Kann ich den umtauschen?
in den Mund und kaute darauf herum.
Alice nickte zustimmend.
»Regelrecht weise ist er, redegewandt, und er hat eine so frische Stimme ⦠Und er schreibt wirklich hervorragend, wenn man mal bedenkt, wie schlecht einige Romane heutzutage geschrieben sind. Und seine Geschichten sind jedes Mal einzigartig â er käut nicht bereits dagewesenen Stoff wieder, er plagiiert nicht existierende Werke anderer â¦Â«
»Wie recht Sie haben!«
»Aber leider hat er â genau wie viele andere extrem erfolgreiche, intelligente Männer â ein ziemlich massives Egoproblem â¦Â«
»Oh, schade.« Alice sah enttäuscht aus. Sie und Florence hatten diese perfekte Vision von dem Mann, den sie für Julian Stanton hielten, und Egozentrismus gehörte ganz bestimmt nicht zu dessen Eigenschaften!
»Ja, ich weiÃ.« Barbara nickte mitfühlend. »Verstehen Sie mich nicht falsch, Alice, er ist ein wunderbarer Mann, meistens jedenfalls, aber ab und zu bekommt er diese kleinen Anfälle ⦠Wirklich, wie ein kleiner Junge.«
»Also, das kannst du ihm nun wirklich nicht zum Vorwurf machen, bei dem Druck, unter dem er ständig steht«, warf Daniel ein.
»Kann sein â¦Â«, gab Barbara nach. »Mit schlechten Kritiken kann er auch nicht besonders gut umgehen â¦Â«
»Bekommt er denn welche?«, fragte Alice erstaunt.
»Massenweise.« Daniel nickte heftig. »Vielleicht sollte er auf sie hören und das Schreiben sein lassen.«
»Bloà nicht!«, riefen Alice und Barbara unisono.
»Kritik ist doch nur eine MeinungsäuÃerung. Das heiÃt noch lange nicht, dass die Kritik gerechtfertigt ist«, stellte Barbara empathisch fest.
»Wie Roland Fischer so schön sagte: âºWas dem einen sein Geistesblitz, ist dem anderen sein Blackout.â¹Â« Fröhlich schwenkte Alice ihr Mojitoglas.
Ãberrascht sahen die beiden sie an.
»Schön gesagt, Alice.« Barbara lächelte. »Mögen Sie Kunst?«
»Schon, aber noch mehr mag ich Zitate. Ich habe in grauer Vorzeit mal Anglistik studiert.«
»Ach, wirklich? Ich auch. Wo denn?«
»London Metropolitan.«
»Ach, ich an der City. Schade, dann können wir ja gar keine Anekdoten über anzügliche Dozenten austauschen â¦Â«
»Ich könnte mir vorstellen, dass das ohnehin schwierig werden würde, selbst wenn ihr an der gleichen Uni studiert hättet â¦Â«, zog Daniel Barbara auf.
»Wenn du damit sagen willst, dass ich zu alt bin, um dieselben Dozenten wie Alice gehabt zu haben â¦Â« â sie hielt inne, sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an und grinste schlieÃlich breit â, »dann hast du wahrscheinlich vollkommen recht. Wie alt sind Sie, Alice?«
»Neunundzwanzig.«
Und wieder zog Barbara die Augenbrauen hoch. Dieses Mal vor Erstaunen.
»Meine Güte, Sie sehen nicht älter aus als sechzehn. Also, wenn das der Effekt der hiesigen Landluft ist, breche ich morgen meine Zelte in London ab. Botox?« Sie lehnte sich nach vorne und tippte Alice an die Stirn.
Alice schüttelte den Kopf.
»Wahnsinn. Sie sind wirklich genauso attraktiv, wie Daniel gesagt hat ⦠Jetzt verstehe ich, warum er immer sofort hierherfährt, kaum dass ich ihm den Rücken kehre â¦Â«
»Barbara!«, rief Daniel und lachte verlegen. Alice dagegen verschluckte sich fast an ihrem Mojito. »Jetzt pass aber mal auf, was du sagst, junge Frau ⦠Alice ist nicht der Grund dafür, dass ich immer wieder hierher flüchte. Sie ist nämlich im Ãbrigen mit Nathan Masters liiert.«
»Wirklich?« Völlig perplex kniff sie die Augen zusammen. »Sie sind die Frau an Nathans Seite?«
»Sie kennen Nathan?« Jetzt war es Alice, die überrascht war.
»Ich wohne in London«, sagte Barbara, als sei das Erklärung genug. »Aber wenn Sie mit Nathan zusammen sind, dann finde ich es doch erstaunlich, dass wir uns nicht schon früher mal über den Weg gelaufen sind. Wir bewegen uns ja hin und wieder in denselben Kreisen. Er versteckt sie also hübsch hier auf dem Lande, ja?«
»Ach, ich glaube, das mache ich schon selbst. Ich steh nicht besonders auf London.« Alice lächelte entschuldigend. »Ich habe während des Studiums drei Jahre da gelebt â ich finde, das reicht.«
»Hm. Ganz schön mutig von Ihnen.«
»Was? Dass ich auf dem Land wohne, wo es
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