Kann ich dir jemals widerstehen?
unterdrückte ein Stöhnen,
als die Schramme an seiner Schulter sich schmerzhaft bemerkbar
machte, und verschränkte die Hände hinterm Kopf. Der mit
Daunen gefüllte Nylonschlafsack raschelte leise, und den Falten
entströmte erneut Tonyas Duft. Webster versuchte, ihn zu
ignorieren, ebenso wie sein Fantasiebild von ihren Brüsten unter
dem dünnen Shirt. Brüste, die wie sanfte Hügel waren –
verlockend in ihrer Prallheit – und sich ganz sicher wunderbar
weich anfühlten, wenn er sie in die Hände nahm …
Himmel,
der Schlafsack duftete nach ihr. Ein femininer, unglaublich
erotischer Hauch nach Blüten, mit einer Spur von Mückenspray.
Webster
unterdrückte ein Lachen bei dem Gedanken, dass ihn Insektenspray
erregte. Es war einfach zu kindisch.
Er
starrte auf die tanzenden Schatten, die der Feuerschein vom Ofen an
die Decke warf. Er konnte es nicht begreifen, dass er sich auf einmal
für Tonya interessierte.
Zum
hundertsten Mal sagte er sich, dass sie nicht sein Typ war. Zudem war
sie nicht auf eine Beziehung aus. Er übrigens auch nicht. Er war
zu beschäftigt, um sich auf eine Romanze einzulassen. Auf die
wiederum Tonya sich sowieso nicht einlassen würde.
Tonya
Griffin war eine reine Geschäftspartnerin. Gewiss, er war
entschlossen, an ihre weibliche Eitelkeit zu appellieren, damit er
sein Ziel erreichte. Aber darüber sollte es nicht hinausgehen.
Wieder
knarrte das Bett. Unwillkürlich wandte er den Kopf in ihre
Richtung. Sie drehte sich zur Wand, weg von ihm. Ihr Haar war
getrocknet, die weichen Locken breiteten sich über ihren Rücken
aus, und er musste an Engelshaar denken. Sinnlich glänzend wie
flüssige Seide ergoss es sich über die Kissen und lud zum
Streicheln ein.
Die
sanfte Kurve ihrer Hüfte bildete einen lockenden Hügel
unter der alten Steppdecke, die Einbuchtung ihrer schmalen Taille war
wie ein reizvolles Tal. Genauso reizvoll wie Tonyas Verwandlung von
der harten Outdoor-Lady im Militärlook zur Trägerin von
sexy rosafarbenen Dessous, die etwas Mädchenhaftes an sich
hatten. Es machte sie plötzlich weicher, verletzlicher.
Du
bist gar nicht so hartgesotten, wie du dich gibst, Darling, oder?
dachte er. Und ich bin dir nicht so gleichgültig, wie du mir
weismachen willst.
Doch
hier ging es ums Geschäft, nichts weiter.
Ich
bin ja auch nicht wirklich scharf auf sie, sagte er sich und drehte
sich ebenfalls zur Wand. Es ist nur diese merkwürdige Situation,
die Langeweile, diese tödliche Stille. Und die Notwendigkeit,
ihre Unterschrift unter den Vertrag zu bekommen.
Warum
lächelte er dann vor sich hin, während er dalag und Tonyas
tiefen Seufzer hörte? Er wusste es beim besten Willen nicht.
Dies war nicht seine Welt, dieses pionierhafte einsame Leben in einer
Blockhütte mitten im Wald. Eines musste er jedoch zugeben:
Nachdem er sich vorhin aufgewärmt und etwas in den Magen
bekommen hatte, war es ihm richtig gut gegangen. Er hatte den Abend
genossen, sich entspannt. Zum ersten Mal seit – verflixt, er
konnte sich nicht einmal erinnern, seit wann. Das gab ihm doch sehr
zu denken.
Auch
hatte er seinen Sinn für Humor wiederentdeckt, den er so lange
unter Verschluss gehalten hatte. Und das in einer Holzhütte im
tiefsten Wald, ohne Strom, ohne Taxis, die draußen durch die
Straßen jagten – ja, ohne Straßen –, ohne
Polizeisirenen, ohne die Neonlichter vom Broadway. Sogar das Telefon
war tot, und er hatte sein Handy bei dem beinahe tödlichen
Abenteuer mit dem umstürzenden Baum verloren.
Jawohl,
er hatte sich gut amüsiert. Beim Kartenspiel mit Tonya Griffin,
die ein bisschen zu viel Spaß daran hatte, "Hackfleisch
aus ihm zu machen", wie sie ganz ungeniert gesagt hatte.
Ungeniert
und unverfälscht, so war sie. Sie war durch und durch echt,
energiegeladen und für alle Eventualitäten gerüstet.
Was man von ihm nicht behaupten konnte. Zumindest nicht, was den
heutigen Tag anging.
Ich
muss endlich einschlafen, sagte er sich. Morgen wird ein harter Tag.
Er
würde ausgeruhte Muskeln brauchen, denn morgen würde er den
Packesel spielen müssen. Er hatte den starken Verdacht, dass
Tonya ihm nichts ersparen würde.
Es
war dumm gelaufen.
Warum
lächelte er dann noch immer, als er schließlich
einschlief? Und warum fühlte er sich so entspannt und behaglich
auf einem Dielenboden, der so hart war wie der Asphalt auf den
Straßen von New York?
5.
Kapitel
Tonya
öffnete die Hüttentür. Der Morgenhimmel war blau und
klar, im Gegensatz zu dem finsteren, wolkenverhangenen
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