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Kann ich dir jemals widerstehen?

Kann ich dir jemals widerstehen?

Titel: Kann ich dir jemals widerstehen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Gerard
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sie eine Schachtel Streichhölzer und eine
Kerze. In dem Moment, als sie ein Hölzchen anstrich, flackerte
das Licht und ging aus, gefolgt von einem grellen Blitz.
    "Glück
gehabt", sagte Tonya zu sich selbst, während sie den
Glaszylinder der Lampe abnahm, um den Docht entzünden zu können.
Dann stülpte sie den Zylinder über die Flamme, und der
sanfte Lichtschein erhellte die Hütte. Der leichte Kirschduft
des Lampenöls mischte sich mit dem Duft des regennassen Waldes
und Tonyas Shampoo.
    "Und
ich führe schon wieder Selbstgespräche", setzte sie
hinzu. Da sie so viel allein war – entweder auf Fotosafari in
entlegenen Weltgegenden oder zur Erholung in ihrer Freizeit –,
bekam sie oft nur ihre eigene Stimme zu hören.
    Charlie
hatte das verstanden. Das alte Raubein war ihr sehr ähnlich. Und
er ähnelte seinen Bären. Ein mürrischer, aber
harmloser Geselle, der in seinem geliebten Wald umherstreifte und das
Gebiet kannte wie seine Hosentasche. Genau wie Tonya war er ein
Einzelgänger und glücklich damit. Allerdings war er
keineswegs ungesellig, wie es manche Tonya unterstellten. Er hatte
das Zusammensein mit ihr genossen und sie ohne Zögern zum
Bleiben aufgefordert, als sie mit ihrer Fotoausrüstung, ihren
Campingutensilien und der Bitte um Erlaubnis zum Fotografieren seiner
Bären bei ihm angekommen war.
    Wieder
zerriss ein Blitz die Finsternis. Der Donner folgte diesmal so
schnell, dass Tonya zusammenzuckte. Unwillkürlich legte sie die
Hand auf ihr pochendes Herz.
    "Meine
Güte!" stieß sie hervor. "Der hat bestimmt in
einen Baum eingeschlagen."
    Interessehalber
nahm sie den Telefonhörer ab. Wie erwartet, war die Leitung tot.
Die Drähte führten meilenweit über unbewohntes Land,
und so beschädigte ein abgebrochener Ast oder ein umgestürzter
Baum sie oft, dazu brauchte es mitunter nicht einmal ein Unwetter wie
dieses.
    Erneut
dachte sie automatisch an Webster Tyler. Aus irgendeinem Grund
behagte es ihr nicht, ihn bei diesem schrecklichen Unwetter allein da
draußen zu wissen.
    "Er
ist ein erwachsener Mann, er kann selbst auf sich aufpassen."
    Zumindest
in der Stadt konnte er das. Hier in der Wildnis war er eindeutig im
Nachteil. Tonya schüttelte den Kopf bei dem Gedanken daran, wie
tadellos seine teure Freizeitkleidung gesessen hatte. Eben der
typische Städter, der in jeder Situation passend angezogen sein
möchte. Aber auch wenn er in einem alten T-Shirt und löcherigen
Jeans aufgetaucht wäre, hätte ein einziger Blick auf seinen
perfekten Haarschnitt und die gepflegten Fingernägel genügt,
um den Stadtmenschen zu erkennen.
    Ihr
jedenfalls hatte ein Blick genügt. Selbst jetzt ging ihr Puls
schneller, und das keineswegs wegen des Gewitters.
    Seit
zwölf Jahren redete sie sich ein, ihre Schwärmerei für
Webster überwunden zu haben. Offenbar hatte sie sich die ganze
Zeit etwas vorgemacht. Dabei erinnerte er sich nicht einmal an sie.
Es wäre zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Fast
hätte sie tatsächlich gelacht, doch in diesem Augenblick
sprang die Hüttentür auf, schlug mit einem Knall gegen die
Wand und jagte ihr einen Schreck fürs Leben ein.
    Ein
paar Herzschläge lang stand sie wie erstarrt da, die Augen weit
aufgerissen, während ein tropfnasser, sehr zorniger Mann im
Türrahmen erschien wie eine Gestalt aus einem Gruselfilm.
    Die
schlammbedeckte Gestalt schloss die Tür und knurrte: "Danke
für den herzlichen Empfang. Ich komme gern herein."
    Tonya
wusste nicht, sollte sie vor Erleichterung lachen, weil es kein
Axtmörder war, oder sollte sie mit ihrem Schicksal hadern, weil
es Webster Tyler wieder auf ihre Türschwelle geweht hatte.
     
    Eine
Stunde lang hatte Webster Rot gesehen. Jetzt sah er nur Rosa. Rosa
Socken, rosa Wangen, rosa Lippen. Die wilde Tonya Griffin in
Pink war anbetungswürdig. Das feuchte Haar fiel ihr auf die
Schultern und den Rücken, sie sah sanft und feminin aus und …
Ach, verflixt, jetzt war nicht der passende Moment für
romantische Anwandlungen.
    Durchnässt
und durchgefroren, war er heilfroh, dieser Sintflut draußen
entronnen zu sein. Seine Reaktion auf Tonya würde er später
analysieren, wenn seine Stiefel nicht mehr voller Schlamm waren und
seine Zähne nicht mehr aufeinander schlugen. Wenn sein Gehirn
wieder wie gewohnt funktionierte und er Tonya als das sah, was sie
war – ein Problem, das er mit Geschick und Überredungskunst
zu bewältigen hatte. Und das möglichst schnell, damit er
wieder in die Zivilisation zurückkehren konnte, wo

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