
Alice schüttelte den Kopf.
»Hast du es versucht?«
Alice schüttelte vehement den Kopf.
»Mir ist das so peinlich, dass ich ihm nur aus dem Weg gehen kann. Was er jetzt wohl von mir denkt, Flo ⦠Wir waren beide betrunken â¦Â«
»Stimmt doch gar nicht.«
»Flo! Ich war sternhagelvoll.«
»Ja, ich weiÃ. Aber ihr wart nicht beide betrunken. Daniel hat überhaupt nicht viel getrunken.«
»Er hat mich also nicht geküsst, weil er einen im Tee hatte?«
»Nein. Er hat dich geküsst, weil er dich mag. Weil er dich sehr mag. Hat er selbst gesagt.«
»Wie, hat er selbst gesagt?«
»Ja, hat Andrew mir erzählt, und wie wir beide wissen, lügt Andrew nie.«
»Du hast mir erzählt, Andrew würde ständig lügen!«
»Ich weiÃ, tut er ja auch, aber nicht, wennâs um richtig wichtige Sachen geht, und er hat gesagt, Daniel ist hin und weg von dir. Jetzt, wo du weiÃt, dass es auf Gegenseitigkeit beruht, ist die Frage eigentlich: Wie geht es dir
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