Kann ich den umtauschen?
hinzu.
»Können Sie die Wahrheit vertragen? Er ist ein bigotter, groÃspuriger, egozentrischer Idiot.« Er schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, das war ein bisschen sehr direkt, aber so sehe ich ihn. Julian ist mir viel mehr ein Vater, als er es je gewesen ist. Ich bin dankbar, dass es jemanden wie Julian in meinem Leben gibt.«
»Willkommen im Klub.« Alice prostete ihm zu. »Ich kann auch nur sagen, Gott sei Dank, dass ich Flo habe. Flo ist meine Familie, meine Schwester, meine beste Freundin â alles in einem.«
»Und Nathan.«
»Nathan?«
»Sie haben Nathan nicht erwähnt.«
»Tatsächlich. Na so was.« Verwundert schüttelte Alice den Kopf, dann nahm sie ihr Glas zur Hand und sah es vorwurfsvoll an. »Muss am Rotwein liegen.«
Alice stellte das Glas wieder auf den Tisch.
»Ich bin eigentlich alt genug, um zu wissen, dass es mir nicht guttut, mittags schon Alkohol zu trinken. Und schon gar nicht, wenn ich hinterher noch arbeiten muss.«
»Also, dem Wein können Sie nun wirklich nicht die Schuld geben, Alice, Sie haben ja noch nicht mal ein Glas getrunken. Also. Wie haben Nathan und Sie sich kennengelernt?«
Sie trank noch einen Schluck von dem samtigen Rotwein, biss sich auf die Lippe und sah sich im Pub um, als sie an jenen Abend vor sechs Jahren zurückdachte.
»Ich habe Nathan kennengelernt, als er hier war, um Whattelly Hall zu kaufen. Das wusste ich zu dem Zeitpunkt allerdings noch nicht â¦Â«
Daniel saà mit dem Rücken zu dem Vertrag an der Wand, aber Alice wollte ihn jetzt nicht darauf hinweisen.
»⦠und trotzdem hielt sich lange das Gerücht, er habe mich quasi als Inventar dazugekauft.«
»Ja, aber das stimmte ja nicht.«
»Ach, ja? Und woher wollen Sie das wissen?«
»Ich hab das im Gefühl ⦠Und auÃerdem haben ja schon einige der gröÃten Philosophen der Welt einst gesagt, dass Liebe nicht käuflich ist: âºMoney Canât Buy Me Loveâ¹.«
»Philosophen? Die Beatles?«
»Ja, natürlich! âºLet It Beâ¹, âºI Am the Walrusâ¹, âºFree as a Bird⹠⦠die Titel sagen doch alles!«
»âºHappiness is a Warm Gunâ¹?«, fragte Alice lachend. »Was sagt uns das?«
»Hm, darüber müsste ich nachdenken«, freute er sich. »Sie müssen ja ein echter Beatles-Fan sein, wenn sie den Song kennen!«
»Habe ich von meinem Vater geerbt â so ziemlich das Einzige, das nicht noch irgendwie verscherbelt wurde damals â¦Â«, nickte Alice.
Sie unterhielten sich, bis Alice auf die Uhr sah und erschrak.
Er brachte sie zurück zu KonfiKunst und entschuldigte sich, dass er sie so lange aufgehalten hatte. Sie wollte gerade die Autotür aufmachen, da hielt sie noch einmal inne und sagte: »Was ich Sie noch fragen wollte â¦Â«
»Jetzt sagen Sie nicht, Sie wollen wissen, worum es in Julians nächstem Roman geht.« Er lächelte.
»Ja, klar, ich bin doch nur mit Ihnen zum Mittagessen gegangen, weil Sie mit Julian Stanton verwandt sind!«
Er fing schallend an zu lachen.
»Ich hatte eigentlich gehofft, dass Ihnen aufgefallen ist, wie brav ich gewesen bin: Ich habe die letzten eineinhalb Stunden nicht eine Frage zu Julian und seinen Büchern gestellt.«
»Das ist mir in der Tat aufgefallen, also schieÃen Sie los, strecken Sie mich mit Ihrer Frage nieder â Sie haben es sich verdient.«
»Sehr nett von Ihnen, obwohl ⦠Meine Frage hat gar nichts mit Julian zu tun ⦠Was ich fragen wollte, ⦠ich war eher neugierig auf die tolle neue Anmache, die Sie an mir ausprobieren wollten?«
Daniel sah ihr tief in die groÃen grauen Augen, deren Iris so klar umrissen waren, als habe jemand mit einem Stück Kohle einen Kreis um sie gemalt.
»Wow, bist du schön. Jetzt hab ich völlig vergessen, was ich sagen wollte.«
Alice erwiderte seinen Blick regungslos, dann lächelte sie.
»Okay, überzeugt«, lachte sie. »Die war gut.«
Einundzwanzigstes Kapitel
Dienstagvormittag wurde Alice telefonisch mitgeteilt, dass Nathan nach Amerika flog. Allerdings nicht von Nathan selbst, sondern von René.
»Extrem dringende Besprechung«, erklärte sie mit dem üblichen bedauernden Ton in der Stimme. »Wahrscheinlich ist er jetzt schon über dem Atlantik. Er hat mich gebeten, Ihnen Bescheid zu sagen. Er will versuchen, dann wenigstens
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